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Hodenkrebs erkennen und behandeln: Symptome und Heilungschancen

ArtikelLesezeit: 3:00 min.
Arzt im Gespräch mit einem Patienten

Bildnachweis: © istockphoto.com / gorodenkoff

Hodenkrebs lässt sich gut behandeln, wenn er früh erkannt wird. Symptome treten allerdings erst spät auf. Deshalb sollte jeder Mann einmal im Monat seine Hoden abtasten und auf Auffälligkeiten untersuchen. Wird ein Tumor gefunden, gibt es verschiedene Therapien mit guten Heilungschancen. Wir erklären, wie Sie sich selbst untersuchen und erste Anzeichen erkennen. 

Expertenbild

Die Expertin zum Thema

Dr. Katrin Harrer

Fachärztin für Urologie
ServiceCenter AOK-Clarimedis

Was sind erste Anzeichen für Hodenkrebs?

Der erste Hinweis auf Hodenkrebs ist in den meisten Fällen eine Schwellung oder eine schmerzlose Verhärtung eines Hodens, die zufällig ertastet wird. Zusätzlich kann sich um den Hoden eine wässrige Flüssigkeit ansammeln und eine sogenannte Hydrozele bilden. Mögliche Symptome sind außerdem: Schmerzen im Hodenbereich, ein Ziehen im Hoden oder in der Leiste sowie angeschwollene oder schmerzempfindliche Brustdrüsen. Bei einer fortgeschrittenen Erkrankung können auch Rückenschmerzen auftreten, die durch eine Vergrößerung der Lymphknoten hervorgerufen werden.

Es erkranken vor allem jüngere Männer bis 45 Jahre an Hodenkrebs. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 38 Jahren. Um einen Tumor frühzeitig zu erkennen, sollten Jungen und Männer zwischen 14 und 45 Jahren jeden Monat ihre Hoden abtasten und auf Auffälligkeiten untersuchen. Das gilt umso mehr für Männer mit Risikofaktoren – etwa, wenn es bereits Fälle von Hodenkrebs in der Familie gab, sie unfruchtbar sind oder sie als Kind eine Hodenfehllage wie Leisten- oder Pendelhoden bzw. einen Hodenhochstand hatten. Umweltfaktoren scheinen nach aktuellem Stand der Wissenschaft keine Rolle zu spielen, deshalb gibt es – bis auf die regelmäßige Selbstuntersuchung – auch kaum Empfehlungen für eine Vorbeugung vor Hodenkrebs.  

Ärztin im Gespräch mit einem Paar

Erkennen und heilen

Krebsfrüherkennung ist wichtig!

Selbstuntersuchung der Hoden – so geht’s!

Urologen raten, die Hoden im Stehen unter der warmen Dusche oder nach einem warmen Bad abzutasten. Veränderungen lassen sich dann leichter ertasten, weil die Haut des Hodensacks entspannt ist. Auf diese Anzeichen sollten Sie achten:

  • Größe und Symmetrie: Legen Sie Hodensack und Hoden zunächst in die geöffnete Handfläche und bewegen Sie sie leicht auf und ab – so entwickeln Sie ein Gefühl für die Größe und das Gewicht Ihrer Hoden. Hat sich einer vergrößert oder fühlt sich schwerer an als der andere, kann das ein Warnsignal sein, leichte Abweichungen sind aber normal.
  • Knoten und Verhärtungen: Tasten Sie anschließend jeden Hoden einzeln ab, indem Sie ihn sanft zwischen Daumen und Zeige- und Mittelfinger hin und her rollen. So sind Knötchen, Verhärtungen oder Erhebungen gut zu spüren. Nicht irritieren lassen: Auf der Rückseite des Hodensacks ertasten Sie oben die Nebenhoden, die üblicherweise etwas weicher sind als der Hoden selbst. Wenn Sie Auffälligkeiten feststellen, lassen Sie sich umgehend von einem Urologen untersuchen.
  • Aussehen: Überprüfen Sie im Spiegel, ob beide Hoden gleich aussehen oder sich seit der letzten Selbstuntersuchung verändert haben. Falls ja, kann das ein Anzeichen für Hodenkrebs sein.
  • Schmerzen: Sind die Hoden sehr empfindlich und bereiten Schmerzen? Auch dies ist möglicherweise ein Warnsignal und könnte auf Hodenkrebs hindeuten. Das Gleiche gilt für Schmerzen in einer oder beiden Brustdrüsen.

