Was kann man gegen Rheuma tun? Was passiert, wenn man zuckerkrank ist? Und wie viele Stunden Schlaf braucht der Mensch? In der Interviewreihe „Drei Fragen an …“ beantworten Experten brennende Fragen rund um die Gesundheit. In dieser Folge: Dr. Eleanor Hüttel, Apothekerin beim Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie Berlin, über verantwortungsvollen Medikamentenkonsum in der Schwangerschaft.
Apothekerin, Embryotox Berlin
Foto: PicturePeople GmbH
Frau Hüttel, warum sollten sich Schwangere und Stillende immer rückversichern, bevor sie ein Medikament einnehmen, und sei es „nur“ eine Schmerztablette bei Fieber oder Kopfschmerzen?
Manchmal ist es auch in Schwangerschaft und Stillzeit nicht vermeidbar, Krankheiten oder Beschwerden mit Medikamenten zu behandeln. Arzneistoffe können zu bestimmten Zeitpunkten der Schwangerschaft eventuell ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen mit sich bringen, sich negativ auf das Wachstum des Fötus auswirken, die Funktion bestimmter Organsysteme negativ beeinflussen oder in der Stillzeit in relevanten Mengen in die Muttermilch übergehen. Deshalb raten wir gerade bei einer Eigenmedikation mit frei erhältlichen Schmerzmitteln im letzten Schwangerschaftsdrittel zu besonderer Vorsicht. Es geht darum, die für die jeweilige Schwangerschaftsphase oder Stillzeit gut untersuchten Medikamente zu wählen, die das ungeborene bzw. gestillte Kind möglichst keinem Risiko aussetzen.
Welches sind die häufigsten Symptome und Medikamente, wegen derer sich Schwangere oder Stillende bei Ihnen melden?
Jede dritte Anfrage kommt aus dem Themenkreis der psychiatrischen Erkrankungen. Da geht es also zum Beispiel um Medikamente, die Frauen bei Angststörungen, Depressionen oder Psychosen einnehmen. Auch akute Erkrankungen wie „Husten-Schnupfen-Heiserkeit“ oder die Behandlung von Schmerzen oder Harnwegsinfektionen wird oft thematisiert, gefolgt von Anfragen zu chronischen Erkrankungen wie etwa Bluthochdruck oder entzündlichen Darmerkrankungen. Die Bandbreite der angefragten Arzneimittel ist sehr hoch.
Schwangerschaft & Geburt
Die AOK unterstützt werdende Eltern.
Welchen Beitrag können Schwangere leisten, um die Arbeit von Embryotox zu unterstützen und so die Arzneimitteltherapiesicherheit in der Schwangerschaft zu verbessern?
Wenn sich die Schwangere oder ihre betreuenden Ärzte bei Embryotox via Online-Fragebogen oder telefonisch für ein Beratungsgespräch melden, können wir ein sogenanntes Follow-up vereinbaren. In dem Fall verschicken wir nach der Schwangerschaft einen Fragebogen zum Schwangerschaftsverlauf. Darin erkundigen wir uns, welche Medikamente genau in der Schwangerschaft eingenommen wurden und zu welchem Zeitpunkt. Außerdem, ob die Schwangerschaft unproblematisch verlief, wie groß und schwer das Baby bei der Geburt war und ob gegebenenfalls Auffälligkeiten bestanden. Wir sammeln also Daten zu den Schwangerschaftsausgängen und können diese in Beobachtungsstudien auswerten. Nur durch solche Auswertungen und unter Berücksichtigung der allgemeinen Studienlage können wir die Arzneimittelsicherheit beurteilen und Risiken einschätzen oder Schwangere und Stillende bei der Auswahl von Arzneistoffen unterstützen. Dies beeinflusst auch die zukünftige Beratung Schwangerer, aber auch der medizinischen Fachkreise, also Ärzte, Apotheker und Hebammen.
Letzte Änderung: 15.10.2024
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