Was kann man gegen Rheuma tun? Was passiert, wenn man zuckerkrank ist? Und wie viele Stunden Schlaf braucht der Mensch? In der Interviewreihe „Drei Fragen an …“ beantworten Experten brennende Fragen rund um die Gesundheit. In dieser Folge: Cagla Kurtcu, Leitung von fünf Gesundheitskiosk-Standorten in Hamburg, über die Aufgabe, Menschen in sozialen schwachen Wohngebieten beim Gesundwerden und -bleiben zu helfen.
Advanced Practice Nurse und Leitung der Gesundheitskioske in Hamburg
Frau Kurtcu, was war Ihre Motivation, die Leitung eines Gesundheitskiosks zu übernehmen?
Wir haben aus dem Studium der Pflege und der Advanced Practice Nurses/Community Health Nurses den Auftrag mitgenommen, die Professionalität in der Pflege voranzubringen. Deshalb wollte ich unbedingt etwas machen, wo ich die Theorie in die Praxis umsetzen kann. Die Gesundheitskioske bieten die ganze Bandbreite des echten Lebens. Hier arbeite ich mit sozial benachteiligten Menschen, Alleinerziehenden und Menschen mit Migrationshintergrund – und vor allem letzteres passt perfekt. Schließlich habe ich selbst einen Migrationshintergrund, kenne die Kulturunterschiede und das Bedürfnis nach kultursensibler Behandlung und weiß um die Probleme mit Sprachbarrieren. Aber in den Gesundheitskiosk kommen natürlich auch Menschen ohne Migrationshintergrund, die im Gesundheitssystem ohne unsere Hilfe völlig aufgeschmissen wären. Und obwohl ich heute die Leitung habe, bin ich immer noch sehr gerne in der Beratung, weil es die Menschen sind, die mich berühren.
Kommen die Menschen spontan zu Ihnen oder eher mit Termin?
Unsere Türen stehen immer offen, montags bis freitags von 09:30 bis 18:00 Uhr. Die Gesundheitskioske liegen an sehr guten Standorten: am Marktplatz, im Ärztehaus, im Einkaufscenter, da ist viel Laufkundschaft. Die Leute lesen dann das Stichwort „Gesundheit“, sind neugierig, kommen spontan an den Tresen – und schon sind wir miteinander im Gespräch. Mit unserer pflegerischen Expertise finden wir schnell heraus, welche gesundheitlichen Päckchen der Besucher zu tragen hat. Auf Basis dieser Kurzanamnese können wir weitere intensive Beratungsgespräche führen und Hilfe vermitteln. Heißt: Die meisten Menschen kommen nicht unbedingt mit einem konkreten Anliegen, aber jeder geht mit einer Hilfe. Ein Teil der Besucher wird aber auch von einem Arzt überwiesen, etwa damit wir ihnen helfen, besser mit einer chronischen Erkrankung umzugehen und diese in den Alltag zu integrieren.
Leistungen von A bis Z
Leistungen und Services der AOK auf einen Blick.
Gibt es Fälle, die Sie in der Beratung besonders berühren?
Ja, einige. Wenn zum Beispiel eine junge alleinerziehende Mutter mit Mitte 35 einen Schlaganfall hat, dann bewegt mich das – und es spornt mich an, weiter hinter die Fassade zu gucken. Hier geht es nicht nur darum, die gesundheitlichen Langfristfolgen des Schlaganfalls abzumildern und darauf hinzuweisen, dass Rauchen und Cola trinken natürlich ab sofort tabu sind. Hier ist es auch wichtig zu schauen, wie es überhaupt zu diesem ungewöhnlich frühen Schlaganfall gekommen ist. Und der Blick hinter die Fassade enthüllt dann das ursprüngliche Problem: zum Beispiel die Überforderung mit der familiären Situation, vielleicht weil das eigene Kind eine bis dato nicht diagnostizierte psychische Störung hat. Da sind manchmal so große Baustellen im Hintergrund, die mit unserer Hilfe geschlossen werden können – und erst dann ist der Weg frei für einen eigenverantwortlichen Umgang mit der Gesundheit, vielleicht auch für eine Heilung. Und egal, ob wir unsere Patienten nur dreimal sehen oder ob sie ein paar Jahre brauchen, um gesundheitlich auf eigenen Beinen zu stehen – wir sind immer an ihrer Seite. Ganz individuell, nach persönlichem Bedarf.
Letzte Änderung: 29.02.2024
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