Die Bevölkerung auf der Erde wächst stetig und gleichzeitig schreitet der Klimawandel voran. Was wir heute selbstverständlich essen, wird womöglich bald knapper oder schadet dem Planeten. Das erfordert ein Umdenken. Die gute Nachricht: Wissenschaftler forschen an nachhaltigen Anbaumethoden und vielversprechenden neuen Nahrungsquellen. Das sind die Ernährungstrends der Zukunft – von veganer Ernährung über Insekten bis hin zu Fleisch aus dem Reagenzglas und Pizza aus dem 3-D-Drucker.
Haben Sie schon mal von der Planetary Health Diet gehört? Ziel dieser von Wissenschaftlern erarbeiteten Ernährungsweise ist es, die immer größer werdende Weltbevölkerung mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen und gleichzeitig den Planeten zu schützen. So viel vorweg: Wir werden uns umstellen müssen – auf eine nachhaltigere Landwirtschaft, auf eine möglichst regionale, saisonale und pflanzliche Ernährung und auf Lebensmittel, die viele wichtige Nährstoffe enthalten, aber kaum CO2 produzieren. Nur so werden wir auch in 50 Jahren sicherstellen können, dass für die stetig wachsende Bevölkerung genug Nahrung vorhanden ist.
Die Haltung von Fleisch- und Milchtieren erfordert viel Platz und verbraucht große Mengen an Wasser und Futter. Bei immer länger anhaltenden Trockenperioden ein großes Problem. Außerdem gehen fast 15 Prozent aller vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen aufs Konto der Viehwirtschaft. Trotzdem ist der Fleischkonsum zwischen 1992 und 2016 um 500 Prozent gestiegen. Doch wenn wir die Folgen des Klimawandels eindämmen wollen, müssen wir Experten zufolge unsere Ernährung umstellen, indem wir Pflanzen den Vorrang geben und den Verzehr von tierischen Produkten einschränken. Das Ziel: eine vegane oder zumindest vegetarische Ernährung. Wer nicht gänzlich auf Fleisch verzichten möchte, muss das auch nicht – kann sich aber fragen, ob es nicht ausreicht, nur einmal pro Woche, statt jeden Tag Fleisch zu essen.
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Schon gewusst? 75 Prozent des weltweiten Nahrungsangebots stammen von nur zwölf Pflanzen- und fünf Tierarten. Da ist also Luft nach oben. Die Vielfalt, die uns die Natur bietet, sollten wir besser nutzen: Baut ein Bauer beispielsweise jedes Jahr dasselbe auf seinen Feldern an, laugt das die Böden aus und macht sie auf Dauer unfruchtbar. Eine abwechslungsreichere Fruchtfolge oder Permakultur kann dabei helfen, die Böden zu schonen. Doch es gibt auch noch viel kreativere Ideen, das Essen unserer Zukunft vielfältiger zu machen.
Hier sind einige wichtige Ernährungstrends und Lebensmittel, die in den kommenden Jahren vermehrt auf den Tisch kommen könnten:
Algen und andere marine Nahrungsquellen wie zum Beispiel Seetang werden immer häufiger auf dem Teller landen. Der Vorteil: Algen können schnell und in großen Mengen gezüchtet werden – und liefern gleichzeitig wichtige Nährstoffe wie Eiweiß, Eisen und Antioxidantien. Im Vergleich zu derzeit beliebten Nutzpflanzen wie Sojabohnen bieten Algen außerdem ein effizienteres Verhältnis zwischen Protein und Landnutzung.
In einigen asiatischen Ländern stehen Quallen schon lange auf dem Speisenplan, doch als kalorienarmes Superfood in Form von knusprigen Chips oder Proteinpulver könnten sie auch in anderen Teilen der Welt attraktiv werden. Quallen bestehen hauptsächlich aus Eiweiß und enthalten viele Mineralstoffe. Es gibt eine große Artenvielfalt, weshalb Forschende davon ausgehen, dass das Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist. Gleichzeitig gibt es immer mehr Quallen in den Meeren, denn die Folgen des Klimawandels wie wärmeres Wasser führen etwa dazu, dass sich viele Quallenarten noch schneller fortpflanzen können.
Bohnen, Hülsenfrüchte und Nüsse haben im Vergleich zu tierischen Produkten viel geringere Auswirkungen auf die Umwelt und sind zudem kostengünstiger herzustellen. Es wird erwartet, dass die Produktion von Bohnen, Linsen und Nüssen bis 2050 um fast 100 Prozent, wenn nicht sogar 200 Prozent steigen wird, während die Produktion von rotem Fleisch um etwa 75 Prozent zurückgehen dürfte.
Weizen wird zukünftig wahrscheinlich durch reichhaltigere Saaten, Getreide und sogenannte Pseudogetreide (z.B. Quinoa) ersetzt werden. Denn Weizen, wie wir ihn kennen, wurde lange Zeit selektiv gezüchtet, sodass nur wenig genetische Variation übrigblieb. Dadurch ist die Pflanze sehr anfällig, was angesichts des Klimawandels ein großes Problem darstellt. In Zukunft werden wir deshalb viel öfter etwa mit Quinoa, Amaranth oder Buchweizen kochen und backen. Ein weiterer Vorteil: Sie sind auch für Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit geeignet.
