Krampfadern sind erweiterte Venen an den Beinen, die oft sichtbar hervortreten. Schätzungen gehen davon aus, dass 50 bis 80 Prozent der Bevölkerung davon betroffen sind. Starke Ausprägungen findet man bei bis zu 15 bis 20 Prozent. Viele Betroffene empfinden die geschlängelten Venen als unschön. Sie können aber auch gesundheitliche Probleme verursachen. Lesen Sie hier, warum Krampfadern überhaupt entstehen und wie sie behandelt werden.
Fachärztin für Chirurgie
ServiceCenter AOK-Clarimedis
Krampfadern (Varizen) sind dauerhaft erweiterte Venen. Sie entstehen vor allem an den oberflächlichen Venen an den Beinen, besonders im Bereich der Waden und im Innenbereich der Beine.
Das Krampfaderleiden bezeichnet man als Varikosis. Experten schätzen, dass mehr als jeder Zweite im Laufe seines Lebens Krampfadern entwickelt. Frauen sind dabei etwas häufiger betroffen als Männer.
Krampfadern können in jedem Alter auftreten, sehr selten auch schon bei Kindern und Jugendlichen. Schwach ausgeprägte Krampfadern haben oftmals keine Beschwerden zur Folge. In dem Fall ist auch keine Behandlung notwendig.
Erste Anzeichen für ein Krampfaderleiden können schwere, geschwollene Beine sein, vor allem rund um die Knöchel. Zudem kann die Haut spannen oder jucken. Auch nächtliche Krämpfe in der Wade oder im Fuß können auftreten. Bei warmem Wetter sind die Beschwerden häufig stärker. Varizen können aber auch vollkommen symptomlos und frei von Beschwerden auftreten.
Typische sichtbare Anzeichen sind dann angeschwollene oberflächliche Venen. Sie treten meist deutlich nach außen hervor, sind knotig oder geschlängelt und schimmern bläulich oder violett durch die Haut.
Aufgabe der Venen ist es, das Blut zurück zum Herzen zu transportieren. Damit das Blut nicht zurück in die Füße fließt, sind die Venen mit sogenannten Venenklappen ausgestattet. Bei einem Krampfaderleiden funktionieren die Venenklappen nicht mehr richtig.
Links: Vene mit funktionierender Venenklappe
Rechts: Krampfader
Beim Großteil der Betroffenen tritt das Krampfaderleiden anlagebedingt auf (primäre Varikose). Die genauen Ursachen sind jedoch nicht bekannt. In anderen Fällen begünstigen andere Erkrankungen die Entstehung der Krampfadern (sekundäre Varikose).
Weshalb die Venenklappen nicht mehr richtig funktionieren, kann verschiedene Gründe haben – die genauen Ursachen sind bis heute nicht abschließend bekannt. Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen lässt sich keine konkrete Ursache erkennen. Häufig vermuten Ärzte, dass eine angeborene Schwäche der Venenklappen vorliegt. Die Venenschwäche macht sich manchmal bereits früh, oft aber auch erst im Laufe des Lebens bemerkbar.
Durch die geschädigten Venenklappen ist der Rücktransport des Blutes zum Herzen erschwert. Es sackt ab und staut sich in den Venen. Dadurch erweitern und verformen diese sich – und werden als Krampfadern sichtbar.
Entsteht das Krampfaderleiden durch eine andere Erkrankung, wie beispielsweise eine tiefe Beinvenenthrombose oder ein Tumorleiden, so spricht man von einer sekundären Varikose. Meist ist in diesen Fällen der Blutabfluss in den tiefen Beinvenen gestört. Das Blut wird dann über die oberflächlichen Venen umgeleitet. Diese werden dadurch überbeansprucht und weiten sich. Die Venenklappen können nicht mehr richtig schließen, es entstehen Krampfadern.
Bei Frauen können Varizen auch während der Schwangerschaft auftreten. Bereits vorhandene Krampfadern können sich verstärken. Die hormonellen Veränderungen führen zu einer Lockerung des Bindegewebes. Dadurch haben die Venen weniger Halt. Zudem fließt das Blut aus den Beinvenen durch den Druck, den das Kind auf das Venensystem ausübt, schlechter ab. Das begünstigt die Entstehung von Krampfadern.
