Wenn die Beine plötzlich kribbeln und zucken, kann das Restless Legs Syndrom (RLS) schuld sein. Wir klären, was dahintersteckt, wer besonders betroffen ist und ob die Krankheit heilbar ist.
Fachärztin für Neurologie
ServiceCenter AOK-Clarimedis
Wer RLS hat, leidet unter schmerzenden, kribbelnden, manchmal auch krampfenden Beinen und Füßen. In selteneren Fällen sind auch die Arme betroffen. Vor allem nachts und in Ruhesituationen treten die Symptome auf. Es kann sein, dass die Beschwerden schubweise auftreten – also wochenlang, bevor dann wieder lange Pause ist.
Viele, die von unruhigen Beinen geplagt sind, verspüren einen enormen Bewegungsdrang. Sie stehen auf und laufen herum. Doch oft kommen die Beschwerden zurück, sobald sich die Betroffenen wieder hinlegen und entspannen. Dieser nervenaufreibende Kreislauf kann sich über Stunden hinziehen.
Die unruhigen Beine bringen Betroffene regelrecht um den Schlaf. Wer müde ist, ist unkonzentrierter und reizbarer. Wird das ein Dauerzustand, ist das eine enorme Belastung – körperlich und psychisch.
Bis zu zehn Prozent der Deutschen leiden mindestens einmal im Leben unter dem Restless Legs Syndrom. Davon gehen Fachleute aus. Die neurologische Erkrankung ist auch unter dem Namen Wittmaack-Ekbom-Syndrom bekannt.
Die Ursachen für das Restless Legs Syndrom sind noch nicht vollkommen erforscht. Die primäre Form des RLS umfasst die erbliche Veranlagung. Denn das Restless Legs Syndrom tritt in manchen Familien gehäuft auf.
Die sekundäre Form des RLS ist auf andere Grunderkrankungen oder spezielle Umstände zurückzuführen. Dazu gehören unter anderem:
Teils spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Oft lässt sich aber auch keine Ursache finden.
Ein ausführliches Gespräch hilft Medizinern, einer familiären Vorbelastung auf die Spur zu kommen. Eine Blutuntersuchung kann eine Nierenfehlfunktion oder einen Eisenmangel aufdecken. Manchmal ist zusätzlich ein Besuch im Schlaflabor nötig.
Auch der sogenannte L-Dopa-Test kann Gewissheit bringen: Der Patient bekommt einmal den Wirkstoff Levodopa (auch L-Dopa genannt) verabreicht, wenn die Symptome auftreten. Lassen die Beschwerden nach, gilt das als zuverlässiges Indiz, dass das Restless Legs Syndrom vorliegt. Im Gehirn wird Levodopa zu Dopamin umgebaut. So kann es einen Dopaminmangel etwas ausgleichen und Bewegungsstörungen lindern.
Frauen haben häufiger mit unruhigen Beinen zu kämpfen als Männer. Außerdem leidet bis zu einem Viertel der Schwangeren unter dem RLS. Wenn die Beschwerden erst mit der Schwangerschaft anfingen, verschwinden sie danach meist auch wieder von selbst.
Die Erkrankung kann in jedem Alter beginnen. Typisch ist es bei Menschen zwischen 30 und 40 Jahren.
Ja. Auch Kinder und Jugendliche können das Restless Legs Syndrom haben. Allerdings ist das selten. Schätzungen gehen von zwei bis vier Prozent aus. Meist sind die Anlagen hier vererbt. Studien zeigen: Mancher Erwachsener, der die Diagnose RLS bekommt, erinnert sich, dass die Symptome schon früher anfingen.
Die meisten Kinder bemerken das Restless Legs Syndrom im Alltag kaum. Sollten sie über längere Zeit damit Probleme haben, ist eine ärztliche Abklärung wichtig. Oft äußert sich die Krankheit bei Kindern zuerst durch Schlafstörungen durch die zuckenden Beine. Auch unruhiges hin- und herschaukeln und rastloses durch die Gegend laufen ist typisch. Da dieses Verhalten aber nicht direkt auf das RLS hinweist, wird die Diagnose mitunter nicht gestellt. Kinderärzte vermuten möglicherweise eher Wachstumsschmerzen oder ADHS.
Heilen lässt sich das RLS nicht. Unter anderem, weil die Ursache nicht immer aufzuklären ist. Doch die Symptome lassen sich gut behandeln, sodass ein Alltag ohne Einschränkungen weitgehend möglich ist.
So unterschiedlich wie die Ursachen sind auch die Behandlungsmöglichkeiten. Nur wenn die Ursachen bekannt sind, kann die Therapie dort ansetzen – etwa indem Mediziner Eisenpräparate verschreiben, um einen Mangel auszugleichen.
Wenn die RLS-Diagnose gesichert ist, kommt auch eine Behandlung mit Medikamenten infrage. Insbesondere wenn die Krankheit den Alltag stark einschränkt. Häufig werden dann Dopamin-Medikamente verschrieben. Denn die Mittel wirken auf die Kommunikation des Gehirns mit den Nervenzellen.
Teils nutzen Mediziner diese Wirkstoffe in anderer Dosierung auch zur Behandlung von Parkinson. Das ist jedoch eine eigenständige Erkrankung.
Wichtig zu wissen: Durch eine medikamentöse Therapie können sich die Beschwerden auch verschlimmern (Augmentation). Außerdem kann es unerwünschte Nebenwirkungen geben. Deshalb ist unbedingt die Abstimmung mit einem Arzt nötig.
Stress im Griff
Lernen Sie, Ihren Stress zu verringern.
Ist nicht klar, woher die unruhigen Beine kommen, lassen sich nur die Symptome lindern.
Finden Sie Ihre persönliche Abendroutine: Trinken Sie einen Kräutertee vor dem Schlafengehen oder hören Sie beruhigende Musik. Das entspannt und signalisiert dem Körper die bevorstehende Nachtruhe. Vermeiden Sie Stress und belastende Gespräche am Abend.
Gehen Sie möglichst jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett und stehen Sie zur gleichen Zeit wieder auf. Wenn möglich, passen Sie den Schlafrhythmus Ihrem Biorhythmus an.
Essen Sie abends nicht zu schwer und generell ausgewogen. Achten Sie darauf, genug Eisen zu sich zu nehmen. Es steckt vor allem in Fleisch, aber auch Roter Bete und Hülsenfrüchten.
Obst und andere Nahrungsmittel mit Vitamin C helfen dem Körper dabei, das Eisen aufzunehmen. Verzichten Sie auf Genussgifte wie Alkohol und koffeinhaltige Getränke.
Das Rauchen aufzugeben kann die Symptome des Restless Legs Syndroms lindern.
Kühlende Umschläge oder eine kalte Fußdusche vor dem Schlafengehen können helfen. Auch Beine und Füße zu massieren kann sinnvoll sein.
Ob durch Lesen, Basteln oder Heimwerken: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Gedanken nicht um die unruhigen Beine kreisen. Auch Yoga, progressive Muskelentspannung oder Meditationsübungen können RLS-Erkrankte erleichtern.
Bewährt ist, sich regelmäßig zu bewegen: Nordic Walking, Spazieren, Radfahren. Vermeiden Sie aber, dass Sie den Kreislauf abends noch mal richtig ankurbeln.
Regionale Selbsthilfegruppen und mehr Informationen zum Umgang mit dem RLS finden Sie über die Deutsche Restless Legs Vereinigung.
Letzte Änderung: 28.06.2021
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