Zittern ist eines der typischen Symptome für Morbus Parkinson und sinnbildlich für die sogenannte Schüttellähmung. Erste Anzeichen zeigen sich aber schon viel früher und werden oft mit Altersbeschwerden verwechselt. Lesen Sie hier, welche Warnsignale es gibt, wie die Parkinson-Krankheit behandelt wird und was Betroffene und Angehörige für eine gute Lebensqualität tun können.
Fachärztin für Neurologie
ServiceCenter AOK-Clarimedis
Parkinson, auch Morbus Parkinson genannt, ist eine Erkrankung des Gehirns. Dabei sterben Gehirnzellen in einem bestimmten Bereich ab. Das Absterben der Gehirnzellen führt dazu, dass die allgemeine Bewegungsfähigkeit abnimmt.
Die umgangssprachliche Schüttellähmung gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen, von der vor allem ältere Menschen betroffen sind. Typische Anzeichen sind Zittern, Muskelsteifigkeit und verlangsamte Bewegungen. Die Krankheit ist nicht heilbar. Aber sie schreitet nur langsam fort und die Symptome lassen sich mit Medikamenten gut behandeln.
Parkinson gehört zu den häufigsten Erkrankungen im Alter und tritt durchschnittlich ab einem Alter von 60 Jahren auf. Die Krankheit kann sich aber auch schon früher zeigen: Circa zehn Prozent aller Betroffenen bemerken erste Symptome vor dem 40. Lebensjahr. Selbst Jugendliche können daran erkranken. Laut der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen leben in Deutschland aktuell circa 400.000 Menschen mit einer Parkinson-Erkrankung.
Bei Parkinson sterben Gehirnzellen ab, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Dadurch entsteht einen Mangel an Dopamin. Betroffen sind vor allem die Hirnbereiche, die die Bewegungen des Körpers steuern. Als Folge kommt es zu Bewegungsstörungen.
„Die Ursachen für den Abbau der Gehirnzellen sind bisher allerdings nicht bekannt“, erklärt Neurologin und AOK-Clarimedis-Expertin Dr. Silke Leesemann. Deshalb wird diese Form des Parkinsons auch als idiopathisches Parkinson-Syndrom bezeichnet. Idiopathisch bedeutet, dass es keine erkennbare Ursache gibt. Circa 75 Prozent aller Parkinson-Erkrankten sind davon betroffen.
Ein Parkinson-Syndrom kann aber auch die Folge von anderen neurologischen Erkrankungen wie einer Demenz sein. Zudem können auch Medikamente, Tumoren, Gehirnverletzungen oder Gehirnentzündungen ein Parkinson-Syndrom verursachen.
„Da blieb das Hamsterrad stehen und mein Leben war von einem Tag auf den anderen komplett anders“ – Thorsten Heyer war Anfang vierzig und der Chef einer Eventfirma, als er die Diagnose Morbus Parkinson bekam.
Im Videoporträt verrät der heute 44-Jährige aus Oberwesel, wie sich die Krankheit bei ihm äußert, wie sie seinen Alltag verändert hat, was er sich von seinen Mitmenschen wünscht – und inwiefern es ihm heute leichter fällt, das Leben zu genießen.
Die Krankheit entwickelt sich schleichend. Bis sich Symptome zeigen, kann die Krankheit schon mehrere Jahre bestehen. Erste Anzeichen können jedoch Hinweise auf eine Parkinson-Erkrankung geben, vor allem wenn sie gehäuft auftreten.
Häufig werden die ersten Anzeichen mit Alterserscheinungen verwechselt und fallen deshalb nicht auf. Im Laufe der Zeit können sie sich aber verstärken. Wie stark diese Veränderungen sind und welche der Frühsymptome tatsächlich auftreten, ist bei jedem individuell verschieden. Zu den ersten Anzeichen gehören unter anderem:
Sollten Sie den Verdacht haben, an Parkinson erkrankt zu sein, dann wenden Sie sich an Ihren Hausarzt.
„Typisch für Parkinson sind vier Hauptsymptome. Sie können bei jedem Einzelnen in verschiedenen Ausprägungen und Kombinationen auftreten“, so Leesemann. Die Erkrankung wird als Parkinson diagnostiziert, wenn eine sogenannte Akinese vorliegt sowie noch mindestens eines der anderen Hauptsymptome: Rigor, Ruhetremor oder Posturale Instabilität.