Ob und wie häufig sich Krampfadern nach der Schwangerschaft wieder zurückbilden, ist noch nicht ausreichend untersucht. Krampfadern können sich zwar nach einer Schwangerschaft zurückbilden – bei wem das so ist und wer dauerhaft Krampfadern behalten wird, kann im Einzelfall nicht vorhergesagt werden.
Krampfadern, die keine Beschwerden machen, sind in der Regel nicht sofort gefährlich. Im weiteren Verlauf können Krampfadern jedoch verschiedene Komplikationen zur Folge haben. Eine langwierig zu behandelnde und unangenehme Folge von Krampfadern ist ein Beingeschwür („offenes Bein“) – es tritt bei etwa drei bis sechs Prozent der Betroffenen auf. Durch den gestörten Abfluss des sauerstoffarmen, venösen Blutes kommt es zu Veränderungen in der Struktur des Gewebes. Wunden verheilen schlechter und entzünden sich schneller.
Seltener kommt es zu Thrombosen im Bein. Hierbei muss zwischen der oberflächlichen Beinvenenthrombose (OVT) und der tiefen Beinvenenthrombose (TVT) unterschieden werden.
Die oberflächliche Thrombose im Bein wurde früher auch als Venenentzündung bezeichnet. Dabei entsteht in den oberflächlichen Beinvenen ein Blutgerinnsel. Das Blutgerinnsel verstopft die Vene. Die betroffene Ader schmerzt und kann sich entzünden.
Eine OVT kann gut behandelt werden und heilt in der Regel ohne Folgen wieder aus. In seltenen Fällen kann sie jedoch zu einer TVT führen. Das ist etwa der Fall, wenn sich das Gerinnsel der oberflächlichen Vene an einer Verbindungsstelle zum tiefen Venensystem befindet, sich löst und so ins tiefe Venensystem gelangt.
Bei der TVT bildet sich das Gerinnsel in den tiefer liegenden Venen und kann diese schädigen. Löst sich das Gerinnsel, wandert es mit dem Blutstrom weiter Richtung Lunge. Dann droht die Gefahr einer Lungenembolie – das Blutgerinnsel verstopft die feinen Äderchen in der Lunge und erschwert oder blockiert die Blutversorgung der Lunge. Die Lungenembolie ist die dritthäufigste zum Tode führende Herz-Kreislauf-Erkrankung (nach Herzinfarkt und Schlaganfall).
Das Risiko, daran zu erkranken, erhöht sich bei einer massiven Ausprägung der Varikosis. Relevante Risikofaktoren sind hier beispielsweise Blutgerinnungsstörungen, Operationen, Tumorerkrankungen, längere Bettlägerigkeit oder Ruhigstellung einer Extremität (Gipsbehandlung), Schwangerschaft und Entbindung (vor allem per Kaiserschnitt) und die Einnahme östrogenhaltiger Hormonpräparate.
AOK-Clarimedis
Medizinische Hilfe am Telefon.
Es ist sinnvoll, beim ersten Auftreten von Krampfadern zu einem Arzt zu gehen. Er kann abklären, wie stark das Krampfaderleiden ausgeprägt ist und ob eine Behandlung notwendig wird. Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt. Dieser überweist dann gegebenenfalls zu einem Spezialisten für Venenerkrankungen (Phlebologe).
Auch wenn sich bestehende Krampfadern verschlimmern, sollten Sie das ärztlich abklären lassen. Zum Arzt sollten Sie auch, wenn sich Komplikationen abzeichnen.
Wichtig: Eine starke Schwellung, Schmerzen und eine blaue Verfärbung des Beins können auf eine Thrombose hindeuten – besonders wenn die Symptome nur an einem Bein auftreten. Suchen Sie dann sofort einen Arzt auf!
Ob eine Krampfader behandelt werden muss, ist immer abhängig von den Beschwerden und der Schwere des Krampfaderleidens. Eine Heilung von Krampfadern ist in der Regel nicht möglich. Wichtig ist die Linderung von Beschwerden und die Vermeidung von Komplikationen. Für die Behandlung von Krampfadern stehen verschiedene Methoden zur Verfügung.
Als erste Behandlungsmethode werden häufig Kompressionsstrümpfe empfohlen. Diese üben Druck auf die Venen aus und unterstützten damit die Venenklappen. Das lindert Schwellungen sowie Schwere- und Spannungsgefühle in den Beinen.
