Ob Krippe, Kita, Kindergarten oder Grundschule – Kopfläuse sind ein Problem in Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder. Ein Kopflausbefall ist kein Grund zur Panik, sollte aber behandelt werden. Wie Sie einen Kopflausbefall erkennen und dann darauf reagieren, erklären wir hier.
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin
ServiceCenter AOK-Clarimedis
Erfahrene Eltern kennen das: Es gibt immer wieder Hochphasen im Jahr, in denen es in der Gemeinschaftseinrichtung der Kinder zu nicht enden wollenden Fällen von Kopfläusen kommt. Vor allem nach den Sommerferien, also im Spätsommer und im Herbst. Das könnte daran liegen, dass die Kinder wieder mehr – dicht an dicht – in Innenräumen zusammenspielen.
Einer Umfrage der Technischen Universität Dresden zufolge sind Kopfläuse in Krippen, Kitas und Grundschulen der Normalfall: Demnach kam es in rund 95 Prozent der im Raum Dresden befragten Kitas und 100 Prozent der Grundschulen zwischen 2006 und 2021 zu einem Kopflausbefall.
Aber warum sind Kleinkinder besonders häufig von Kopfläusen betroffen? Sie verbringen in Gemeinschaftseinrichtungen einfach täglich viel Zeit miteinander – und das sehr nah. Sie machen gemeinsam Mittagsschlaf, stecken beim Bilderbuchanschauen die Köpfe zusammen, tauschen im Verkleidungszimmer Hüte miteinander aus oder bürsten sich gegenseitig die Haare. Alles Dinge, die Erwachsene in der Regel nicht tun – sie pflegen im Alltag keine solch engen Kontakte zu Personen außerhalb der Kernfamilie.
Die nur wenige Millimeter großen, flügellosen Kopfläuse krabbeln auf dem Kopf ihres Wirts herum, saugen Blut aus der Kopfhaut und pflanzen sich schnell fort. Ihre Eier – Nissen genannt – kleben sie sehr fest an einzelne Haare, ganz nah an der Haarwurzel. Dort lassen sie sich mit einer Lupe als Schuppen oder kleine tropfenförmige Säckchen gut erkennen. Die Tiere sind in der Regel grau-durchsichtig, weshalb sie rötlich werden, wenn sie gerade Blut gesaugt haben.
Auch wenn Läuse bei den meisten Menschen Ekel verursachen: Sie sind völlig harmlos. Sie übertragen keine Krankheitserreger. Allerdings können sich die von ihnen verursachten kleinen Wunden entzünden und dann Einfallstor für Bakterien und andere Erreger sein.
Weil Kopfläuse beim Beißen Spucke in die Bissstelle geben, reagiert die Kopfhaut mit einem Juckreiz. Deshalb erkennen Sie einen fortgeschrittenen Kopflausbefall häufig spätestens am unstillbaren Drang, sich am Kopf zu kratzen. Ein weiteres Symptom ist rote, brennende Haut, vor allem an den Schläfen, im Nacken und hinter den Ohren.
Weil Kopflaus-Fälle im Kindesalter so häufig vorkommen, sollten Sie gleich stutzig werden, wenn Ihr Kind sich auffällig häufig am Kopf kratzt. Am besten ist, Sie haben schon eine Lupe zuhause; das macht es leichter, die Läuse oder Nissen zu erkennen. Sie können auch eine gewöhnliche Haarspülung einmassieren und das Haar mit einem Nissenkamm gegen den Strich kämmen. Den Kamm streifen Sie dann auf hellem Papier ab. Stellen Sie einen Kopflausbefall fest, sollten Sie das Kind in der Kinderarztpraxis vorstellen und danach mit der Behandlung starten. Selbst wenn es Ihnen peinlich ist: Informieren Sie umgehend Kita, Schule und Co. – dazu sind Sie sogar gemäß Infektionsschutzgesetz verpflichtet. Auch die Eltern enger Spielkameraden freuen sich über einen Hinweis.
