Wer von Rheuma spricht, meint oft die rheumatoide Arthritis. Betroffene leiden dabei unter schmerzenden und steifen Gelenken. Auch wenn die Erkrankung nicht heilbar ist, gibt es mittlerweile sehr gute Behandlungsmöglichkeiten. Auch Lebensstil und Ernährung spielen eine Rolle. Wir klären auf.
Fachärztin für Innere Medizin
ServiceCenter AOK-Clarimedis
Eine rheumatoide Arthritis ist eine chronisch rheumatische Gelenkerkrankung. Sie wird auch chronische Polyarthritis genannt. Bei dieser Erkrankung ist die Gelenkschleimhaut in mehreren Gelenken entzündet. Dabei lässt die Entzündung die Gelenkschleimhaut anschwellen und es bildet sich Flüssigkeit in den Gelenken. Die Gelenke schwellen an, sind steif und schmerzen. Wenn die Erkrankung unbehandelt bleibt, werden in der Folge Knorpel und Knochen des Gelenks unwiderruflich geschädigt. Die rheumatoide Arthritis ist nicht heilbar, kann heutzutage allerdings sehr gut behandelt werden.
Millionen Menschen in Deutschland leiden an Rheuma. Allerdings ist Rheuma sehr vielfältig und ein Sammelbegriff für über 100 Erkrankungen. Je nach Ursache werden rheumatische Erkrankungen in vier Gruppen eingeteilt:
Etwa ein Prozent der Weltbevölkerung leidet an einer rheumatoiden Arthritis. In Deutschland geht man von etwa 550.000 Erkrankten aus. Frauen sind dreimal häufiger betroffen als Männer. Die Erkrankung kann sich in jedem Lebensalter entwickeln. Meistens tritt sie allerdings im Alter von 50 bis 80 Jahren auf. Männer erkranken daran später als Frauen.
Die Ursachen der Krankheit sind bisher nicht geklärt. Aktuell gehen Fachleute davon aus, dass es sich bei rheumatoider Arthritis um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der das Immunsystem eigenes Körpergewebe angreift und so einen Entzündungsprozess hervorruft. Warum es zu dieser Fehlfunktion des Immunsystems kommt, ist ebenfalls weitgehend unklar. Erbliche Veranlagung scheint dabei aber eine Rolle zu spielen. Weitere Risikofaktoren sind weibliches Geschlecht, höheres Alter, Rauchen, Übergewicht und genetische Faktoren.
Die rheumatoide Arthritis entwickelt sich meist über einen längeren Zeitraum. Es sind vor allem die kleinen Gelenke der Finger, Zehen und Hände betroffen. Bei manchen Menschen können das aber auch große Gelenke wie die Kniegelenke, die Hüfte oder Schultergelenke sein. Typische Symptome sind:
Begleitet wird das Gelenkrheuma oft von allgemeinen Krankheitssymptomen wie:
Typisch für die rheumatoide Arthritis ist, dass sie in Schüben verläuft. Das heißt, Schmerzen, geschwollene Gelenke und ein allgemeines Krankheitsgefühl treten in Intervallen auf und wechseln sich mit beschwerdefreien Zeiten ab. Wird die Erkrankung nicht behandelt, werden die Gelenke zunehmend zerstört. Bei schweren Verläufen können zudem die Nerven, Augen, Herz, Lunge, Nieren, Darm sowie andere Organe geschädigt werden.
Der Arzt oder die Ärztin stellt die Diagnose rheumatoide Arthritis auf Basis von Krankheitssymptomen, körperlicher Untersuchung, Blutwerten sowie anhand bildgebender Verfahren, wie z. B. Ultraschall.
Wird die Erkrankung rechtzeitig erkannt und entsprechend therapiert, kann das den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und die Erkrankung zum Stillstand bringen. Von ganz großer Wichtigkeit ist daher die frühzeitige Diagnosestellung und Therapie. Schäden an den Gelenken lassen sich so meist weitestgehend verhindern.
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Die Behandlung von Gelenkrheuma hat sich in den vergangenen Jahren immens verbessert. Ziel ist, dass Patienten möglichst beschwerdefrei werden und die Krankheit zum Stillstand kommt. Dazu werden verschiedene Therapiemethoden eingesetzt. Sie werden individuell auf den Patienten abgestimmt. Dazu zählen:
Rheuma-Basismedikamente sollen den Entzündungen und der Gelenkzerstörung entgegenwirken. Die Präparate werden langfristig eingesetzt und gegebenenfalls mit Rheuma-Schmerzmitteln kombiniert. Kortison hat heute in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis nur noch über kurze Zeiträume einen Stellenwert, beispielsweise um eine Phase zu überbrücken, bis das Basismedikament wirkt. Eine langfristige Therapie mit Kortison entspricht nicht mehr den heutigen Behandlungsempfehlungen.
Physiotherapie soll die Gelenkfunktion erhalten. Die Übungen können Kraft, Koordination, Haltung und Gehfähigkeit der Patienten fördern. In der Ergotherapie trainieren Patienten gezielt alltägliche Bewegungen. Dabei können sie auch lernen, Schonhaltungen zu vermeiden. Die angeleiteten Übungen sollten dann zu Hause selbstständig fortgeführt werden.
Sind einzelne Gelenke stark betroffen, können Kortison-Injektionen die Schmerzen lindern und die Entzündung stoppen. Gelegentlich kommen Verödungen mit radioaktivem Material (Radiosynoviorthese) infrage, wenn andere Therapien nicht helfen. Das radioaktive Material wird so gezielt eingesetzt, dass dadurch keine allgemeinen gesundheitlichen Schäden zu befürchten sind.
Einlagen für Schuhe, Gehstützen oder Schienen können durch die Entlastung der betroffenen Gelenke den Alltag erleichtern.
In manchen Fällen kann es notwendig werden, die von Rheuma befallenen Gelenke, Sehnen oder Schleimbeutel zu operieren. So kann zum Beispiel bei schweren Schäden an Gelenken eine Gelenkprothese das kranke Gelenk ersetzen.
Eine gesunde Ernährung kann eine Rheumaerkrankung positiv beeinflussen. Folgende Tipps sollten Rheumatiker beherzigen:
Je nach Rheumaerkrankung können sich die Empfehlungen für eine rheumagerechte Ernährung unterscheiden. Eine individuelle Ernährungsberatung kann deshalb sinnvoll sein. Tipps zur Ernährung bei den verschiedenen Rheuma-Formen und viele Rezepte finden Sie in der Broschüre „Die richtige Ernährung bei Rheuma“ der Deutschen Rheuma-Liga.
Ein gesundheitsfördernder Lebensstil kann zu einer Verbesserung der Beschwerden beitragen. Dazu zählt viel Bewegung. Denn diese hilft, die Gelenke fit zu halten und zu stärken. Auch Sport ist erlaubt. Als besonders geeignet gelten Radfahren und Schwimmen. Bei Übergewicht wird abnehmen empfohlen, um die Gelenke zu entlasten. Die wichtigste Maßnahme für Raucher ist rauchfrei zu werden. Denn sie haben auffällig schwerere Krankheitsverläufe und Therapien schlagen schlechter an.
Online-Beratung der Deutschen Rheuma-Liga
Regionale Selbsthilfegruppen und weitere Angebote der Deutschen Rheuma-Liga.
Letzte Änderung: 20.06.2022
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