Aphasie (Sprachlosigkeit) ist eine Störung der Sprache. Sie kommt von einer Schädigung der dominanten, meist linken, Hirnhälfte. Aphasien können zum Beispiel nach einem Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma oder durch Tumor-Erkrankungen auftreten. Die Mitglieder der Selbsthilfegruppe des Aphasie-Regionalzentrums Köln-Bonn e.V. rücken ihrer Sprachstörung in der Gemeinschaft und auf besondere Weise zu Leibe: mit Beratungsgesprächen, Gesprächsrunden, Kunst und Gesang. Wir haben mit dem Sprecher der Selbsthilfegruppe, Burkard Kramer, über diesen innovativen Ansatz gesprochen.
Sprecher
Selbsthilfegruppe Aphasie-Regionalzentrums Köln-Bonn e.V.
Herr Kramer, wie profitieren Ihre Mitglieder von der Gemeinschaft in ihrer Selbsthilfegruppe?
Während der Betroffene seine Sprache verliert, verliert der Angehörige seinen Gesprächspartner und beide ein Stück Lebensqualität. Beide, Betroffene und Angehörige, haben den Wunsch nach Erfahrungsaustausch und Krankheitsverarbeitung, aber auch nach neuen Impulsen für ein Miteinander auf Augenhöhe. Die Gruppe gibt uns Halt und Kraft, mit dem neuen Leben klar zu kommen sowie Mut, neue Wege zu gehen.
Wie können Kunst und Gesang Aphasikern dabei helfen, ihre Sprache wiederzuerlangen?
Die Aktivierung von Sprache beim Singen gelingt durch die Steuerung von Musik in der intakten rechten Hirnhälfte. So können auch schwer sprachgestörte Menschen beim Singen Wörter artikulieren. In vergangenen Seminaren haben wir die Erfahrung gemacht, dass sogar das Erlernen von neuen Texten bei schwer gestörten Betroffenen durch das Zusammenspiel von Rhythmus, Melodie und Artikulation möglich ist.
Diese Erfahrung wirkt sich bei vielen Betroffenen motivierend und positiv auf die Krankheitsverarbeitung aus. Die Wiedererlangung der Sprache steht jedoch bei unserer Selbsthilfegruppe nicht im Vordergrund. Das ist zwar ein schöner Nebeneffekt, aber im Mittelpunkt stehen Kommunikation und das Teilhaben.
Welche positiven Einflüsse hat die Maltherapie auf Ihre Mitglieder?
Das Malen eröffnet Menschen mit Aphasie die Möglichkeit, Gedanken und Gefühle künstlerisch auszudrücken. Sprachlich ist das vielen Betroffenen nicht mehr möglich.
Wie wichtig die Auseinandersetzung mit Kunst für Menschen mit einer Hirnstörung ist, hat eine Studie der Universität Tor Vergata in Rom gezeigt: Menschen, die sich mit Musik, Malerei und Theater beschäftigen, erholen sich weitaus besser von einem Schlaganfall als jene, die kein Interesse an Kunst zeigen. Die Forscher stellten fest, dass Kunstinteressierte eine weitaus bessere Lebensqualität erreichten. Sie waren generell gesünder, hatten mehr Energie, fühlten sich glücklicher, waren weniger depressiv und ausgeglichener. Auch die Gedächtnisleistung und Kommunikationsfähigkeit waren besser.
Wie wurde die Idee zur Ausstellung „Mit Kunst und Musik“, bei der die selbstgemalten Bilder Ihrer Mitglieder ausgestellt werden, geboren?
Malen ist in unserer Selbsthilfegruppe zu einer festen Größe geworden. Einige unserer Mitglieder waren zu Beginn so schwer betroffen, dass sie kaum einen Pinsel halten konnten. Heute hat jeder seinen eigenen Stil entwickelt. Im Laufe der Jahre sind viele Bilder entstanden und diese Ergebnisse wollten wir einmal der Öffentlichkeit präsentieren, um auf uns und das Störungsbild Aphasie aufmerksam zu machen. Aber auch, um anderen Betroffenen Mut zu machen.
Selbsthilfe
So unterstützt die AOK.
Erste Hilfe bei Schlaganfall – ein wichtiges Thema. Denn: Ein Schlaganfall kann jeden treffen, ganz unabhängig vom Alter. Wenn einen der Schlag trifft, können kritische Durchblutungsstörungen im Gehirn zu einem anhaltenden Ausfall von Funktionen des zentralen Nervensystems führen.
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Letzte Änderung: 31.03.2022
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