Läuse zu haben, ist kein Zeichen von mangelnder Hygiene. Es ist wichtig, das Thema nicht zu stigmatisieren oder sich dafür zu schämen. Das würde nur eine schnelle Bekämpfung verhindern und die weitere Verbreitung fördern. Sehr ratsam ist, dass alle Eltern das Thema ernst nehmen und bei einem Befall in der Kita-Gruppe oder Schulklasse regelmäßig die Kinderköpfe kontrollieren. Sonst kann sich der Befall über mehrere Wochen ziehen, weil sich die Kinder immer wieder gegenseitig „anstecken“.
Zunächst einmal: Ruhe bewahren und nicht vor lauter Ekel panisch reagieren. Ein Kopflausbefall lässt sich gut behandeln, braucht aber etwas Geduld. Es gibt diverse auch rezeptfreie Medikamente zur Bekämpfung. Bei einigen handelt es sich um Insektizide, die chemische Wirkstoffe enthalten, bei anderen um silikonölhaltige Mittel, die physikalisch wirken: Das Öl lässt die Läuse ersticken. Auch wenn ein Kinderarztbesuch ist nicht zwingend notwendig ist, hat der Besuch den Vorteil, dass geeignete Läusemittel für Kinder unter 12 Jahren auf Rezept verschrieben werden können, sodass Sie als gesetzlich Versicherte nicht privat dafür aufkommen müssen. Nach der Erstbehandlung und in den darauffolgenden Tagen ist es sinnvoll, mit einem Nissenkamm die toten Läuse und Nissen aus dem nassen Haar zu streifen. Nach sieben bis zehn Tagen ist die Behandlung mit dem Läusemittel zu wiederholen.
Haben Sie Angst davor, dass sich die Kopfläuse auch in der Wohnung verteilt haben? Keine Sorge, Kopfläuse überleben auf Gegenständen nicht lange. Dennoch können Sie Mützen, Schals, Bettwäsche und Kopfhandtücher vorsorglich bei 60 Grad waschen und Kuscheltiere für drei Tage möglichst luftdicht in einer Plastiktüte verschließen. Kämme, Haarbürsten, Haarspangen und -gummis sollten in heißer Seifenlösung gereinigt werden. Das RKI empfiehlt zwar keine grundsätzliche präventive Mitbehandlung von Familienmitgliedern, sie sei aber in Erwägung zu ziehen. Am besten ist, alle Familienmitglieder helfen sich gegenseitig dabei, ihren Kopf auf einen Befall zu überprüfen.
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Die Wirksamkeit von übermäßiger Haarhygiene, Anti-Läuse-Shampoos mit duftenden Substanzen wie Weidenrinde und das Flechten langer Haare zu einem Zopf ist fraglich. Besser ist es, die Anzeichen zu kennen und entsprechend schnell zu reagieren.
Achten Sie außerdem auf aktuelle Aushänge in der Gemeinschaftseinrichtung mit Hinweisen auf Fälle von Kopflausbefall. Ein betroffenes Kind darf erst nach erfolgter Erstbehandlung mit einem geeigneten Mittel wieder in die Kita oder Schule zurückkehren. Als Eltern sollten Sie aktiv darauf drängen, dass auch in Kita und Co. gemeinsam benutzte Kissen, Hüte, Bürsten gereinigt werden, um die „Ansteckungs“kette zu durchbrechen.
Natürlich kann eine Laus auch beim Kuscheln oder beim gemeinsamen Schlafen im Elternbett von Kopf zu Kopf wandern. Laut Embryotox*, dem Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin, ist Dimeticon das Mittel der Wahl bei Kopflausbefall in Schwangerschaft und Stillzeit. Dimeticon eine physikalisch wirkende Substanz. Dabei handelt es sich um ein Silikonöl, das der Symptomlinderung bei Gasansammlungen im menschlichen Magen-Darm-Bereich dient, sich aber auch in der Bekämpfung von Kopfläusen bewährt hat.
*Embryotox bietet unabhängige Informationen zur Verträglichkeit von Arzneimitteln in Schwangerschaft und Stillzeit.
Letzte Änderung: 11.09.2024
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