Haben Kinder einen Infekt, stellen sich für Eltern viele Fragen. Zum Beispiel wann Antibiotika bei Ihrem Kind nötig sind. Welche Nebenwirkungen ein Antibiotikum haben kann, wie Sie das Medikament verabreichen können und wann Sie ohne auskommen. Hier finden Sie die Antworten.
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin
ServiceCenter AOK-Clarimedis
Fachleute empfehlen, Antibiotika nur bei schweren bakteriellen Entzündungen einzusetzen, mit denen das Immunsystem des Kindes allein nicht fertig werden kann. Die allermeisten Infekte bei Kindern werden allerdings durch Viren ausgelöst. Gegen die können Antibiotika nichts ausrichten.
Ob ein bakterieller Erreger eine Infektion bei Ihrem Kind verursacht, beurteilt der Kinderarzt bei seiner Untersuchung anhand der Symptome (Krankheitszeichen). Die jeweiligen Symptome bei einer bakteriellen Infektion hängen immer davon ab, welches Organ oder Organsystem betroffen ist. Eitrige Beläge auf den Gaumenmandeln oder hohes Fieber können zum Beispiel Anzeichen für eine Infektion mit Bakterien sein.
In unklaren Fällen wenden Ärzte manchmal zusätzlich einen Schnelltest an. So lassen sich zum Beispiel mit einem Rachenabstrich bestimmte Erreger nachweisen oder in einem Blutstropfen die Höhe von Entzündungswerten bestimmen. Das Testergebnis sowie bestimmte Krankheitszeichen geben Hinweise darauf, ob Viren oder Bakterien die Auslöser sind.
Grundsätzlich sollten Antibiotika nur eingesetzt werden, wenn die Erkrankung von einem Arzt diagnostiziert wurde und ein Antibiotikum medizinisch notwendig ist.
Eine laufende Nase oder Husten führen Eltern oft mit ihrem Kind in die Arztpraxis. Auslöser für diese und andere Atemwegsinfektionen sind fast immer sogenannte respiratorische Viren. Obwohl Antibiotika dagegen nicht wirken, werden sie häufig von Eltern gefordert. Ein Grund: Das Kind leidet und hat gerade am Anfang teils starke Beschwerden. Verständlich, dass Eltern besorgt sind.
Hat das Kind keine Vorerkrankungen, empfehlen Fachleute bei älteren Kindern und leichteren Krankheitssymptomen zunächst abzuwarten und zu beobachten. Bei Säuglingen oder wenn sich der Zustand des Kindes nicht bessert oder sogar verschlechtert, muss ein Arzt aufgesucht werden. Besteht dann Klarheit oder der dringende Verdacht, dass ein bakterieller Infekt vorliegt, wird ein Antibiotikum notwendig. Vertrauen Sie der ärztlichen Erfahrung und seinem Rat. Ist ein Antibiotikum ratsam, bekommen Sie dort auch das nötige Rezept.
Gerade beim ersten Kind besteht bei Eltern viel Unsicherheit, wenn das Kind krank ist. Doch machen Sie sich klar: Sie leiden unter Umständen vielleicht mehr als das Kind selbst. Wie krank das Kind sich fühlt, ist ohnehin oft kein verlässlicher Hinweis, um einzuschätzen, ob ein Antibiotikum sinnvoll wäre.
Ein Beispiel ist die Mittelohrentzündung: Sie verursacht oft starke Ohrenschmerzen, verschwindet aber bei etwa 60 Prozent der Kinder innerhalb von 24 bis 48 Stunden wieder – auch ohne Antibiotika. Sinnvoll sind hier in der Regel Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol und abschwellende Nasentropfen. Ein Antibiotikum wird dagegen empfohlen bei kleinen Kindern unter sechs Monaten; wenn bei Kindern unter zwei Jahren beide Ohren betroffen sind; die Beschwerden über mehrere Tage anhalten oder ein eitrigen Ausfluss aus dem Ohr besteht.
Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin wählt ein Antibiotikum für Ihr Kind aus, das gegen die jeweiligen krank machenden Bakterien wirksam ist. Für die Behandlung von Kindern gibt es speziell zubereitete Antibiotika in einer kindgerechten Dosierung.
