Die Diagnose Brustkrebs stellte das Leben von Carolin Kotke von einem auf den anderen Tag auf den Kopf. Es folgten Chemotherapie, Bestrahlung, eine Mastektomie und eine Ovarektomie, also die Entfernung der Brustdrüsen und der Eierstöcke. Ihre Erfahrungen teilte sie in einem Brustkrebs-Tagebuch auf ihrem Blog. Heute ist sie wieder gesund und setzt sich als Brustkrebsaktivistin, Ernährungscoach und Autorin für einen gesunden und bewussten Lebensstil ein. Im Interview erzählt sie, wie der Krebs ihr Leben veränderte, welchen Stellenwert Schönheit während einer Erkrankung hat und für was sie heute besonders dankbar ist.
Brustkrebsaktivistin und Ernährungscoach
Sie bekamen mit 29 Jahren die Diagnose Brustkrebs. Was war Ihre erste Reaktion auf diese Diagnose?
Die Diagnose war für mich ein Schock. Ich hatte absolut nicht mit einer Krebsdiagnose gerechnet, insbesondere nicht in meinem Alter. Ich war wie in einer Schockstarre, versuchte zunächst, einfach zu funktionieren. Meine ersten Gedanken drehten sich um meinen Job, den ich gerade neu begonnen hatte. Ich dachte nur, dass ich jetzt doch auf keinen Fall ausfallen dürfte und Vollgas geben müsste. Heute weiß ich, dass es wichtigere Dinge als den Job gibt.
Wie sind Sie dann mit der Diagnose umgegangen?
Gesundheit hatte nun oberste Priorität für mich und ich wollte alles tun, was meiner Genesung helfen könnte. Ich vertraute dabei nicht nur auf die Schulmedizin, sondern habe mich auch sehr viel mit ganzheitlicher Gesundheit und alternativen Therapien, insbesondere aber auch mit Ernährung und generell mit Krebs auseinandergesetzt.
Wie veränderte die Krankheit Ihr Leben?
Komplett! Für mich hat nach der Chemotherapie quasi ein zweites Leben begonnen. Eine zweite Chance, wie ich es auch gerne nenne. Ich habe sehr viel in meinem Leben geändert – zum Positiven. Ich bin achtsamer mit mir selbst geworden, kenne meine Grenzen besser denn je, weiß endlich auch, wie man „Nein“ sagt, und habe mir seither zur Mission gemacht, anderen Menschen zu helfen. Deshalb habe ich auch meinen alten Job als Marketingmanagerin aufgegeben und mich als Ernährungsberaterin fortbilden lassen. Mittlerweile bin ich als Ernährungscoach und Brustkrebsaktivistin tätig, teile mein Wissen und meine Erfahrung über meine Social-Media-Kanäle und habe ein Buch geschrieben.
Warum haben Sie sich dafür entschieden, Ihre Geschichte und Erfahrungen öffentlich zu teilen?
Um meine Diagnose zu verarbeiten, fing ich damals an, all meine Gedanken und Gefühle niederzuschreiben. Das half mir selbst, aber auch anderen, die in einer ähnlichen Situation waren. So fasste ich den Entschluss, mein Brustkrebs-Tagebuch öffentlich zu machen. Der Austausch mit anderen Brustkrebspatientinnen half mir enorm durch diese schwere Zeit. Es machte mir Mut und zeigte mir, dass ich nicht allein bin. Gleichzeitig ist die Arbeit auf Social Media ein Geben und Nehmen – und es ist ein unfassbar schönes Gefühl zu wissen, dass ich mit meiner Arbeit helfen und etwas verändern kann. Heute nutze ich meine Reichweite, um über Brustkrebs, Ernährung sowie einen gesunden Lebensstil aufzuklären und die Menschen für diese Themen zu sensibilisieren. Ich möchte Gleichgesinnten Mut machen und mit meiner Geschichte ein stückweit dazu inspirieren, gesund und voller Wohlbefinden durchs Leben zu gehen. Vor allem aber mache ich immer wieder auf die Wichtigkeit von Krebsvorsorge aufmerksam, sodass mehr Menschen im besten Fall gar nicht erst in die Situation kommen, in die ich gekommen bin.
Der Krebs und seine Behandlung haben selbstverständlich auch Ihren Körper verändert. Sie mussten durch Chemotherapie und Bestrahlung gehen, haben Ihre Haare verloren, hatten eine beidseitige Mastektomie mit Wiederaufbau sowie eine Ovarektomie. Wie sind Sie mit diesen Veränderungen umgegangen?
