Stottern lässt sich sehr gut therapieren. Sowohl bei Kindern als auch im fortgeschrittenen Alter ist es möglich, den Redefluss nachhaltig und deutlich zu verbessern.
Pressereferentin
Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. (BVSS)
Wobei die Erfolgschancen, das Stottern ganz zu überwinden, im Kindesalter deutlich höher sind als bei Erwachsenen. Wer sich also sicher ist, dass das eigene Kind stottert, sollte keine Angst vor einer zu frühen Therapie haben. Aber auch später einzusteigen lohnt sich, denn eine Behandlung kann nicht nur den Redefluss verbessern, sondern auch für das Stottern typische Begleitsymptome wie Vermeidungsverhalten und Sprechangst günstig beeinflussen und das Selbstwertgefühl erheblich steigern.
„Bevor man sich für eine bestimmte Stottertherapie entscheidet, ist es wichtig, mehr über die Methoden und Formen zu erfahren“, gibt Ulrike Genglawski zu bedenken. „Je passender die Therapie, desto höher die Erfolgschancen.“ Die nötige Beratung bieten neben Hausärztin oder Kinderarzt auch Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen. Im nächsten Schritt geht es weiter zum Facharzt. Das kann sowohl ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt als auch ein Neurologe sein, um eine (seltene) hirnorganische Schädigung auszuschließen. Ein Facharzt für Stimm- und Sprachheilkunde (Phoniater) kommt ebenfalls infrage und auch Logopäden, Psychologen oder Sprachheilpädagogen können eine erste Anlaufstelle sein, um Betroffene zu beraten.
Tatsächlich: Stottern gilt als anerkannte Behinderung. In der Schule hat das Kind deshalb Anspruch auf den so genannten Nachteilsausgleich, damit die Chancengleichheit bei mündlichen Leistungen trotz der Störung des Sprechens gewahrt wird. Ulrike Genglawski bedauert, dass das Wissen um dieses Recht für stotternde Schulkinder nicht weit verbreitet ist und vor allem Jugendliche den Anspruch mitunter als Sonderbehandlung missverstehen. Mehr Informationen und Tipps zu Stottern in der Schule gibt es unter www.stottern-und-schule.de.
Sprech- und Sprachtherapie
Hilfe für Kinder und ihre Familien.
Man schätzt, dass es mehr als 200 verschiedene Therapien und Methoden gibt. Wissenschaftlich überprüft sind nur wenige. Zwei Hauptrichtungen haben sich jedoch bewährt, sind wissenschaftlich gut untersucht und können je nach Bedarf oder Ansatz auch miteinander kombiniert werden:
Hier wird eine neue, stotterfreie Art zu sprechen erlernt, die allerdings von manchen Teilnehmenden als fremd wahrgenommen wird. Allerdings erfolgt schrittweise eine Anpassung an einen natürlicher klingenden Sprechfluss, der im Alltag unauffälliger ist.
Bei dieser Therapieform geht es darum, sein Stottern zu kontrollieren und es leichter zu machen. Es wird unter anderem erlernt, wie starke Sprechblockaden überwunden werden können. Außerdem wird die Scham vorm Stottern gezielt behandelt
Wie es der Name schon verrät, ergänzen sich in dieser Therapieform Fluency Shaping und Stottermodifikation.
Auch Selbsthilfegruppen können eine gute Möglichkeit sein, um das eigene Stottern besser zu akzeptieren, durch den Austausch mit anderen Betroffenen zu spüren, dass man nicht allein ist, und um sich Tipps für Alltagsstrategien zu holen oder Erfahrungswerte zu Therapien, die andere schon gemacht haben.
Am Ende ist es aber nicht nur wichtig, wie sehr stotternde Menschen an sich selbst arbeiten. Auch die Art und Weise, wie wir als Gesellschaft mit Stotternden umgehen, kann Betroffene stärken und dazu beitragen, mit Stottern verbundene Vorurteile abzubauen. „Stotternde wissen im Moment des Stotterns zum Beispiel genau, was sie sagen möchten, können es nur nicht fließend aussprechen“, gibt Ulrike Genglawski zu bedenken. Sie ringen also nicht mit den Worten, sondern mit dem Sprechen. Drei einfache Verhaltenstipps können im Gespräch mit stotternden Menschen hilfreich sein:
Auch wenn es hilfreich gemeint ist, schaden gut gemeinte Tipps wie „Atme tief durch“, „Denk nach, bevor du sprichst“ oder „Versuch es mal mit Singen“ mehr als dass sie helfen. „Die Menschen stottern ja nicht, weil sie unkonzentriert oder aufgeregt sind“, erklärt Ulrike Genglawski. „Sie brauchen einfach nur Zeit, ihren Gedanken auch in Ruhe aussprechen zu dürfen.“
Weitere Informationen erhalten Sie bei örtlichen Gesundheitsämtern, bei Selbsthilfegruppen stotternder Menschen (siehe unten) oder bei Ihrer AOK.
Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. (BVSS)
Zülpicher Straße 58
50674 Köln
Tel.: 0221-13911-06
info@bvss.de
www.bvss.de
Interdisziplinäre Vereinigung der Stottertherapeuten e.V.
Nußbaumer Bungert 16
51467 Bergisch Gladbach
Tel.: 02234-6944-65
info@ivs-online.de
www.ivs-online.de
Landesverband Stottern & Selbsthilfe Nord e.V.
Am Raaer Moor 28
25335 Elmshorn
kontakt@stottern-nord.de
www.stottern-nord.de
Weitere Informationen zum Beispiel zu Stottern in der Schule finden Sie auf www.stottern-und-schule.de.
Letzte Änderung: 14.10.2022
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