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Narkose bei Risikopatienten

InterviewLesezeit: 2:00 min.
Ärzte in OP-Kleidung ziehen sich die sterilen Handschuhe an.

Bildnachweis: © istockphoto.com / Jochen Sand

Eine Vollnarkose belastet den Körper. Deshalb stellt sie besonders für bereits geschwächte Patienten ein erhöhtes Risiko dar.

Expertenbild

Die Expertin zum Thema

Dr. Ellen Fuchs

Fachärztin für Allgemeinmedizin und Anästhesie
ServiceCenter AOK-Clarimedis

Narkoseärzte teilen die Patienten in vier verschiedene Risikogruppen ein, die so genannten ASA-Gruppen. ASA steht für die American Society of Anesthesiologists, die diese Klassifizierung entwickelt hat.  Wer gesund ist, zählt zur ASA-Gruppe 1: gesund ohne Grunderkrankung. „Für diese Menschen ist eine Vollnarkose normalerweise gut verträglich“, sagt Dr. Ellen Fuchs, Anästhesistin im ServiceCenter AOK-Clarimedis.

Welche Personen zählen zu den Risikopatienten?

„Je älter und kränker der Patient ist, desto höher ist der ASA-Wert“, so die Expertin. Zu ASA 4 zählen zum Beispiel schwer herz- und lungenkranke Menschen. Auch Personen, die kurze Zeit vor der Narkose einen Herzinfarkt erlitten haben oder stark adipös (übergewichtig) sind, gehören zu den Risikopatienten.

Vollnarkose während der Schwangerschaft?

Prinzipiell können Schwangere vollnarkotisiert werden. „Jedoch stellt die Schwangerschaft besondere Anforderungen an den Anästhesisten“, erklärt Dr. Fuchs. Daher sollte immer gut abgewogen werden, ob eine Operation noch während der Schwangerschaft nötig ist. Nach Möglichkeit sollte mit dem Eingriff zumindest bis nach der 12. Schwangerschaftswoche gewartet werden. Vorher ist das Risiko für eine Schädigung des Fötus am größten. Nach der 12. Schwangerschaftswoche ist das Risiko für das Kind deutlich geringer.

Sollte eine Operation während der Schwangerschaft nicht vermeidbar sein, kann Dr. Fuchs Schwangere beruhigen: „Für Narkosen während der Schwangerschaft werden nur Medikamente eingesetzt, für die langjährige Erfahrungen vorliegen. Von denen auch bekannt ist, dass sie keinen schädigenden Effekt auf das Kind haben.“

Frau mit Headset am Computer.

AOK-Clarimedis

Medizinische Hilfe am Telefon.

Vollnarkose bei Patienten mit Blutgerinnungsstörungen

Für Patienten mit einer Blutgerinnungsstörung sind Vollnarkosen an sich kein Problem. Größer als das Narkoserisiko ist bei diesen Patienten die Blutungsgefahr durch die Operation.

„Auch die Blutungsgefahr beim Einstich kann problematisch werden. Deshalb sollten Patienten mit Gerinnungsstörungen keine Teilnarkosen erhalten“, erklärt die Anästhesistin Dr. Fuchs.

Wer darf keine Vollnarkose erhalten?

Prinzipiell ist jeder narkotisierbar. Menschen mit vielen Vorerkrankungen haben aber ein erhöhtes Narkoserisiko. Dr. Fuchs: „Hier gilt es abzuwägen, was größer ist. Der Nutzen durch die Operation oder die möglichen Narkosefolgen.“ Gerade bei sehr alten Patienten wird etwa dann auf eine Operation verzichtet, wenn die Beschwerden im Alltag nicht zu einschränkend sind und sich gegebenenfalls auch mit Medikamenten verringern lassen.

Ein Beispiel: ein Schlaganfall-Patient mit Ende 80 bräuchte eine neue Hüfte. Hier wäre das Risiko für einen weiteren Schlaganfall nach der Vollnarkose stark erhöht. Deshalb wäre es in solch einem Fall sinnvoller, die Schmerzen an der Hüfte mit Schmerzmitteln zu lindern.

Außerdem benötigen Patienten, die regelmäßig viele Schmerzmedikamente einnehmen, meist eine erhöhte Dosis des Narkosemittels. Das Gleiche gilt, wenn jemand regelmäßig Alkohol konsumiert oder Drogen nimmt. „Deshalb ist es für uns Anästhesisten so wichtig, über die Vorgeschichte des Patienten gut informiert zu sein“, sagt Dr. Fuchs.


Letzte Änderung: 14.01.2021