Begleitend können sich zudem Symptome wie Empfindungs-, Kreislauf-, Riech-, Blasen- und Verdauungs- oder Schlafstörungen zeigen. Auch eine Depression kann ein Begleitsymptom des Parkinsons sein.
Bewegungen laufen allgemein langsamer ab. Spontane und bewusste Bewegungen sind nur mit Anstrengung und verzögert möglich. Generell fällt es Betroffenen schwerer, in Bewegung zu kommen – zum Beispiel von einem Stuhl aufzustehen oder den ersten Schritt zu setzen.
Zudem werden die Schritte kleiner, die Stimme wird leiser, das Schlucken fällt schwerer. Auch die Beweglichkeit der Gesichtsmuskulatur nimmt ab, die Mimik wird weniger ausdrucksstark und wirkt häufig maskenartig. In der Regel zeigen sich die Symptome zunächst auf einer Körperseite.
Der Spannungszustand der gesamten Muskulatur ist erhöht. Dadurch sind Beine und Arme dauerhaft angespannt und lassen sich nur schwer bewegen. Durch die Muskelanspannung entwickelt sich mit der Zeit auch die typische, nach vornüber gebeugte Körperhaltung.
Das Zittern beginnt häufig auf einer Körperseite, vor allem in der Hand oder im Arm. Der Tremor macht sich in Ruhe bemerkbar und lässt bei Bewegung nach. Durch geistige Beschäftigungen oder Emotionen wird er aber oft verstärkt. Der Ruhetremor kommt bei Parkinson-Erkrankten am häufigsten vor.
Betroffenen fällt es schwer, bei Drehbewegungen oder plötzlichen Stößen die Balance zu halten. Die Gleichgewichtsstörungen treten häufig erst im mittleren Krankheitsstadium auf.
Parkinson entsteht durch einen Mangel an Dopamin in bestimmten Hirnbereichen. Zur Behandlung werden vor allem Medikamente eingesetzt. Sie gleichen diesen Mangel aus, hemmen den Dopaminabbau oder stimulieren die Dopaminrezeptoren.
Letztere sind sogenannte Dopaminagonisten und können mittlerweile sogar als Pflaster verabreicht werden. „Sie werden dem Patienten auf die Haut aufgeklebt und sorgen mit einer kontinuierlichen Wirkstoffabgabe über 24 Stunden für einen konstanten Dopaminspiegel im Blut“, so Leesemann. „Das ist vor allem für ältere oder leicht vergessliche Patienten, die mehrere Tabletten einnehmen müssen, eine Vereinfachung.“ Reicht die Therapie mit Tabletten oder Pflaster nicht mehr aus und ist der Parkinson weit fortgeschritten, dann kommt gegebenenfalls eine Dopaminpumpe oder ein Hirnschrittmacher infrage, um die Symptome zu lindern.
Ergänzend zur medikamentösen Behandlung werden auch Therapien wie Physiotherapie oder Ergotherapie eingesetzt. „Bei der Bewegungsarmut und der Steifigkeit können zum Beispiel Bewegungsabläufe wie das Gehen trainiert werden. Außerdem kann an der Haltungsstabilität gearbeitet oder Alltagstätigkeiten geübt werden“, erklärt die Neurologin. Verschlechtert sich das Sprechen oder das Schlucken, kann auch eine Logopädie helfen.
Parkinson ist nicht heilbar. Die Krankheit ist aber auch nicht lebensbedrohlich. Betroffene können mit einer gut eingestellten Medikamententherapie sowie aktivierenden Maßnahmen über Jahre ein erfülltes Leben führen.
Parkinson-Erkrankte sollten sich aber darauf einstellen, dass sie im Spätstadium verstärkt auf Hilfe angewiesen sind. Denn Bewegungen fallen mit der Zeit immer schwerer, sodass sie bei vielen Alltagsaktivitäten sowie beim Anziehen und der Körperpflege Unterstützung brauchen.
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Medizinische Hilfe am Telefon.
