Abonnieren Sie den vigo-Newsletter. Wir halten Sie zu allen interessanten Gesundheitsthemen auf dem Laufenden!

Wir verwenden Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern.

Misophonie: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

ArtikelLesezeit: 2:00 min.
Mann hat die Augen fest geschlossen und hält sich Ohren zu

Bildnachweis: © stock.adobe.com / Andrey Popov

Bei Misophonie werden Geräusche regelrecht zur Qual. Was dahintersteckt und wie viele Menschen betroffen sind, lesen Sie hier.

Expertenbild

Die Expertin zum Thema

Heike Maier

Dipl.-Psychologin
ServiceCenter AOK-Clarimedis

Was ist Misophonie?

Misophonie, auch bekannt als selektive Geräuschempfindlichkeit, bezeichnet eine starke emotionale Reaktion auf bestimmte Geräusche. Die Reaktion kann von Irritation und Stress bis hin zu Wut und Panik reichen. Das zeigt auch der Ursprung des Begriffs: Er leitet sich von den griechischen Wörtern „miso“ (Hass) und „phonia“ (Geräusch) ab. 

Wie viele Menschen leiden unter Misophonie?

Eine Situation mit unangenehmen Geräuschen hat sicherlich jeder schon durchlebt. Quietschendes Kratzen über eine Tafel dürfte wohl niemand mögen. Personen, die unter Misophonie leiden, erleben jedoch darüber hinaus, dass alltägliche Geräusche ihnen starke Probleme bereiten. Das Phänomen ist vergleichsweise noch unerforscht. Studien gehen aber davon aus, dass etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung betroffen sind.

Misophonie kann durch eine Vielzahl von Geräuschen ausgelöst werden. Zu den häufigsten Triggern gehören:

  • Kaugeräusche (z.B. Kauen, Schlucken, Schmatzen)
  • Atmen (z.B. starkes Ein- und Ausatmen, Schnarchen)
  • Tippgeräusche (z.B. Tippen auf einer Tastatur, Trommeln mit den Fingern)
  • Sich wiederholende Geräusche (z.B. Klickgeräusche, Stiftklopfen)

Es ist wichtig, zu betonen, dass die Auslöser von Person zu Person unterschiedlich sein können. Während einige Menschen nur auf bestimmte Geräusche reagieren, können andere eine breite Palette von Geräuschen als belastend empfinden. Diese höchst selektive Geräuschintoleranz ist sehr typisch für die Misophonie. So gibt es auch viele laute Alltagsgeräusche – wie etwa das Prasseln von starkem Regen oder das Schreien eines Kindes – das Betroffene gar nicht als unangenehm empfinden.
 

Die Ursachen: Was sagt die Forschung?

Die Ursachen von Misophonie sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass sowohl genetische als auch umweltbedingte Faktoren eine Rolle spielen: Einige Studien deuten darauf hin, dass Misophonie mit einer überaktiven Verbindung zwischen den auditiven und emotionalen Zentren des Gehirns zusammenhängt. Stress und negative Erfahrungen in der Vergangenheit könnten ebenfalls zu einer Störung beitragen. Einige Psychologen sehen Misophonie als eine Form der sensorischen Überempfindlichkeit. 

Betroffene zeigen oft übersteigerte emotionale Reaktion auf bestimmte Geräusche, die in der Regel keine starke Reaktion hervorrufen sollten. Die Klassifizierung von Misophonie als Krankheit ist umstritten. Während einige Experten sie als eigenständige Störung anerkennen, wird sie von anderen als Symptom oder Teilaspekt anderer psychischer Störungen betrachtet. Einig sind sich die Fachleute aber darin, dass Misophonie das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann und daher nicht als Bagatelle abgetan werden sollte.

„Aktiv und Entspannt“-Kurse im Fitnessstudio

Wir bringen Bewegung in Ihr Leben!

„Aktiv und Entspannt“-Kurse im Fitnessstudio

Therapie: Was kann ich dagegen tun?

Die gute Nachricht: Es gibt verschiedene Ansätze, um die Lebensqualität trotz Misophonie deutlich zu verbessern. Eine offene Kommunikation mit dem nahen Umfeld ist oft der erste Schritt und kann Verständnis und Rücksichtnahme fördern. Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Tai Chi können helfen, Stress und Angst zu reduzieren. 

Wenn die Symptome bestehen bleiben, kann psychologische Unterstützung nötig sein. Therapieansätze wie die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) sind geeignet, um Reaktionen auf Triggergeräusche zu verändern, alternative Bewältigungsstrategien zu entwickeln und diese in den Alltag zu integrieren. Selbsthilfegruppen bieten zusätzlich wertvollen Austausch und praktische Tipps.

Durch eine Kombination aus Selbsthilfestrategien und professioneller Unterstützung können Betroffene also lernen, gut mit Misophonie umzugehen.

Letzte Änderung: 10.06.2024