Ob als Elternteil, Großeltern oder Babysitter: Wenn sich Kinder verletzen, ist schnelle Hilfe gefragt. Wie Sie bei alltäglichen Verletzungen und im Notfall Erste Hilfe leisten.
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin
ServiceCenter AOK-Clarimedis
Alle Infos auf einen Blick: Die wichtigsten Infos zur Ersten Hilfe bei Kindern sind auch in unserem PDF zum Download zusammengefasst.
Erste Hilfe ist immer wichtig und richtig. Denn alles ist besser, als nichts zu tun. Mit kleinen Handgriffen können Sie Großes bewirken. Damit Sie lernen, wie Sie im Notfall richtig reagieren, besuchen Sie einen Erste-Hilfe-Kurs, denn Theorie allein reicht nicht. Sie werden sich sicherer fühlen, wenn Sie Handgriffe wie die stabile Seitenlage, Herzdruckmassage und Wiederbelebung tatsächlich geübt haben.
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Das gilt auch für die Erste-Hilfe-Maßnahmen. Beispielsweise überstrecken Sie den Kopf eines Kleinkindes – anders als bei Erwachsenen – bei der Beatmung nicht. Der Grund: Die Atemwege könnten sich sonst verschließen. Außerdem haben Kinder eine höhere Herzfrequenz. Bei der Herzdruckmassage müssen Sie also öfter drücken. Manche Erste-Hilfe-Handgriffe unterschieden sich zudem je nach Alter des Kindes.
Besuchen Sie daher einen speziellen Kurs „Erste Hilfe am Kind“. Der AOK-Kurs „Baby-Kind-Erste-Hilfe-Seminar“ liefert Informationen und Tipps für den Alltag. So geraten Sie im Notfall nicht in Stress und können Ihr Kind sicher verarzten. Die Kosten für den AOK-Kurs bekommen Sie erstattet. (Aufgrund der aktuellen Situation finden die Kurse voraussichtlich erst ab Oktober/November wieder statt.)
Erste-Hilfe-Seminar
Notfallversorgung für Baby und Kind.
Neben der AOK bieten auch weitere Träger Kurse an. Zum Beispiel:
Sprechen Sie das Kind mehrfach laut an. Babys kneifen Sie leicht in den Oberarm. Dreht sich das Kind in Ihre Richtung, sieht Sie an oder antwortet, ist es bei Bewusstsein. Dann können Sie fragen, wo das Kind Schmerzen hat. Reagiert es nicht, legen Sie das Kind auf den Rücken und kontrollieren Sie die Atmung. Sie oder umstehende Personen sollten schnellstmöglich einen Notruf absetzen und das Kind in eine stabile Seitenlage bringen.
Wichtig: Schütteln Sie das Kind nicht, um das Bewusstsein zu prüfen. Durch die ruckartige Bewegung wird der Kopf des Kindes vor- und zurückgeworfen. Das kann Schäden im Gehirn auslösen (Schütteltrauma).
Wenn das Kind zwar bewusstlos ist, aber noch selbstständig atmet, bringen Sie es in eine stabile Seitenlage. Die Seitenlage muss nicht perfekt sein – wichtig ist, dass das Kind nicht auf dem Rücken liegt. Denn im bewusstlosen Zustand erschlafft die Muskulatur, die Zunge fällt zurück und das Kind könnte daran ersticken. Außerdem verhindert eine Seitenlage, dass das Kind an Erbrochenem erstickt.
Sie haben verschiedene Möglichkeiten: Schauen Sie, ob sich der Brustkorb hebt und senkt. Halten Sie Ihr Ohr über Mund und Nase des Kindes – können Sie es atmen hören? Oder spüren Sie den Atem an Ihrer Wange?
Wenn Ihr Kind nicht mehr atmet, setzen Sie einen Notruf ab und beginnen Sie sofort mit der Wiederbelebung.
Atemspende und Herzdruckmassage kommen zum Einsatz, wenn Sie ein Kind wiederbeleben müssen. Rufen Sie in jedem Fall vor Beginn um Hilfe. Denn bei der Herzdruckmassage sollten Sie sich möglichst alle zwei Minuten mit einer anderen Person abwechseln. Am besten üben Sie den genauen Ablauf in einem Erste-Hilfe-Kurs.
Legen Sie das Kind auf eine (Rettungs)decke auf den Boden. Wichtig – anders als bei Erwachsenen wird der Kopf bei der Beatmung nicht überstreckt!
Bei Säuglingen:
Bei Kindern über einem Jahr:
Tipp: Den richtigen Rhythmus für die Herzdruckmassage hat zum Beispiel der Refrain des Songs „Stayin’ alive“ von den Bee Gees.