Wie wäre es mit gekochten Raupen, gegrillten Skorpionen oder gerösteten Grashüpfern? Auch wenn es in unseren Breitengraden nach wie vor ungläubiges Staunen auslöst, werden Insekten bereits von vielen Menschen auf der ganzen Welt verzehrt – und gelten häufig sogar als Delikatesse. Die Vorteile sind eindeutig: Insekten liefern sehr viel hochwertiges Protein und Nährstoffe – und verursachen dabei bis zu 100-mal weniger Treibhausgase als andere Proteinquellen wie Fleisch, Fisch, Milch oder Eier. Das ist wichtig, denn nach Angaben des Weltwirtschaftsforums gehen uns langsam die Proteine für die immer weiter wachsende Bevölkerung aus, die bis 2050 voraussichtlich 10 Milliarden Menschen erreichen wird.
Im Labor gezüchtetes oder kultiviertes In-vitro-Fleisch ist bereits auf dem Vormarsch. Bei diesem Produkt werden Proteine aus einem lebenden Tier entnommen und in einem Labor kultiviert. So wird Fleisch produziert, ohne dass dafür der Platz oder die Ressourcen benötigt werden, die für Massentierhaltung erforderlich sind. In Singapur wird bereits Fleisch aus dem Labor verkauft, doch es ist noch nicht geklärt, ob es tatsächlich zur Massenware taugt. Denn die Beschaffung der Tierzellen ist teuer, es fehlt noch an Verfahren und es gibt Bedenken, dass auch In-vitro-Fleisch nicht ohne Tierleid auskommt. Deshalb arbeiten einige Labore und Hersteller weltweit an verbesserten Methoden zur Herstellung von im Labor gezüchteten Proteinen.
Die Banane ist eine der beliebtesten Früchte der Welt: 100 Milliarden Bananen pro Jahr werden schätzungsweise verzehrt. Bananen sind recht anspruchslose Pflanzen und in der Vergangenheit in einer sich erwärmenden Welt gut gediehen, doch die uns vertraute Bananensorte – die Cavendish – wird von einem Pilz bedroht. Es kann also sein, dass die Ernteerträge bald sinken. Es gibt aber eine verwandte Kulturpflanze: die Ensete-Pflanze. Sie wird auch als „falsche Banane“ bezeichnet und zählt in Äthiopien bereits zu den Grundnahrungsmitteln. Doch auch in anderen Teilen der Welt wird sie immer beliebter. Auch wenn sie der Banane sehr ähnlich sieht, wird sie dennoch völlig anders zubereitet. Die Frucht wird nicht gegessen, dafür aber nahezu jeder andere Bestandteil der Pflanze. Meist werden die Wurzeln und der Stamm als Zutaten für Lebensmittel wie Brot und Brei verwendet. Das Besondere: Falsche Bananen sind so kalorienreich, dass 15 falsche Bananenpflanzen eine Person ein Jahr lang ernähren könnten. Das hat der Pflanze den Spitznamen „Baum gegen den Hunger” eingebracht. Außerdem kann diese Pflanze das ganze Jahr über gesät und geerntet werden, sie kann jahrelang auch ohne Wasser wachsen und braucht ein weit verbreitetes Klima mit Temperaturen zwischen 14 und 25 Grad.
169 Liter Kaffee trinken wir Deutschen im Jahr. Doch durch die immer weiter steigenden Temperaturen ist unser morgendliches Lieblingsgetränk in Gefahr. Weil die meisten Bohnensorten der Hitze, die der Klimawandel vor allem in den Anbaugebieten mit sich bringt, nicht standhalten können, könnten bis zu 50 Prozent der derzeitigen Anbauflächen unbrauchbar werden. Doch eine bestimmte Art von Kaffeebohnen könnte die Rettung sein: Stenophylla-Kaffee, auch Wilder Kaffee genannt. Diese Bohnenart verträgt bis zu 6,8 Grad Celsius mehr Hitze als die Arabica-Kaffeepflanze, die für den Großteil des von uns konsumierten Kaffees verwendet wird. Einziger Wermutstropfen: Diese Kaffeesorte ist weniger ertragreich als die beiden gängigen Sorten, die wir heute verwenden. Aber dafür schmeckt man fast keinen Unterschied. Und vielleicht kann man es bei der Ernährung der Zukunft mit dem Kaffee ja ähnlich handhaben wie mit dem Fleisch – weniger konsumieren, aber dafür mit viel mehr Genuss.
Schokolade, Gummibärchen oder sogar Pizza aus dem Drucker? Was nach Science-Fiction klingt, existiert tatsächlich bereits. Sogenannte Lebensmitteldrucker werden etwa bereits für aufwendige Skulpturen aus Schokolade oder originelle Nudeln genutzt. Die Schokolade oder der Teig wird in einer Patrone in den Drucker gegeben und dann aus einer Spritzdüse langsam dosiert und geschichtet. Doch Forschende wollen die Food-Drucker nicht nur als Spielerei nutzen, sondern irgendwann flächendeckend einsetzen, um trotz zu weniger Anbauflächen die Weltbevölkerung auch zukünftig zu ernähren. Das Prinzip dahinter beruht auf Forschungen der Weltraumbehörde NASA, die ihre Astronauten auf ihren Missionen mit Essen versorgen, das der Drucker aus lang haltbaren Zutaten in Pulverform herstellt. Das „Kochen“ übernimmt dann der Drucker.
Letzte Änderung: 07.10.2022
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