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Macht gesund! Warum sollten Kinder draußen spielen?

ArtikelLesezeit: 2:00 min.
Kinder in gelben Regenmänteln laufen durch einen Bach

Bildnachweis: © stock.adobe.com / IURII BUKHTA

„Raus mit euch!“, hallt es gern durch die Flure, wenn die Kinder in der Wohnung hocken. Dass Kinder möglichst oft zum Spielen nach draußen sollen, ist keine alte Erziehungsmethode, sondern hält gesund, stärkt das Immunsystem und bietet für den Erfahrungsschatz wertvolle Sinnesreize.

Es ist kein Ammenmärchen: Für Kinder und Jugendliche ist es sehr wichtig, dass sie ihre Umwelt selbst entdecken und sich so oft es geht draußen aufhalten. Das stärkt nicht nur wichtige Fähigkeiten wie Neugier, Motorik und Mut, sondern hat auch direkte Auswirkungen auf das Immunsystem. Wenn Kinder draußen spielen – sei es im Matsch, beim Straßenkreidemalen, Bäumeklettern, Höhlenbauen oder Fangenspielen –, wird die Beweglichkeit gefördert und der Gleichgewichtssinn geschult. Kinder lernen hier, ihre Durchsetzungskraft zu verbessern, sie werden robuster. Vor allem freies, kreatives und wildes Spiel, vielleicht sogar ohne elterliche Aufsicht, ist es, was Kindern im Alltag oft fehlt – draußen in den städtischen Parks oder den Wäldern auf dem Land erleben sie es. Davon profitiert auch ihr Sozialverhalten.

Stadtkinder leiden häufiger unter Asthma und Heuschnupfen als Landkinder. Dabei spielen auch Keime eine Rolle, denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass unsere antiseptische Welt mitverantwortlich ist für den Anstieg von Asthma und Allergien bei Kindern. Dreck und Bakterien ausgesetzt zu sein, hilft dem Immunsystem eines Kindes, nicht allergisch auf alles mögliche zu reagieren.

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Viele gute Gründe

Matsch fördert Sensorik

Sich dreckig machen, rummatschen und fern der Konventionen zu sein, verbessert erwiesenermaßen auch kognitive Fähigkeiten. Vor allem Matsch hat sich als ein hervorragender Lehrmeister erwiesen: Das konzentrierte sensorische Spiel schult die Kreativität und trainiert feinmotorische Fähigkeiten. Matsch ist ein Material ohne bestimmten Zweck. Er ermöglicht Kindern, frei zu spielen, da sie damit nichts falsch machen können – und zwar egal, auf welchem Entwicklungsniveau das Kind sich befindet. Jüngere Kinder profitieren von der sensorischen Erfahrung, ältere Kinder können indes konkretere Ziele umsetzen und bauen. Wenn kleine Kinder den Matsch essen, ist das übrigens kein Drama. Solange die Sandkiste oder der Blumenkasten nicht leer ist danach, besteht kein Grund zur Sorge: Unsere extrem starke Magensäure tötet die allermeisten Keime ab, bevor sie in die Blutbahn gelangen.

Bewegung schützt vor Krankheiten

Ganz klar: Draußen spielen heißt meist auch in Bewegung sein. Das senkt nicht nur das Risiko für Übergewicht, sondern auch für Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft ist außerdem für die psychische Gesundheit gut. Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit werden gestärkt, wenn Kinder beim Klettern und Toben erfahren, wo ihre eigenen Grenzen liegen.

Abhärtung und Vitamin D

Als Eltern brauchen Sie sich keine Sorgen machen, dass Ihr Kind draußen bei Kälte krank wird. Nur von kalten Temperaturen wird man nicht krank. Im Gegenteil: Wer auch bei kühleren Temperaturen ins Freie geht, trainiert das Immunsystem. Krankheitserreger können Kindern so weniger anhaben, auch weil die trockene Heizungsluft die Schleimhäute weniger angreifen kann. Sonnenlicht kurbelt außerdem die Vitamin-D-Produktion an, was nicht nur dem Immunsystem guttut, sondern auch für kräftige Knochen und viele andere Prozesse benötigt wird.

Wie bleiben Kinder sicher beim Draußenspielen?

Als Eltern sind Sie dazu verpflichtet, Ihre Kinder zu schützen. Und gleichzeitig, Ihre Kinder zu selbstständigem und verantwortungsbewusstem Handeln zu erziehen. Gar nicht so leicht, hier das richtige Maß zu finden. Vorausschauendes Risikobewusstsein ist erst ab einem Alter von acht Jahren bei Kindern zu beobachten. Das ist also schon mal ein guter Anhaltspunkt. Gibt es aber beispielsweise einen ruhigen Innenhof, den das Kind gut kennt, dann kann auch ein vier- bis fünfjähriges Kind dort schon mal für eine kleine Weile allein spielen – sofern die Eltern immer mal wieder einen Blick drauf werfen können und in Rufnähe sind.

Und ganz klar: Vorsicht im Umgang mit Fremden sollte den Kindern schon frühzeitig beigebracht werden – spätestens wenn sie sich draußen alleine aufhalten, aber ohne grundsätzliche Ängste vor unbekannten Menschen zu schüren. 

Ideen für Draußenspiele

  • Naturmandala: Nach Lust und Laune werden aus Naturmaterialien Formen und Muster gelegt. Es entsteht ein wundervolles Gesamtkunstwerk, das auch dauerhaft aus Steinen oder vergänglicher aus Stöcken, Moos, Blättern, Früchten und Blüten gebaut werden kann.
  • Kastanienbad: Der Kinderpool ist noch nicht eingemottet? Perfekt! Viele, viele Kastanien sammeln und das Planschbecken damit füllen. Dann können sich die Kinder reinlegen und entspannen.
  • Baumfreund: Das Kind sucht einen Baum aus und erklärt ihn zu seinem Freund. Nun darf der mit einer Blätter- und Blumenkette geschmückt werden – und wird fortan immer wieder besucht.
  • Ochs am Berg: Die Spieler stellen sich bis auf einen in einer Reihe auf. Der einzelne Spieler ist der Ochse und steht mit einigem Abstand mit dem Rücken zu den anderen. Nun ruft er: „Ochs am Berg!“ – und zwar so langsam, wie er möchte. Beginnt der Ruf, dürfen die anderen Spieler auf ihn zulaufen, hören sie Berg, müssen sie erstarren. Der Ochse dreht sich dann nämlich blitzschnell um – jeder, der sich jetzt noch bewegt, muss zurück auf die Startposition. Wer als Erster den Ochsen erreicht, hat gewonnen.

Letzte Änderung: 10.10.2022