Viele Menschen pressen, drücken oder knirschen nachts mit den Zähnen. Auch am Tag stehen einige so unter Strom, dass sie die Zähne sprichwörtlich zusammenbeißen. Das kann auf Dauer schmerzhafte Folgen haben. Erfahren Sie hier, was die Auslöser für Zähneknirschen sind und wie die Zähne wieder zur Ruhe kommen.
Kieferorthopädin
AOK-Zahnklinik
Als Zähneknirschen wird das unbewusste Zusammenpressen oder das Aufeinanderreiben der Zähne bezeichnet, medizinisch Bruxismus genannt. Zähneknirschen verursacht auf Dauer Schäden an den Zähnen bis hin zum Zahnverlust. Nicht verwunderlich, denn beim Knirschen und Pressen wirken enorme Kräfte auf die Zähne: Bis zu 480 Kilogramm können auf einem Quadratzentimeter Zahn lasten. Das Zehnfache der normalen Kraft, die sonst beim Kauen erforderlich ist.
Rund 15 Prozent der Erwachsenen knirschen oder pressen nachts dauerhaft die Zähne, am Tag neigen sogar bis zu 30 Prozent dazu. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Am häufigsten tritt Bruxismus im Alter zwischen 20 bis 30 Jahren auf.
Bruxismus kommt auch bei Kindern vor. Fast jedes zweite Kind kann zeitweise schon mal mit den Zähnen knirschen. Sorgen müssen sich Eltern deswegen aber häufig nicht, weiß Dr. med. dent. Gabriella Németh, Fachzahnärztin für Kieferorthopädie: „In der Kindheit ist Zähneknirschen beim Zahnwechsel etwas ganz Normales.“
Fallen die Milchzähne aus, dann entstehen Lücken. Das Kiefergelenk versucht, diese auszugleichen. Auch nachwachsende Zähne können zunächst ein Störfaktor im bisherigen Kaugefüge sein. Kaumuskulatur und Kiefergelenk müssen dann erst wieder lernen, wie die Zähne im neuen Gebiss optimal zueinanderstehen. Das geschieht durch unbewusste Kieferbewegungen und Zähneknirschen. „Solange das Kind keine Beschwerden hat, ist keine Behandlung notwendig“, so Németh.
Nach dem Zahnwechsel sollte das Zähneknirschen allerdings wieder aufhören. Mahlt das Kind dennoch weiter, können Fehlstellungen der Zähne oder des Kiefers dahinterstecken. Diese werden mit einer Zahnspange behoben. Dadurch hört in der Regel auch das Zähneknirschen auf.
Warum manche Menschen mit den Zähnen knirschen oder diese zusammenpressen, ist nicht gänzlich geklärt. In den meisten Fällen gibt es keine erkennbaren Ursachen. „Dann ist häufig Stress der Grund für das Zähneknirschen“, so die Kieferorthopädin.
Jeder Zweite hat stressbedingt in seinem Leben schon einmal geknirscht oder gepresst. Vor allem, wenn der Stress im Job oder Privatleben anhaltend ist, stark belastet und für dauerhafte Anspannung sorgt. „Zähneknirschen kann dann ein Hinweis sein, dass der Betroffene unter enormem Druck steht.“
Darüber hinaus gibt es Störfaktoren, die das Zähneknirschen begünstigen. Dazu zählen Schlafstörungen, Angststörungen, Koffein, bestimmte Medikamente, Alkohol, Nikotin oder Drogenkonsum. Manche Ursachen lassen sich aber auch direkt im Mund finden, wie:
Auch bei Kindern sind Zahnwechsel oder Zahnfehlstellungen nicht alleinige Auslöser. Sie können ebenfalls aufgrund von Stress, Schlaf- oder Angststörungen zu Zähneknirschen neigen.
Häufig wird das Knirschen oder Zähnepressen von den Betroffenen selbst gar nicht bemerkt. Oft ist es der Zahnarzt, der einen Abrieb an den Zähnen feststellt, sogenannte Schlifffacetten. Manchmal fällt auch dem Partner das nächtliche Knirschen auf.
„Warnzeichen, die Betroffene selbst wahrnehmen können, sind Verspannung und Schmerzen in der Kaumuskulatur sowie Ohrenschmerzen“, so Németh. Diese sind vor allem nach dem Aufstehen spürbar.
