Der Kinderwunsch ist da – aber es will mit dem Schwangerwerden einfach nicht klappen. Für viele Paare leider Realität. Helfen kann mitunter eine Hormontherapie oder verschiedene Verfahren der künstlichen Befruchtung. Wir geben einen Überblick über die gängigsten Optionen.
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
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Pille absetzen, Verhütung einstellen – und schon ist man schwanger? Das Glück haben längst nicht alle Paare. Aber: Bleibt der Kinderwunsch ein Jahr lang unerfüllt, kann man von einer Fruchtbarkeitsstörung ausgehen, die ärztlich abgeklärt werden sollte. Jedes zehnte Paar in Deutschland teilt dieses Schicksal, es bleibt ungewollt kinderlos und erlebt das oft als Zerreißprobe für die Beziehung. In einem der 130 deutschen Kinderwunschzentren können die Betroffenen möglicherweise Hilfe finden. 2020 ließen sich laut Deutschem IVF-Register 108.000 Paare entsprechend behandeln.
Ganz am Anfang jeder Behandlung, sei es nun eine hormonelle Therapie oder auch eine künstliche Befruchtung, steht die Ursachenforschung. Gynäkologe und Urologe sind hier erste Ansprechpartner, die – je nach Diagnose – dann an ein Kinderwunschzentrum überweisen. Zunächst gilt es herauszufinden: Liegt eine Hormonstörung vor? Sie gehört zu den häufigsten Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch. Auch verklebte Eileiter oder Endometriose, vorzeitige Wechseljahre, Fehlbildungen, Polypen, Muskelknoten der Gebärmutter oder das Alter kommen als Grund infrage. Die Ursachen liegen allerdings genausooft beim Mann: Störungen bei der Spermienproduktion oder Einschränkungen in der Spermienqualität in Folge von Hormonstörungen, Spätfolgen von Infektionskrankheiten wie Mumps oder auch Hodenhochstand sind möglich.
Stehen die Gründe für die Kinderlosigkeit fest, erstellt der Arzt im Kinderwunschzentrum einen Behandlungsplan. Je nach Ursache der Kinderlosigkeit ist nicht immer eine komplizierte Behandlung notwendig, manchmal reicht schon ein kleiner Impuls oder eine Zyklusoptimierung. Mitunter aber sind viele Zyklen intensiver Behandlung und mehrere Versuche nötig, um erfolgreich zu sein, was für viele Paare eine hohe Belastung darstellt.
Der Gynäkologe überwacht in diesem Fall mittels Ultraschall und Bestimmung der Hormone den natürlichen Zyklus und empfiehlt dem Paar zum richtigen Zeitpunkt den Geschlechtsverkehr. Darüber hinaus kann der Ablauf des Zyklus mit bestimmten Hormonen unterstützt werden, etwa wenn die Eizellreifung gestört ist oder der Eisprung fehlt. Bei der Hormonbehandlung kann es passieren, dass mehrere Follikel heranreifen und Mehrlingsschwangerschaften wahrscheinlicher werden, weswegen eine Überwachung der Behandlung wichtig ist.
Die intrauterine Insemination (IUI) ist für Menschen geeignet, die die Chance auf eine Schwangerschaft erhöhen wollen. Sie kommt für Männer mit Ejakulationsstörungen und alleinstehende Frauen oder lesbische Paare infrage. Bei der IUI wird der Samen mit Hilfe eines dünnen Schlauches direkt in die Gebärmutter injiziert. Dafür werden im Vorfeld gegebenenfalls die optimalen Spermien herausgefiltert, um die Chance auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Wichtig ist die Ermittlung des Eisprungs durch eine Hormonanalyse und Ultraschall, um den idealen Zeitpunkt nicht zu verpassen. Um die Eireifung zu stimulieren, kann unter Umständen eine vorherige Hormonbehandlung in Tablettenform oder per Spritze angeraten sein. Die IUI zählt zu den schmerzlosesten und einfachsten Methoden, sofern keine Hormonbehandlung im Vorfeld erfolgt.