Antibiotika-Säfte sind insbesondere Kleinkindern leichter zu verabreichen. Weil sie angebrochen nur kurz haltbar sind, werden sie häufig als Trockensäfte angeboten. Diese können Sie selbst mit Leitungswasser frisch zubereiten. Wichtig ist dabei, den Saft vor jeder Anwendung immer ausreichend aufzuschütteln und abzuwarten, bis sich der Schaum abgesetzt hat. Danach lässt sich der Saft, je nach Angabe auf der Packungsbeilage, im Kühlschrank oder bei Raumtemperatur aufbewahren.
Kindgerecht dosiert und richtig eingesetzt gelten Antibiotika als sichere, effektive und wichtige Medikamente.
Häufigere Nebenwirkungen von Antibiotika bei Kindern sind vorübergehende Übelkeit, Hautausschlag oder Durchfall. Dieser kann auftreten, weil einige Mittel das Gleichgewicht der natürlichen Darmflora stören. Damit sich die Darmbakterien wieder erholen, geben Sie dem Kind ausreichend zu trinken und verabreichen Sie leichte Kost, etwa Gemüse und Brei. Probiotische Lebensmittel wie Joghurt und Quark helfen der Darmflora, sich zu erholen.
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Lassen Sie sich von Kinderarzt oder Kinderärztin beraten, was Sie beachten müssen, solange das Kind Antibiotika bekommt. Halten Sie sich an diese Empfehlungen.
Diese Tipps sollten Sie außerdem beachten:
Antibiotika und andere Medikamente sollten Sie am besten mit ausreichend Leitungswasser geben. Milch und Milchprodukte wie Kakao oder Puddings sind nicht geeignet. Ebenso wenig wie Mineralwasser. Diese Nahrungsmittel und Getränke enthalten viel Kalzium, das bei bestimmten Antibiotika die Aufnahme in den Körper verhindert.
Tipp: Deshalb sollten Sie Antibiotika auch nicht in die Babynahrung – also ins Fläschchen – mischen.
Antibiotika müssen die Kinder möglichst gleichmäßig verteilt in regelmäßigen Abständen innerhalb von 24 Stunden einnehmen. Die genauen Angaben – etwa ob das Antibiotikum vor, zu oder nach den Mahlzeiten eingenommen werden sollte – erfahren Sie in der Arztpraxis oder aus dem Beipackzettel. Fragen Sie im Zweifel nach.
Tipp: Zettel oder Aufkleber auf der Arzneiflasche helfen sich zu erinnern, wann das Kind die letzte Dosis bekommen hat.
Bevor Sie Ihrem Kind das Antibiotikum zum ersten Mal geben, sollten Sie zur Sicherheit die Dosierung noch mal kontrollieren. Sie muss dem Alter und Gewicht des Kindes entsprechen. Wenn Sie unsicher sind, wie schwer das Kind ist, stellen Sie es besser auf die Waage, als das Gewicht zu schätzen. Dosierhilfen wie Tropfenzähler, Dosierkappe oder Messbecher sind eine gute Unterstützung. Diese sind dem Antibiotikum oft beigelegt. Übrigens: Dosierhilfen sind nur für das jeweilige Medikament gedacht, nicht für andere Mittel.
Tipp: Machen Sie sich nachts bei der Zubereitung unbedingt Licht an, um die richtige Dosis abzumessen. Bereiten Sie das Medikament daher ruhig in einem anderen Raum vor, damit Sie Ihr Kind im Kinderzimmer nicht mit Licht stören.
Haben Sie einmal vergessen, das Antibiotikum zu geben, fragen Sie beim behandelnden Kinderarzt in der Praxis nach, was zu tun ist. Ebenso, wenn das Kind kurz nach der Einnahme erbrochen hat. Auf keinen Fall sollten Sie beim nächsten Mal die doppelte Dosis „als Ausgleich“ geben.
Viele Kinder nehmen Medikamente nur ungern ein. Daher braucht es Geduld, um sie zu überzeugen. Das kann die Medikamentengabe vereinfachen:
Es empfiehlt sich, Antibiotika immer so lange einzunehmen, wie es die Ärztin oder der Arzt verschrieben hat. Das gilt auch, wenn sich das Kind bereits vorher wohler fühlt. Wird die Behandlung vorzeitig abgebrochen, sind unter Umständen noch nicht alle krank machenden Bakterien abgetötet. Das kann dazu führen, dass die Beschwerden sich wieder verschlechtern. Außerdem besteht das Risiko, dass die überlebenden Erreger unempfindlich (resistent) gegen das Antibiotikum werden. Das Mittel würde also bei neuen Infekten nicht mehr wirken.
Letzte Änderung: 04.03.2022
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