Plötzlich kribbelt und spannt es an der Lippe und einige Stunden später sind die Bläschen da: Lippenherpes. Viele Menschen sind davon betroffen, oft sogar mehrmals im Jahr. Lesen Sie mehr zu den Anzeichen, wie lange Herpes ansteckend ist und worauf Betroffene achten sollten.
Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie
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Herpes ist eine leicht übertragbare Virus-Infektion. Sie wird verursacht durch Herpes-simplex-Viren. Es gibt zwei verschiedene Arten der Viren, die als Typ 1 und Typ 2 bezeichnet werden. Typ 1 verursacht vor allem Lippenherpes, Typ 2 hingegen Genitalherpes.
Die Herpes-Viren sind weitverbreitet: Schätzungsweise tragen 60 bis 90 Prozent der Menschen in Deutschland das Herpes-simplex-Virus Typ 1 in sich. Bei etwa 20 bis 40 Prozent der Träger kommt es deshalb irgendwann zu einem Lippenherpes, manchmal sogar mehrmals im Jahr. Einmal mit Herpes-Viren infiziert, verbleiben diese ein Leben lang im Körper.
Lippenherpes wird vor allem durch den Typ-1-Virus ausgelöst. Die Viren werden über den Speichel oder den Bläscheninhalt leicht auf andere übertragen. Eintrittspforte für das Virus ist die Schleimhaut oder eine minimale Hautverletzung. An dieser Stelle bricht dann häufig auch immer wieder der Lippenherpes aus.
Das sind die häufigsten Übertragungswege:
Die erste Infektion mit Herpes-Viren kann vollkommen symptomlos verlaufen. Sie findet meist schon im Kindesalter statt.
Einige Menschen erleben hingegen einen heftigen Erstausbruch, weil der Körper noch keine Antikörper gegen das Virus gebildet hat. Sie leiden dann an Fieber, Schwächegefühl und geschwollenen Lymphknoten. Zudem bildet sich eine Vielzahl an wässrigen Bläschen an der Lippe. Diese jucken und verursachen Schmerzen.
Nach dem Abheilen verbleiben die Viren ein Leben lang im Körper – und zwar in den Knoten (Ganglien) des Gesichtsnervs (Trigeminus-Nerv). Von dort aus ist durch äußere Reize immer wieder ein Ausbruch möglich. In manchen Fällen verbleibt das Virus dort jedoch im Ruhezustand und es kommt nie zu einem Ausbruch.
Ist das Immunsystem geschwächt, zum Beispiel bei einer Erkältung, kann es zu einem erneuten Ausbruch kommen. Manche Menschen bekommen auch einen Herpes, wenn sie sich stark ekeln.
Weitere Auslöser, die das Virus aktivieren können, sind unter anderem:
Bevor sich dann ein oder mehrere Bläschen zeigen, kündigt sich der Lippenherpes meistens an. Die typischen Anzeichen sind:
Einige Stunden nach den ersten Anzeichen bilden sich die mit Flüssigkeit gefüllten, schmerzhaften und infektiösen Bläschen.
Die häufigste Stelle, an der sich Bläschen zeigen, ist der Übergang vom Lippenrot zur Haut. Es können aber auch Nase, Mundschleimhaut und der Genitalbereich betroffen sein.
Für Erwachsene ist eine Herpes-Infektion in den meisten Fällen harmlos. Einzig bei Menschen mit einem stark geschwächten Immunsystem (wie zum Beispiel bei einer HIV-Erkrankung oder unter Chemotherapie) kann der Herpes-Ausbruch schwerer verlaufen. Er dauert dann möglicherweise länger an, breitet sich großflächiger aus – bis in den Mund hinein – oder führt zu anderweitigen Komplikationen.
In seltenen Fällen können auch bei Menschen mit Hauterkrankungen wie Neurodermitis größere Hautregionen von Herpes befallen sein.
Lippenherpes ist für Schwangere unbedenklich. Allerdings sollten sie darauf achten, dass die Viren nicht in den Genitalbereich übertragen werden. Denn dort kann ein Genitalherpes entstehen. Bricht der Genitalherpes kurz vor der Geburt aus, muss das Baby mit einem Kaiserschnitt entbunden werden, um eine Ansteckung zu vermeiden.
Vorsicht gilt hingegen bei Lippenherpes im Umgang mit Neugeborenen. Denn Herpes kann für Babys schwere Folgen haben. Das Immunsystem von Säuglingen ist kaum ausgebildet. Eine Herpes-Infektion kann sich dann ungehindert ausbreiten und zu einer Gehirnhautentzündung oder schweren Organschäden führen. Wer Herpes hat, hält deshalb besser Abstand zu Babys.
Sind Sie als Mutter oder Vater von einem Herpesausbruch betroffen, dann sollten Sie:
Stillen ist bei Lippenherpes dagegen kein Problem, denn die Viren werden nicht über die Muttermilch übertragen. Dennoch gilt es, sich an strenge Hygienemaßnahmen zu halten. Dazu zählen Händedesinfektion, Händewaschen, Mundschutz tragen oder spezielle Lippenpflaster.
Herpes ist immer dann ansteckend, wenn die Infektion gerade aktiv ist. Das größte Ansteckungsrisiko geht von nässenden Bläschen aus. Verkrusten die Bläschen mit der Zeit, nimmt auch das Ansteckungsrisiko ab. Aber erst wenn der Herpes komplett abgeheilt ist, besteht keine Ansteckungsgefahr mehr.
Da Lippenherpes hoch ansteckend ist, sollten Betroffene bis zum vollständigen Ausheilen der Bläschen:
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Medizinische Hilfe am Telefon.
Das Abheilen eines Lippenherpes lässt sich in der Regel kaum beschleunigen. Ebenso gibt es keine wissenschaftlichen Belege, dass Hausmittel wie Zahnpasta, Honig oder Teebaumöl den Lippenherpes schneller abheilen lassen. Auch die Behandlung mit Hitze oder Kälte ist nicht zu empfehlen. Ratsam ist stattdessen:
Lippenherpes heilt nach ein bis zwei Wochen von alleine ab. Eine Behandlung ist oft nicht notwendig.
Untersuchungen zeigen, dass antivirale Salben, Pflaster oder Gele die Leidenszeit um etwa einen Tag verkürzen können. Beim ersten Kribbeln auf die Lippe aufgetragen, können sie zudem den Verlauf der Infektion abmildern oder die Bildung der schmerzhaften Bläschen verhindern.
Grundsätzlich ist es tabu, die Bläschen aufzustechen oder aufzukratzen. Die Flüssigkeit darin ist hoch ansteckend. Sie kann sich so auf andere Hautpartien verteilen. Zudem riskieren Sie eine bakterielle Infektion, wenn sich die offene Stelle entzündet.
Die meisten Menschen haben das Virus bereits im Körper. Daher gilt es vor allem, einen erneuten Ausbruch zu verhindern. Die wichtigste Maßnahme ist, das Immunsystem zu stärken – mit ausgewogener Ernährung, Bewegung und ausreichend Entspannung.
Außerdem sollten die Reize vermieden werden, die zu einem Ausbruch führen können – etwa Stress oder Sonnenbrand. Hilfreich ist deswegen, immer Sonnenschutz im Gesicht aufzutragen. Es gibt auch extra Lippenpflegestifte mit UV-Schutz. Generell sollten Sie Ihre Haut an Lippen und Nase pflegen, damit diese nicht austrocknet.
Letzte Änderung: 19.05.2021
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