Zeichen und Gebärden können Kleinkinder schon zeigen – eine ganze Weile, bevor sie sprechen können. Für Eltern sind die Babygebärden eine Chance, früh mit dem Nachwuchs zu kommunizieren. Eine Expertin aus Hamburg hat Tipps, wie der Einstieg gelingt.
Diplom-Pädagogin und Sprachförderin, Gründerin von babySignal sowie Kursleiterin und Ausbilderin in Hamburg
Die Zeichen basieren auf der deutschen Gebärdensprache. Doch anders als bei Gebärden für Gehörlose setzen Eltern ihre Stimme parallel zu den Gebärden ein. „Wir sprechen den ganzen Satz und zeigen dazu einzelne Schlüsselgebärden“, erklärt Sprachförderin Wiebke Gericke. Die Diplom-Pädagogin leitet unter anderem Kurse für Babygebärden in Hamburg und Umgebung. „Babys und Kleinkinder können schon früh Gebärden wie ‚essen‘, ‚trinken‘ oder ‚Katze‘ verstehen. Irgendwann fangen sie dann an, diese festgelegten Zeichen nachzumachen, wenn die Kinder diese zur Verständigung im Alltag brauchen können.“
„Babygebärden erleichtert die Verständigung zwischen Ihnen und Ihrem Nachwuchs“, bringt es Gericke auf den Punkt. „Babys und Kleinkinder erhalten die Möglichkeit, Wünsche und Gefühle auszudrücken, bevor sie sprechen können.“ Ihrer Erfahrung nach entwickeln die Kinder durch die Gebärden Freude daran, zu kommunizieren. Nach einiger Zeit können die meisten Kinder mit ihren Händen erzählen, was sie brauchen und interessant finden.
Durch anschauliche Gebärden begreifen kleine Kinder außerdem leichter, was das gesprochene Wort bedeutet. „Stellen Sie sich vor, Sie schwingen die Arme, während ein Vogel vorbeifliegt: Das Kind wird Sie und den Vogel aufmerksam beobachten“, nennt die Expertin ein Beispiel. Nebenbei fördern die Gebärden Motorik und Selbstbewusstsein der Kleinen. Sie merken: „Ich bin wichtig und darf mitreden“.
Wann immer Sie mögen. „Je jünger das Kind ist, wenn Eltern mit Babygebärden beginnen, desto länger müssen sie meist warten, bis das Kind mitmacht“, sagt Gericke. Motorik und Sprachverständnis sind schließlich individuell und altersabhängig. „Lassen Sie sich nicht entmutigen und haben Sie Geduld“, lautet der Rat der Expertin.
Wenn das Kind etwa ein halbes Jahr alt ist, entwickelt sich ein erstes Sprachverständnis. Kleinkinder können oft schon eine ganze Menge verstehen – Verbindungen zwischen Wörtern und Personen oder Dingen herstellen. Ihr Problem: Der aktive Wortschatz reicht noch nicht, um ihre Bedürfnisse auszudrücken.
Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. „Eltern sollten sich darauf einlassen, die Gebärden zu entdecken und sich überraschen lassen, wann das Kind startet“, sagt Gericke. Manche Kinder reagierten monatelang kaum auf die Babygebärden und beginnen dann recht plötzlich, diese nachzumachen.
Sollte Ihr Kind im Alter von rund zwei Jahren noch nicht oder nur sehr wenig sprechen, berichten Sie Ihrem Kinderarzt davon. Das kann verschiedene Ursachen haben. Diese sollten beobachtet und gegebenenfalls weiter untersucht werden.
„Ja. Die Gebärden bereichern Ihre gesprochenen Sätze und ersetzen das Sprechen nicht“, beruhigt Gericke. Die Babygebärden helfen den Kleinen, sich auszudrücken. Im besten Fall werden sie verstanden und wer sich verstanden fühlt, kommuniziert mehr. „Das ist eine Motivation, sich auch anders ausdrücken zu können, also irgendwann zu sprechen wie die Großen.“ Wie lange die Kinder die Gebärden nutzen, ist individuell verschieden.
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Am besten eignet sich dazu ein Kurs. Manche drehen sich um ein bestimmtes Thema, zum Beispiel Essen oder Natur. „Der Austausch mit anderen motiviert Kinder und Eltern“, erzählt Gericke. Dabei geht es nicht vorrangig darum, möglichst viele Gebärden zu lernen. Eltern haben auch die Chance, eine schöne Zeit mit ihrem Kind zu verbringen und sich gemeinsam zu entwickeln. In Kursen bekommen sie die Grundlagen vermittelt. Wie bei einer Fremdsprache heißt es zu Hause dann spielerisch üben, üben, üben. Online-Kurse, YouTube-Videos oder Bücher können solche Kurse ergänzen.
„Sie können nicht bestimmen, welche Gebärde ein Kind zeigt und sinnvoll findet“, erklärt Gericke. Begeistert sich das Kind für Tiere, wird es vielleicht einen Affen gebärden. Andere zeigen schnell, dass sie Hunger haben. Gerade am Anfang ist es ratsam, sich mit dem Baby auf wenige Zeichen zu konzentrieren und diese oft zu wiederholen.
In der Regel schon. Günstig ist es, die Handbewegungen spielerisch in den Alltag einzubauen. Babygebärden eignen sich auch für Familien, die ihr Kind mehrsprachig erziehen. Denn hier wird ein und dieselbe Gebärde für das Kind mit unterschiedlichen Wörtern verknüpft.
Kurse: babySignal bietet bundesweit Kurse sowie Onlinekurse an.
Nach Kursen in Ihrer Nähe können Sie zum Beispiel auch hier suchen:
Zwergensprache.com
kindergebaerden.info
Buchtipp: „babySignal – mit den Händen sprechen“ von Wiebke Gericke (Kösel-Verlag, überarbeitete Neuauflage 2019, 18 Euro)
Letzte Änderung: 23.02.2022
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