Für Paare, die auf natürlichem Weg etwa wegen Eileiterverschlüssen, Endometriose oder mangelnder Spermienqualität nicht schwanger werden können, empfiehlt sich eine In-Vitro-Fertilisation. Hierbei werden der Frau nach einer hormonellen Stimulation operativ Eizellen entnommen und mit aufbereitetem Sperma in einer Petrischale befruchtet. Sofern sich dadurch Embryonen entwickeln, werden sie in die Gebärmutter eingesetzt. Heutzutage wird statt mehreren oft nur noch ein gut entwickelter Embryo ausgewählt, da es sonst häufig zu riskanten Mehrlingsgeburten kommt. Die durchschnittliche Geburtenrate bei IVF-Embryonen liegt zwischen 15 und 20 Prozent.
Der Ablauf ist ähnlich wie bei der IVF, allerdings wird ein einzelnes, selektiertes Spermium direkt in die Eizelle injiziert. Entwickelt sich nach zwei bis vier Tagen in einem Brutschrank ein Embryo, wird er in den Uterus eingesetzt. ICSI eignet sich vor allem für Paare mit einer medizinisch nicht erklärbaren Fruchtbarkeitsstörung oder bei eingeschränkter Zeugungsfähigkeit des Mannes.
Wie bei der ICSI wird ein Spermium in eine Eizelle infiziert, allerdings wurde es vorher mittels operativer Verfahren aus dem Hoden bzw. Nebenhoden entnommen. Dieses Verfahren kommt zum Einsatz, wenn zu wenige oder keine Spermien in der Samenflüssigkeit enthalten sind. Theoretisch reicht schon ein einziges funktionsfähiges Spermium, allerdings liegt die Erfolgschance auf ein Kind nach einer TESA/MESA-Behandlung nur bei 10 bis 15 Prozent.
Gemeint ist die Verwendung von eingefrorenen, befruchteten Eizellen. Während einer IVF oder ICSI wurden zuvor mehrere Eizellen entnommen, befruchtet und anschließend die eingefroren, die nicht unmittelbar eingesetzt wurden. Scheitert ein Versuch oder besteht ein erneuter Kinderwunsch, können diese aufgetaut und verwendet werden. Grundsätzlich liegt die Erfolgsquote bei einem Kryotransfer ähnlich hoch wie im stimulierten Zyklus. Möglich ist auch die Kryokonservierung von unbefruchteten Eizellen, Ovarialgewebe oder Spermien vor der Behandlung bei Krebserkrankungen.
Bereits einige Tage nach der Menstruation werden bei diesem Verfahren unreife Eizellen entnommen und außerhalb des Körpers in einem Reagenzglas mithilfe von Hormonen zur Reifung gebracht. Anschließend kann die Eizelle per ICSI befruchtet und wieder eingesetzt werden. Geeignet ist das Verfahren zum Beispiel für Frauen, die keine Hormonbehandlung bekommen dürfen. Denn die ist bei der IVM meist nicht nötig. Allerdings: Diese Behandlung ist relativ neu und noch nicht etabliert. Es fehlen Langzeiterfahrungen über Erfolge und Risiken, weswegen eine Beteiligung der Krankenkasse an den Kosten derzeit ausgeschlossen ist.
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Die Diagnostik für den Grund einer Fruchtbarkeitsstörung wird grundsätzlich von der Krankenkasse übernommen. An den Kosten für Kinderwunschbehandlungen, die je nach Methode zwischen wenigen hundert Euro bei der Insemination bis über 5.000 Euro pro Versuch variieren, beteiligt sich die AOK Rheinland/Hamburg bei verheirateten Paaren zur Hälfte, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Mehr dazu erfahren Sie hier.
1978 wurde das erste Kind nach einer künstlichen Befruchtung in Großbritannien geboren, 1982 kam an der Universitätsklinik Erlangen das erste deutsche IVF-Baby zur Welt. Seit Einführung der elektronischen Geburtenerfassung im Jahr 1997 wurden bis 2019 laut IVF-Register mehr als 340.000 Kinder mithilfe von Reproduktionsmedizin geboren.
Letzte Änderung: 30.06.2022
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