Impfungen schützen uns vor Krankheiten wie Windpocken, Influenza und Keuchhusten. Doch noch immer herrscht vielerorts Impfmüdigkeit, die Zahl der Impfgegner wächst. Eine gefährliche Entwicklung, denn Schutzimpfungen sind eine wichtige Gesundheitsvorsorge. Lesen Sie, woher die Impfmüdigkeit kommt und welche Argumente für das Impfen sprechen.
Für das Jahr 2019 meldete das Robert Koch-Institut (RKI) 514 Masernfälle. Obwohl Deutschland und die übrigen Mitgliedsstaaten der WHO-Region Europa sich das Ziel gesetzt haben, die Masern auszurotten, gehen Masernerkrankungen seit einigen Jahren nicht mehr zurück. Im bundesweiten Durchschnitt sind die Masernimpfquoten bei Kindern zum Zeitpunkt der Einschulung zwar gut. Doch noch immer gibt es Land- und Stadtkreise sowie bestimmte Bevölkerungsgruppen, in denen nicht ausreichend gegen Masern geimpft wird. Zudem erfolgt die zweite Masernimpfung häufig zu spät oder es gibt Impflücken bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Das alles kann zu größeren Masernausbrüchen führen.
Seit dem 1. März besteht deshalb eine Impfpflicht für Masern. Kinder ab dem ersten vollendeten Lebensjahr müssen die Masernimpfung nachweisen, wenn sie in den Kindergarten oder in die Schule kommen. Das gilt ebenso für Erzieher, Lehrer und medizinisches Personal.
Dabei sind Masernimpfungen nur ein Beispiel für die aktuell vorherrschende Impfmüdigkeit. Woher also kommt diese Impfmüdigkeit? Zum einen wiegen sich viele Menschen in falscher Sicherheit und fühlen sich nicht durch Grippe, Keuchhusten, Windpocken und Co. bedroht. Zum anderen steigt die Zahl der Impfgegner und es gibt viele Vorurteile gegenüber Impfungen. Wir haben die häufigsten Argumente der Impfgegner für Sie zusammengestellt und ordnen sie ein:
Das stimmt nicht. Nach dem geltenden Arzneimittelrecht wird ein Impfstoff nur zugelassen, wenn seine Wirksamkeit und Verträglichkeit nachgewiesen wurden. Auf EU-Ebene werden die wissenschaftlichen Belege von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA (European Medicines Agency) geprüft. In Deutschland ist das Paul-Ehrlich-Institut als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel verantwortlich.
Das ist grundsätzlich möglich, doch Impfungen senken die Wahrscheinlichkeit zu erkranken deutlich. Das Robert Koch-Institut bezieht sich für einen Vergleich auf das folgende Beispiel: Träte in einer Schulklasse eine Masernepidemie auf und die eine Hälfte der Schüler wäre geimpft, die andere Hälfte nicht, würden statistisch gesehen etwa 97 bis 98 Prozent der nicht geimpften Schüler erkranken, wohingegen unter den Geimpften nur zwei bis drei Prozent erkranken.
Dieser Vergleich zeigt einen weiteren wichtigen Aspekt, den viele Menschen bei der Frage „Impfen, ja oder nein“ vergessen: Der sogenannte Herdenschutz ist von zentraler Bedeutung. Mit einer sinkenden generellen Impfbereitschaft steigt nämlich die Wahrscheinlichkeit, dass Mitmenschen, die sich nicht impfen lassen können, erkranken. Das können Babys sein, die noch zu jung für bestimmte Impfungen sind, aber auch Menschen, die aufgrund einer Erkrankung (z.B. unter Chemotherapie) nicht geimpft werden können. Diese Menschen sind darauf angewiesen, dass die Menschen in ihrem Umfeld geimpft sind – denn dadurch sind auch sie geschützt. Der eigene Impfschutz trägt also zum Schutz der Gemeinschaft bei.
Doch, das sollten Sie. Zwar sind Krankheiten wie Diphtherie in Deutschland viel seltener geworden, doch die Erreger können aus anderen Ländern eingeführt werden. Tetanus-Erreger gibt es dagegen auch hierzulande. Mit einer Impfung sind Sie gut vor einer Infektion und einem möglichen Wundstarrkrampf geschützt.
Das stimmt nicht. Laut des letzten Nationalen Impfplans (Nationaler Impfplan, 2012) kommen auf 45 Millionen Impfdosen gesetzlicher Krankenkassen lediglich 34 anerkannte Impfschäden. Im Vergleich dazu erkrankt eines von 1.000 Kindern an Masernencephalitis (Masern, RKI, 2014).
Das ist nicht richtig. Tatsächlich treten Allergien unter Geimpften und Ungeimpften gleich häufig auf (Schmitz et al., 2011).
Das ist falsch. Die Annahme, dass Impfungen Autismus auslösen, geht zurück auf falsche Daten aus einer Studie von Andrew Wakefield. Diese Studie erschien 1998 im angesehenen Magazin „Lancet“. Wakefield beschreibt darin fälschlicherweise einen Zusammenhang zwischen dem Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR)und Autismus (Wakefield et al., 1998). Sein Ziel war es, mit seiner Firma einen Test auf die erfundene, impfspezifische Autismus-Erkrankung zu vermarkten. Wakefields Studie wurde erst 2010 zurückgezogen. Heute gilt als nachgewiesen, dass die Wahrscheinlichkeit, infolge einer Impfung Autismus, Asthma, Multiple Sklerose, Diabetes oder Morbus Crohn zu bekommen, nicht erhöht ist (Demicheli et al., 2012).
Impfen – ja oder nein?
Die Entscheidungshilfe der AOK.
Tipp: Lesen Sie weitere Antworten zu den häufigsten Einwänden gegen das Impfen auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.
Letzte Änderung: 17.02.2020
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