Ob im Job oder privat – viele von uns haben Probleme, auch einmal „Nein“ zu sagen. Die Folge: Die eigenen Bedürfnisse verschwimmen, wir bürden uns zu viel auf, sind gestresst und überfordert. Im Interview mit der Clarimedis-Psychologin Dr. Julia Petmecky gehen wir den Fragen auf den Grund, warum Neinsagen durchaus gesund ist und wie man „Nein“ sagt, ohne seinen Gegenüber zu verletzen.
Psychologin
Frau Petmecky, Sie arbeiten seit fast achtzehn Jahren als Psychologin. Erklären Sie uns, warum es vielen Menschen so schwer fällt, „Nein“ zu sagen?
Zunächst einmal: Es fällt nicht allen Menschen gleich schwer. Im Normalfall ist es uns einfach unangenehm. Wir wissen, dass wenn wir einen Wunsch ausschlagen, unser Gegenüber darüber nicht erfreut sein wird. Es gibt aber auch Personen, die extreme Angst haben, dass sie bei einem „Nein“ an Wertschätzung verlieren würden.
Fällt es Menschen eher im privaten Kreis schwer, „Nein“ zu sagen oder ist es ein berufliches Phänomen?
Das ist unterschiedlich. Es kommt vor, dass sich ein Mensch im Beruf sicher durchsetzen kann, sich aber im Privaten unsicher fühlt – oder umgekehrt. Ich denke aber, dass es im Beruf häufiger einen stärkeren Druck gibt mitzumachen. So werden auch dann Aufgaben übernommen, wenn man eigentlich bereits überlastet ist.
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Warum ist es für die Psyche wichtig, sich selbst und den anderen klare Grenzen zu setzen?
Oft merken wir das Ungleichgewicht erst, wenn wir bereits überlastet sind und unsere eigenen Aufgaben nicht mehr schaffen. Doch wer sich immer nur nach anderen richtet, verliert das Gefühl für die eigenen Bedürfnisse. Mit der Zeit fühl man sich leer und ausgenutzt. Daher ist es wichtig, zu reflektieren, ob das Jasagen einem Muster folgt. Dabei hilft ein Vergleich: Bin ich jemand, der viel mehr tut, als andere? Und hat mein Jasagen zur Folge, dass ich regelmäßig ausgenutzt werde? Wenn ja, muss ich dieses Muster unbedingt durchbrechen.
Wie sage ich selbstbewusst „Nein“, ohne zu verletzen?
Dafür gibt es eine Regel: Wer eine Absage höflich und von seinem eigenen Standpunkt aus formuliert, klingt weniger verletzend. Es ist ein Unterschied, ob man sagt „Ich muss zunächst meine eigene Arbeit erledigen.“ Oder „Mach deinen Kram doch selbst!“.
Gibt es Situationen, in denen man „Ja“ sagen sollte, obwohl man keine Kapazitäten hat?
Ja. In diesem Fall muss man überprüfen, wie wichtig diese Aufgabe für die eigene Position und/oder die individuelle Beziehung zum Gegenüber ist. Ist diese Aufgabe zentral wichtig, sollte man eine Ablehnung gründlich abwiegen. Kann man sie aber verschieben oder auch an jemand anderes delegieren, ist es in Ordnung sie zum Selbstschutz abzulehnen.
Letzte Änderung: 28.08.2020
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