Früher saßen Kinder im Auto einfach unangeschnallt auf der Rückbank, das ist heute zum Glück nicht mehr vorstellbar. Die Gesetze sind streng und die richtigen Kindersitze klar nach Größe, Alter und Gewicht vorgeschrieben. Wir haben Klassiker und Neuheiten unter die Lupe genommen.
Kindersitzexperte des ADAC
Das Gute vorweg: Kindersitze werden immer besser. Kamen 2003 noch 60 Kinder unter 12 Jahren bei Verkehrsunfällen im Auto ums Leben, waren es 2019 noch 20. Natürlich: Die Autos um sie herum werden auch immer sicherer. Aber Andreas Ratzek, Kindersitz-Experte vom ADAC, bemerkt: „In den letzten Jahren hat sich an der Unfallstatistik nicht mehr signifikant etwas geändert in puncto Kindersicherheit. Wir sind hier auf einem sehr guten Level, weil viele Kindersitze wirklich gut sind und die meisten Modelle von den bekannten Herstellern die gesetzlichen Mindestanforderungen deutlich übertreffen.“
Das ist die Frage, die sich Eltern als Allererstes stellen sollten. Bei Autokindersitzen gibt es eine Aufteilung nach Normgruppen:
Den Sitz sollten Sie immer wechseln, wenn das Gewicht oder die Körpergröße des Kindes die nächsthöhere Klasse erfordert. Installieren Sie den Kindersitz auf der Rückbank, also in zweiter Sitzreihe. Soll ein rückwärtsgerichteter Kindersitz auf dem Beifahrersitz gesichert werden, so schalten Sie in jedem Fall den Airbag aus. „Wichtig ist, Kinder nicht zu früh in den nächsten Sitz umzuziehen“, sagt Experte Ratzek, „gerade bei den Ein- bis Zweijährigen sieht man deutlich, dass sie laut Unfallstatistik zu früh wechseln und einem höheren Risiko bei Unfällen ausgesetzt sind.“
Idealerweise verfügen Auto und Kindersitze über Isofix. Dieses Befestigungssystem ist in neuen Fahrzeugen mittlerweile zum Standard geworden und erlaubt eine stabile direkte Befestigung des Sitzes am Fahrzeug. Der Sitz sowie das Kind werden also nicht ausschließlich über die vorhandenen Sitzgurte fixiert. Gerade Sitze für kleinere Kinder bis etwa 4 Jahre haben ein großes Sicherheitsplus. „Vorteil beim Isofix ist auch, dass beim Einbau meist wenig Fehler gemacht werden können und der Sitz schneller gesichert ist“, erklärt Ratzek. „Gerade wenn man zwei Kinder hat, bietet Isofix zudem Komfortvorteile, wenn die Eltern nicht mit Gurten kämpfen müssen.“
Halten Sie sich sowohl bei der Befestigung über die normalen Dreipunktgurte als auch bei Isofix-Sitzen unbedingt an die Vorgaben des jeweiligen Sitzherstellers. Dort sind die Gurtführung und Befestigung klar vorgegeben. Beachten Sie diese Angaben, auch wenn es mal schnell gehen muss. Denn insbesondere der richtige Gurtverlauf ist für die Sicherheit des Kindes und die Minimierung von möglichen Unfallverletzungen enorm wichtig.
Rückwärtsgewandtes Fahren ist ein Trend, der viele Eltern beschäftigt. Während manche froh sind, dass die Kinder endlich am sozialen Leben im Fahrzeug teilnehmen und mit den Eltern vorn Blickkontakt haben können, schwören andere darauf, ihre Kinder so lange wie möglich rückwärtsgewandt fahren zu lassen. Aus Sicht des Kindersitzexperten spricht einiges für Reboarder, vor allem in den jungen Jahren nach der Babyschale, wenn die Nackenmuskulatur noch nicht kräftig ist. Er sieht aber auch, wie umständlich das Reinsetzen und Anschnallen für die Eltern oft ist. „Der Platz ist zwangsläufig begrenzt. Eine gute Lösung ist deswegen aus unserer Sicht ein Sitz, der sich drehen und sich zugleich zum Reinsetzen seitlich stellen lässt“, so Ratzek.
Wovon der ADAC-Experte indes dringend abrät, ist der Smart Kid Belt. Der Zusatzgurt soll einen Kindersitz überflüssig machen, indem er zwischen dem regulären Dreipunktgurt des Fahrzeugs befestigt wird und so die Gurthöhe an die Größe des Kindes anpasst. Doch in Crashversuchen zeigte sich deutlich, dass die Konstruktion Kinder beim Frontalunfall nicht hinreichend schützt und das Verletzungsrisiko hoch ist. Der Beckengurt schnitt beispielsweise tief in den Bauch des Dummys ein und könnte im Realfall schwerste innere Verletzungen verursachen.
Rundum gut versorgt
Für die Gesundheit Ihrer Familie.
Ein Kindersitz sollte bestenfalls im Fachhandel gekauft werden, da die Verkäufer geschult sind und Sie entsprechend beraten können. Außerdem haben Sie im Reklamationsfall einen direkten Ansprechpartner. Fachgeschäfte bieten außerdem immer die Möglichkeit an, den Sitz probeweise im Auto einzubauen.
Gebrauchte Sitze sind für Ratzek nicht grundsätzlich tabu: „Wenn Sie wissen, woher der Sitz kommt – aus der Verwandtschaft zum Beispiel – dann können Sie sich in der Regel darauf verlassen, dass der Sitz unfallfrei ist, und es ist unbedenklich.“ Die Sitze, die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind, seien qualitativ nicht so viel besser, dass es unbedingt ein neuer Kindersitz sein müsse. Nur von Käufen aus unbekannter Hand rät er ab.
Kindersitze sind in Europa genormt. Und doch sieht man am Flughafen häufig Familien, die ihre Kindersitze vom Kofferband picken. „Die Vorgaben aus Deutschland gelten grundsätzlich auch in den anderen EU-Ländern“, sagt Ratzek, „aber es ist verständlich, dass man bei der Mietwagenleihe auf Nummer sicher gehen will.“ Denn oftmals würden außerdem günstige Sitzschalen teuer vermietet werden und die meisten Fluglinien transportieren Kindersitze ohnehin kostenlos.
Letzte Änderung: 08.08.2022
Einwilligungserklärung für die Nutzung der Social Media Plugins
Für die Nutzung von Social-Media Dienstangeboten diverser Unternehmen stellen wir Ihnen Social-Media-Plug-ins zur Verfügung. Diese werden in einem Zwei-Klick-Verfahren auf den Online-Angeboten der AOK eingebunden.
Die AOK erfasst selbst keinerlei personenbezogene Daten oder Informationen über deren Nutzung mittels der Social-Media-Plug-ins.
Über diese Plug-ins können jedoch Daten, auch personenbezogene Daten, an die US-amerikanischen Diensteanbieter gesendet und gegebenenfalls von diesen genutzt werden. Das hier eingesetzte Verfahren sorgt dafür, dass zunächst keine personenbezogenen Daten an die Anbieter der einzelnen Social-Media-Plug-ins weitergegeben werden, wenn Sie unser Online-Angebot nutzen. Erst wenn Sie eines der Social-Media-Plug-ins anklicken, können Daten an die Dienstanbieter übertragen und durch diese gespeichert bzw. verarbeitet werden.