Ebenso können Kopfschmerzen, vor allem im Bereich der Schläfen, Schmerzen im Kiefergelenk sowie Verspannungen in der Nacken- und Schultermuskulatur Hinweise auf nächtliche Press- und Knirschattacken der Zähne sein. Németh rät, solche Beschwerden ernst zu nehmen und abzuklären: „Denn treten Schmerzen und Verspannungen auf, dann liegt der Zustand häufig schon länger vor.“
Zähneknirschen geht den Zähnen an die Substanz. Durch die ständige Reibung wird der schützende Zahnschmelz unwiderruflich weggeknirscht. Das erhöht die Anfälligkeit für Karies. Zudem können Risse oder Abplatzungen am Zahnschmelz entstehen.
„Im Extremfall kann die Zahnsubstanz sogar bis in die Nähe des Zahnnervs weggeknirscht werden. Betroffene bekommen dann starke Zahnschmerzen“, so die Kieferorthopädin.
Weitere mögliche Folgen von Knirschen oder Pressen sind:
Ebenso kann es zu Entzündungen oder Verschleiß an den Kiefergelenken kommen. Laut Németh betrifft das aber eher Menschen, die über sehr viele Jahre hinweg knirschen und das Problem nie behandelt haben. „Das ist ein Extremfall, der nicht so häufig vorkommt.“
vigo select Zahnersatz x2
Eigenanteil beim Zahnersatz minimieren
Bei Verdacht auf Bruxismus ist der Zahnarzt erster Ansprechpartner. Die Behandlung erfolgt dann abhängig von der Ursache. „Ist ein schlecht sitzender Zahnersatz oder eine zu hohe Füllung der Auslöser, dann wird dies angepasst. Gibt es dadurch eine Besserung, ist keine weitere Behandlung notwendig“, erklärt Németh.
Bei einer Kieferanomalie kommt eine kieferorthopädische Behandlung infrage. Dann wird die Fehlstellung der Zähne oder des Kiefers mit einer Spangentherapie behandelt.
Sind hingegen keine Ursachen erkennbar, dann kommt meistens eine Schiene zum Einsatz. Die sogenannte Aufbiss- oder Knirscherschiene wird entweder auf dem Unter- oder Oberkiefer getragen und verhindert so den direkten Zahn-zu-Zahn-Kontakt. Das schützt den Zahnschmelz vor Schäden und entlastet Zähne und Kiefergelenke.
„Bei Muskelverspannungen empfiehlt sich zudem eine begleitende Physiotherapie“, rät die Kieferorthopädin. Gute Anlaufstellen dafür sind Physiotherapeuten, die auf die Behandlung von Kiefergelenken spezialisiert sind. Diese helfen mit gezielten Übungen, manueller Therapie, Massagen oder Wärmebehandlungen, die Verspannungen zu lösen und Schmerzen zu reduzieren.
Mit einer Schiene lässt sich Bruxismus aber nicht dauerhaft heilen, vor allem, wenn stressbedingt geknirscht wird. Ratsam ist dann, die Stressquellen ausfindig zu machen und abzustellen. Zudem helfen Entspannungsmethoden wie Yoga, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training Stress abzubauen, Anspannungen zu lösen und damit auch das Knirschen zu reduzieren oder ganz loszuwerden.
Letzte Änderung: 14.06.2024
Einwilligungserklärung für die Nutzung der Social Media Plugins
Für die Nutzung von Social-Media Dienstangeboten diverser Unternehmen stellen wir Ihnen Social-Media-Plug-ins zur Verfügung. Diese werden in einem Zwei-Klick-Verfahren auf den Online-Angeboten der AOK eingebunden.
Die AOK erfasst selbst keinerlei personenbezogene Daten oder Informationen über deren Nutzung mittels der Social-Media-Plug-ins.
Über diese Plug-ins können jedoch Daten, auch personenbezogene Daten, an die US-amerikanischen Diensteanbieter gesendet und gegebenenfalls von diesen genutzt werden. Das hier eingesetzte Verfahren sorgt dafür, dass zunächst keine personenbezogenen Daten an die Anbieter der einzelnen Social-Media-Plug-ins weitergegeben werden, wenn Sie unser Online-Angebot nutzen. Erst wenn Sie eines der Social-Media-Plug-ins anklicken, können Daten an die Dienstanbieter übertragen und durch diese gespeichert bzw. verarbeitet werden.