Aus Unsicherheit oder Angst vor unangenehmen Reaktionen ziehen sich viele Parkinson-Erkrankte zurück und reduzieren ihre Kontakte auf den engsten Familienkreis. Das kann sich jedoch nachteilig auf den Krankheitsverlauf auswirken.
Denn Betroffene verlieren die Übung, Alltagssituationen selbst zu bewältigen. Mangelnde Bewegung verstärkt zudem die körperlichen Einschränkungen. Wer aber weiterhin aktiv am Leben teilnimmt, erfährt schnell, dass sich seine Lebensqualität deutlich verbessern lässt.
Schon bei gesunden Menschen führt mangelnde Bewegung zu gesundheitlichen Einschränkungen. Bei Parkinson-Patienten hat Bewegungsmangel noch gravierendere Folgen – denn alleine die Krankheit führt schon zu Muskelabbau und einer schlechteren Körperhaltung. Bleiben Sie also in Bewegung: Ausdauer- und Krafttraining wirken sich positiv auf die körperliche Fitness aus, steigern die Muskelkraft und verbessern Gleichgewicht sowie Körperhaltung. Grundsätzlich ist jede Sportart erlaubt, sollte aber auf die körperlichen Beeinträchtigungen abgestimmt sein. In speziellen Parkinson-Sportgruppen kann zudem unter Anleitung gemeinsam mit anderen trainiert werden.
Freizeitaktivitäten jeglicher Art fördern die Eigenständigkeit. Sie haben außerdem einen positiven Einfluss auf das psychische Gleichgewicht und spielen somit eine wichtige Rolle beim Kampf gegen die Krankheit.
Es gibt viele Hilfsmittel und Tricks, um sich das Leben zu erleichtern – zum Beispiel, um Gleichgewichtsstörungen oder Anlaufschwierigkeiten auszugleichen. Dazu gehören unter anderem:
Parkinson-Erkrankte neigen dazu, sich zurückzuziehen und sich weniger zuzutrauen. Helfen Sie dem Betroffenen, seine Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten. Animieren Sie ihn deshalb immer wieder zu alltäglichen Aufgaben, zu Treffen mit Freunden oder Hobbys.
Gemeinsame Aktivitäten müssen Sie nicht aufgeben. Urlaub, Wandern oder Fahrradfahren – vieles ist möglich, nehmen Sie dabei aber Rücksicht auf den Gesundheitszustand. Sport zusammen motiviert. Gleichzeitig fördern Sie die körperliche Leistungsfähigkeit des Erkrankten und können Hilfestellung geben, wenn es bestimmte Übungen erfordern.
Parkinson-Erkrankte können mit der Zeit nur noch schwer ihre Füße heben und haben Probleme, das Gleichgewicht zu halten.Beseitigen Sie in der Wohnung deshalb vor allem Stolperfallen wie Teppiche, Läufer, Lampen- oder TV-Kabel. Auch die Möbel sollten stand- und kippsicher sein.
Im fortgeschrittenen Stadium kann es sein, dass Erkrankte Unterstützung im Alltag brauchen, zum Beispiel bei der Körperpflege oder beim Anziehen. Können Sie das nicht alleine bewältigen, dann holen Sie sich Hilfe, etwa bei einem Pflegedienst und beantragen Sie einen Pflegegrad bei Ihrer Pflegekasse.
Selbsthilfegruppen für Menschen mit Parkinson richten sich an Betroffene sowie an Angehörige. Erkunden Sie sich nach Selbsthilfegruppen in Ihrer Region. Dort können Sie sich mit anderen austauschen, die in einer ähnlichen Situation sind. Sie knüpfen zudem neue Kontakte, bekommen Tipps für den Alltag und erhalten wertvolle Informationen zu Hilfsangeboten.
Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) ist ein Zusammenschluss von Ärzten und Wissenschaftlern und setzt sich für eine Verbesserung der medizinischen Versorgung von Parkinson-Patienten ein.
Die Deutsche Parkinson Vereinigung ist eine Selbsthilfe-Vereinigung mit rund 450 Regionalgruppen. Dort finden Betroffene Anlaufstellen in der Nähe und viele weitere Informationen rund um die Krankheit.
Die Selbsthilfegruppen Parkinson Youngster sowie Jung & Parkinson richten sich vor allem an junge Betroffene.
Letzte Änderung: 15.04.2024
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