„Bitte fass mich nicht an!“ – wenn jeglicher Körperkontakt zu viel wird, sprechen Experten vom Overtouched-Syndrom. Vor allem Mütter von Säuglingen und Kleinkindern sind davon betroffen. Das Gefühl, zu viel berührt zu werden, ist gar nicht selten. Sprechen Sie es unbedingt an, wenn es Sie betrifft.
Dipl.-Psychologin
ServiceCenter AOK-Clarimedis
Eine wissenschaftliche Einordnung mit festen Kriterien gibt es bislang noch nicht für das Overtouched-Syndrom. Doch viele stillende Frauen zum Beispiel kennen das Gefühl. Denn Kinder brauchen viel Nähe und fordern sie ein: Berührungen an der Brust beim Stillen, Patschehändchen beim Spielen im Gesicht, Kuscheln zum Einschlafen. Dieser ständige Körperkontakt kann für manche Eltern zu viel werden, sie fühlen sich „overtouched“, also „zu viel berührt“.
Neben Eltern kann das Phänomen auch Menschen betreffen, die generell sensibel auf Reize reagieren. Psychische Störungen wie ADHS oder eine Autismus-Spektrum-Störung können das Empfinden noch verstärken.
Das Zuviel an körperlicher Nähe führt zu Gereiztheit, Erschöpfung und Stress. Auch Aggressionen können durch das Overtouched-Syndrom entstehen. Nicht selten fühlen Eltern sich körperlich und psychisch überfordert: Wie sollen sie das eigene Kind noch gut versorgen?
Die Auswirkungen beziehen sich oftmals jedoch nicht nur aufs Kind. Betroffene meiden dann auch Körperkontakt zum Partner oder der Partnerin – ein Kuss zur Begrüßung, eine Umarmung oder Sex sind nicht denkbar. Neben Lust- oder Gefühllosigkeit kann auch ein Gefühl von Ekel vor Nähe oder Intimität hinzukommen. Auch freundschaftliche Berührungen empfinden manche bereits als unangenehm. So kann die eigene Erfahrung von zu viel Körperkontakt auch zur Belastungsprobe für Beziehungen werden und zu Streit und Abgrenzung führen.
Unabhängig von seiner Ausprägung ist das Syndrom eine natürliche Reaktion auf ein menschliches Grundbedürfnis: körperliche Autonomie. Zwei Faktoren tragen wesentlich dazu bei, dass ein Mangel an Selbstbestimmtheit entsteht.
Achtsamkeit
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Wem bewusst ist, dass zu viel Körperkontakt ein Problem ist, hat die erste Hürde bereits genommen. Weitere Schritte können helfen, mit dem Overtouched-Syndrom besser zurechtzukommen, sodass sich die Empfindungen wieder normalisieren.
Das eigene Overtouched-Gefühl anzusprechen, kann Überwindung kosten. Wichtig ist jedoch, seiner eigenen Wahrnehmung zu vertrauen und persönliche Grenzen zu setzen. Um niemanden vor den Kopf zu stoßen, kann die gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg helfen. Der amerikanische Psychologe hat einen Vier-Schritte-Plan konzipiert, bei dem Gefühle und Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. Es geht um: Sehen, Fühlen, Brauchen, Bitten.
Letzte Änderung: 02.09.2024
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