Kleine Verbrennungen können Sie, sofoern die Haustelle geschlossen ist, unter fließendem, lauwarmem (!) Wasser kühlen (nicht länger als 20 Minuten). Sobald der Schmerz nachlässt, können Sie das Kühlen unterbrechen oder natürlich, wenn das Kind es als unangenehm empfindet. Großflächige Verbrennungen dürfen Sie nicht kühlen. Setzen Sie einen Notruf ab. Reißen Sie eingebrannte Kleidung nicht ab, um weitere Verletzungen zu vermeiden. Tragen Sie auf keinen Fall Salben auf die Verbrennungen auf. Handelt es sich um Verbrennungen an Gesicht, Genitalien oder Händen, bringen Sie Ihr Kind unbedingt zu einem Arzt. Das gilt auch für größere, tiefere Wunden.
Sollte das Kind sich beim Essen oder an Kleinteilen verschlucken, ist schnelles Handeln gefragt. Versuchen Sie Husten auszulösen: Babys bzw. Kinder unter einem Jahr legen Sie dazu mit dem Bauch auf Ihren Unterarm. Der Kopf sollte tiefer liegen als der restliche Körper. Nun klopfen Sie fest zwischen die Schulterblätter auf den Rücken.
Kinder älter als ein Jahr legen Sie bäuchlings über Ihr Bein oder fordern es auf, sich nach vorne zu beugen. Klopfen Sie auch hier beherzt auf den Rücken zwischen die Schulterblätter, damit das Kind hustet und sich der Gegenstand löst. Wenn das nicht ausreicht, gibt es weitere Handgriffe, die Sie anwenden können – die lernen Sie am besten in einem Erste-Hilfe-Kurs.
In jedem Fall gilt: Atmet das Baby bzw. Kind nicht oder läuft blau an, rufen Sie sofort den Rettungsdienst. Versuchen Sie die Atemwege frei zu machen und beginnen Sie mit der Atemspende und Herzdruckmassage (siehe Punkt „Wiederbelebung“).
Es gibt viele unterschiedliche giftige oder ätzende Stoffe, die gefährlich sind: Putzmittel, Medikamente, Zigaretten oder giftige Pflanzen. Daher ist es schwer, eine allgemeingültige Regel zur Ersten Hilfe zu nennen. Wichtig ist, lösen Sie kein Erbrechen aus. Dabei kann die Substanz die Atemwege schädigen. Geben Sie dem Kind kleine Schlucke Wasser oder Saft, um den Schadstoff zu verdünnen – Finger weg von Milch. Rufen Sie den Giftnotruf in Ihrer Nähe an und fragen Sie dort um Rat. Wenn möglich, geben Sie am Telefon folgende Infos durch:
Wichtig: Hat das Kind Beschwerden (zum Beispiel Atemnot), rufen Sie direkt den Rettungsdienst!
Setzen Sie Ihr Kind aufrecht und beugen Sie den Kopf leicht nach vorne. So können Sie das ablaufende Blut auffangen. Ein kaltes Handtuch im Nacken kann dabei helfen, die Blutung zu stillen. Wichtig: Das Blut sollte abfließen können, also keine Wattepfropfen oder Ähnliches in die Nasenlöcher stecken. Sollte das Nasenbluten länger anhalten, kontaktieren Sie einen Kinderarzt.
Im Alltag bekommen Kinder schnell mal ein blutendes Knie oder einen aufgeschürften Ellenbogen. Haben Sie deshalb immer ausreichend Pflaster und einen Verbandskasten im Haus.
Hier heißt es zuerst: Notruf absetzen und Blutung stoppen. Denn verliert das Kind viel Blut, kann das schnell gefährlich werden. Drücken Sie dazu mit einer sterilen Kompresse oder einem dicken, keimfreien Tuch (notfalls Taschentuch) fest auf die Wunde, bis die Blutung nachlässt. Reicht das nicht, muss ein Druckverband her. Sollten größere Splitter oder Glas in der Wunde stecken, ziehen Sie den Fremdkörper nicht heraus. Sonst können weitere Verletzungen entstehen.
Die meisten Unfälle passieren im Haushalt – das gilt auch für Kinder. Dabei lassen sich schon mit ein paar einfachen Handgriffen viele Gefahrenquellen beseitigen. Lesen Sie hierzu die Tipps für ein kindersicheres Zuhause.
Die wichtigsten Infos zur Ersten Hilfe bei Kindern sind auch in unserem PDF zum Download zusammengefasst. Drucken Sie sich das PDF aus, tragen Sie die Nummer Ihres Kinderarztes und des regionalen Giftnotrufs ein und haben Sie somit alle Infos griffbereit.
Letzte Änderung: 12.08.2020
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