All die Veränderungen und Nebenwirkungen sind hart. Aber dafür darf ich leben und bin heute gesund. Mit Anfang 30 in die Wechseljahre katapultiert zu werden, ist nicht ohne: Hitzewallungen, Knochen- und Gelenkprobleme, Stimmungsschwankungen, trockene Haut und so viel mehr. Vor allem aber auch das Wissen, keine Kinder mehr bekommen zu können, war sehr hart für mich. Mittlerweile habe ich alle Nebenwirkungen der Therapie gut im Griff und mich mit den Konsequenzen arrangiert.
Wie wichtig ist denn, sich trotz Krankheit schön zu fühlen?
Man könnte meinen, Dinge wie Aussehen und Schönheit würden oberflächlich sein, sind sie aber absolut nicht, gerade nicht für eine Krebspatientin. Als mir meine Haare durch die Chemotherapie ausfielen, gab mir meine Perücke Halt und etwas Normalität zurück. Make-up half mir, mich in meiner eigenen Haut wieder wohlzufühlen, mich selbst im Spiegel sehen zu können und nicht nur noch diese krebskranke Frau.
Fühlen Sie sich heute wieder voll im Leben angekommen?
Mehr und mehr. Nach so einer Diagnose ist nichts mehr, wie es früher einmal war. Man hat sein Denken und Handeln geändert, aber auch der Körper ist nicht mehr derselbe. Von Jahr zu Jahr arrangiert man sich damit. Heute bin ich einfach dankbar dafür, noch hier sein zu dürfen, und sauge jede Minute meines Lebens förmlich auf. Ich lebe viel bewusster und erfüllt mit Dankbarkeit und Wertschätzung für die kleinen Dinge im Leben. Eine schöne neue Eigenschaft, wie ich finde.
Erkennen und heilen
Krebsfrüherkennung ist wichtig!
Ihre Erkrankung hat Sie auch dazu gebracht, eine Ausbildung als Ernährungsberaterin zu machen und Menschen für einen gesunden und achtsamen Lebensstil zu begeistern. Welchen Rat geben Sie anderen Krebspatienten?
Das Wichtigste ist, auf sich und seinen Körper zu achten und seine Grenzen zu kennen. Ebenso wichtig: Niemals Rat bei Google suchen. Das macht in den meisten Fällen alles nur noch schlimmer. Stattdessen lieber Ärzte und Experten fragen und sich mit Gleichgesinnten austauschen. Grundsätzlich ist Gesundheit für mich die Balance aus einem gesunden Mindset, einer Portion Achtsamkeit, einer bewussten Ernährung, ausreichend Bewegung und mentalem Entschlacken. All diese Dinge versuche ich, so gut es geht, selbst zu leben – und gebe meine Tipps auf meinen Social-Media-Kanälen, meinem Blog www.carolionk.com, in meinen Seminaren und in meinem Buch weiter.
In Ihrem Buch „Eat well, feel better“ setzen Sie sich intensiv mit Nährstoffen in Lebensmitteln auseinander. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse Ihres Buchs?
In meinem Buch geht es darum, wie wir unseren Körper aktiv bei seiner Arbeit unterstützen können. Ein sehr wichtiges Thema in meinem Buch ist aber auch, wie man einer Mangelernährung vorbeugen kann. Mangelernährung heißt in diesem Fall nicht, dass wir zu wenig essen, sondern, dass es unserem Körper ganz häufig einfach an Nährstoffen fehlt. Denn leider ernähren wir uns heutzutage sehr nährstoffarm. Viele Menschen haben insbesondere im Herbst und Winter einen Mangel an Vitamin D, aber auch an Vitamin C und Zink. Wie wir diese Nährstoffe ganz natürlich in Form von Lebensmitteln in unsere Ernährung einbauen können., erläutere ich in meinem Buch mit praktischen Tipps und leckeren Rezepten.
Der Oktober ist Brustkrebsmonat. Hat die Krankheit genug Sichtbarkeit oder gibt es noch Lücken in Aufklärung und Prävention?
Der Brustkrebsmonat ist eine fantastische Idee und ich freue mich immer sehr über die Aufmerksamkeit und die breite Aufklärung in diesem Monat. Ich würde mir aber wünschen, dass Brustkrebs und Brustkrebsvorsorge auch in den restlichen elf Monaten mehr Aufmerksamkeit bekommt und ernst genommen wird. Deshalb erinnere ich zum Beispiel auf meinen Social-Media-Kanälen jeden Monat daran, vorsorglich die eigene Brust abzutasten. Denn Brustkrebs geht uns eben nicht nur im Oktober, sondern das ganze Jahr etwas an.
Letzte Änderung: 22.09.2022
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