Die klassische Operation ist das sogenannte Venenstripping. Hier wird der betroffene Venenanteil komplett entfernt. Kleinere Krampfadern werden üblicherweise über mehrere kleinere Schnitte entfernt (Phlebektomie).
Bei dieser Behandlungsmethode wird die betroffene Vene von innen mit Hitze verschlossen. Das geschieht entweder mit elektromagnetischen Wellen (Radiofrequenzablation) oder mit einem Laser (endovenöse Lasertherapie), der mithilfe einer Sonde über einen kleinen Schnitt in die Vene eingeführt wird.
Bei der sogenannten Sklerotherapie wird ein flüssiges oder aufgeschäumtes Verödungsmittel in die betroffene Vene gespritzt. Dadurch verkleben die Venenwände von innen miteinander und die Vene vernarbt mit der Zeit.
Hinweis: Es gibt noch weitere Verödungs- und Operationstechniken. Da sie erheblich seltener angewendet werden, sind nicht alle im Detail aufgeführt.
Wichtig: Nicht jede Behandlung wird von der Krankenkasse übernommen – informieren Sie sich daher vorab über die Kosten. Die AOK Rheinland/Hamburg zahlt nach ärztlicher Empfehlung die Kosten für Kompressionsstrümpfe, das Venenstripping und die Phlebektomie.
Trotz erfolgreicher Behandlung können sich Varizen wieder neu bilden. Die Erfolgschancen hängen stark vom Behandlungsverfahren ab. Bei etwa zehn Prozent der Betroffenen treten innerhalb von zehn Jahren neue Krampfadern auf.
Um die Beschwerden zu lindern, wird Betroffenen grundsätzlich empfohlen:
Aufgrund bestimmter Risikofaktoren wie Alter und familiärer Veranlagung lassen sich Krampfadern nur bedingt vorbeugen. Dennoch können Sie mit einer gesunden Lebensweise die zusätzlichen Risiken möglichst kleinhalten. Das gelingt vor allem mit:
Regelmäßige Bewegung ist gut für die Durchblutung – vor allem nach langem Stehen oder Sitzen. Bewegen Sie sich, so oft es in Ihrem Alltag möglich ist. Wer in seinem Job überwiegend sitzt oder steht, sollte häufiger die Position verändern.
Wandern, Walken, Joggen, Fahrradfahren, Tanzen – es gibt zahlreiche Sportarten, die die Beinmuskeln beanspruchen und damit auch das Venensystem unterstützen. Optimal sind auch Wassersportarten wie Schwimmen oder Wassergymnastik. Der Wasserdruck wirkt dabei wie ein Kompressionsstrumpf und das Blut kann besser abfließen. Ebenfalls hilfreich: spezielle Übungen für die Venen, die sogenannte Venengymnastik. Dabei bringen Sie mit gezielten Übungen die Muskelpumpe in den Beinen zum Arbeiten. Diese lassen sich häufig sogar nebenbei und mit wenig Zeitaufwand in den Alltag einbauen.
Um das Venensystem nicht zu belasten, ist es ratsam, auf sein Gewicht zu achten. Mit ausreichend Bewegung sowie einer gesunden und ausgewogenen Ernährung gelingt Ihnen das.
Letzte Änderung: 31.08.2021
Einwilligungserklärung für die Nutzung der Social Media Plugins
Für die Nutzung von Social-Media Dienstangeboten diverser Unternehmen stellen wir Ihnen Social-Media-Plug-ins zur Verfügung. Diese werden in einem Zwei-Klick-Verfahren auf den Online-Angeboten der AOK eingebunden.
Die AOK erfasst selbst keinerlei personenbezogene Daten oder Informationen über deren Nutzung mittels der Social-Media-Plug-ins.
Über diese Plug-ins können jedoch Daten, auch personenbezogene Daten, an die US-amerikanischen Diensteanbieter gesendet und gegebenenfalls von diesen genutzt werden. Das hier eingesetzte Verfahren sorgt dafür, dass zunächst keine personenbezogenen Daten an die Anbieter der einzelnen Social-Media-Plug-ins weitergegeben werden, wenn Sie unser Online-Angebot nutzen. Erst wenn Sie eines der Social-Media-Plug-ins anklicken, können Daten an die Dienstanbieter übertragen und durch diese gespeichert bzw. verarbeitet werden.