Bei Veränderungen an den Hoden sollten Sie schnellstmöglich einen Urologen aufsuchen. Mit einer Tast- und Ultraschalluntersuchung sowie gegebenenfalls einer ergänzenden Blutuntersuchung kann ein Verdacht auf einen Hodentumor abgeklärt werden.

Wichtig: Wenn Sie unsicher sind, ob ein Knoten, den Sie ertasten, im Hoden oder außerhalb des Hodens liegt, sollten Sie vorsichtshalber einen Arzt aufsuchen.

Behandlung: Wie gut ist Hodenkrebs heilbar?

Hodenkrebs ist fast immer heilbar, auch in einem fortgeschrittenen Stadium. In den meisten Fällen wird der befallene Hoden operativ entfernt (Orchiektomie). Sollte eine weitere Behandlung notwendig sein (z.B. Strahlen- oder Chemotherapie), hängt diese maßgeblich von der Art des Tumors ab: Mediziner unterscheiden zwischen einem Seminom (Entartung der Spermatogonien, auch Ursamenzellen genannt) und einem Nicht-Seminom (alle anderen Keimzelltumore des Hodens).

  • Seminom im frühen Stadium: Hat der Tumor noch nicht metastasiert, kommt je nach Risikofaktoren eine sogenannte aktive Überwachung infrage. Das bedeutet, dass zunächst keine weitere Behandlung erfolgt, der Patient jedoch gezielt in regelmäßigen Zeitabständen untersucht wird. Der Patient wird erst dann behandelt, wenn die Erkrankung fortschreitet.

Liegt eine geringfügige Lymphknotenmetastasierung vor, stehen Bestrahlung und Chemotherapie zur Wahl. Dadurch soll verhindert werden, dass sich eventuell zurückgebliebene kleinste Tumorreste als Metastasen verbreiten. Ein zunächst nur im Hoden liegender Tumor kann nämlich im weiteren Verlauf vor allem die Lymphknoten im Bauchraum befallen.

  • Seminom im fortgeschrittenen Stadium: Wenn die Lymphknoten stark befallen sind oder sich an anderen Stellen im Körper Metastasen gebildet haben, wird eine Chemotherapie angewendet.
  • Nicht-Seminom: Ein Nicht-Seminom reagiert nicht auf Bestrahlung, hier kommt ebenfalls eine Chemotherapie oder eine operative Entfernung von Lymphknoten im Bauchbereich infrage.

Nachsorge ist wichtig: Nach abgeschlossener Behandlung wird der Arzt den Patienten weiterhin in regelmäßigen Abständen untersuchen, um einen möglichen Rückfall frühzeitig zu erkennen. Das gilt auch, wenn der Hodenkrebs in einem frühen Stadium erfolgreich behandelt wurde.

Kinderwunsch mit Hodenkrebs: Wie lange warten?

Viele Männer werden auch nach einer Hodenkrebserkrankung noch Väter. Meist ist nur ein Hoden vom Krebs betroffen, sodass die Zeugungsfähigkeit und die Produktion des Hormons Testosteron durch den anderen Hoden weiterhin gegeben sind. Dennoch kann es sinnvoll sein, wenn Patienten sich vor einer Operation ihre Samen einfrieren lassen (Kryokonservierung), um sich einen eventuellen späteren Kinderwunsch zu erfüllen. Werden beide Hoden entfernt, kann der Patient keine Kinder mehr zeugen. Außerdem können die Samenqualität und die Zeugungsfähigkeit nach einer Strahlen- oder Chemotherapie beeinträchtigt sein, so dass eine Kryokonservierung insbesondere vor Beginn einer solchen Behandlung erwogen werden sollte.

Besprechen Sie Ihren Kinderwunsch und das mögliche Einfrieren des Spermas mit Ihrem behandelnden Arzt und Ihrer Gesundheitskasse.

Hodenkrebs – wann ist es zu spät?

Nach Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) erkranken in Deutschland jährlich rund 4.200 Männer neu an Hodenkrebs. Das entspricht etwa 1,6 Prozent aller Krebserkrankungen bei Männern und ist somit eher selten. Gleichzeitig sind die Heilungschancen sehr gut. Wird die Krankheit frühzeitig erkannt und behandelt, beträgt die Heilungsquote sogar nahezu 100 Prozent. Bei einer Diagnose im stark fortgeschrittenen Stadium sinkt sie auf etwa 70 Prozent, doch in Deutschland sterben außergewöhnlich wenige Männer an Hodenkrebs.

Letzte Änderung: 04.11.2022