Gerade in der Anonymität von Großstädten, aber auch in dünn besiedelten Gegenden fällt es Senioren, Menschen mit Einschränkungen, Alleinstehenden oder Alleinerziehenden, aber auch Menschen mit Migrationshintergrund mitunter schwer, Kontakte zu knüpfen.
Offene Nachbarschaftstreffs bieten hier Unterstützung, denn sie laden aktiv zum Zusammensein ein. Eines dieser Projekte ist das HausDrei e.V. in Hamburg-Altona. Sein gemeinschaftsförderndes Konzept wurde 2020 mit dem AOK-Förderpreis Gesunde Nachbarschaften ausgezeichnet. Die Leiterin des Bereichs Nachbarschaftsarbeit verrät, wie sie es immer wieder schafft, auch zurückhaltende, einsame Menschen zum Mitmachen zu motivieren.
Hamburg-Altona ist ein gewachsener, ehemaliger Arbeiter-Stadtteil, der aufgrund seiner dichten Bebauung und seiner Bewohner voller Leben ist. Aber in all diesem bunten Treiben können jene auch mal untergehen, die stiller, zurückhaltender, eingeschränkter, trauernd oder einsam sind. Das Stadtteilkulturzentrum Altona ist für Alle ein Ort der Begegnung – egal ob extrovertiert oder introvertiert.
Hier befindet sich der Nachbarschaftsraum, eine Art „zweites Wohnzimmer“ für alle Anwohner, für Jung und Alt. Der Begegnungsort bietet die Möglichkeit, Anschluss zu finden und über die sozialen Kontakte möglichst gesund und aktiv zu bleiben. Gleichzeitig eröffnet er allen die Chance, etwas zurückzugeben: an die Nachbarn, an den Stadtteil, an die Gesellschaft.
Leiterin der Nachbarschaftsarbeit im HausDrei ist Christina Dorau. Sie organisiert die generationsübergreifenden Treffen und weitere Aktionen in der Altonaer Nachbarschaft. Zwischendurch finden immer auch wieder Treffs für spezielle Zielgruppen statt, wie die interkulturelle Frauenrunde Altona, bei der junge Frauen und Mütter zwischen 18 und 27 Jahren zusammenkommen.
Christina Dorau leitet seit fünf Jahren den Nachbarschaftstreff im HausDrei. Sie weiß genau, wie schwer es manchen fällt, als Neue den ersten Schritt zu machen: „Für viele Menschen ist das eine echte Herausforderung. Was unseren Nachbarschaftstreff besonders macht, ist die offene und einladende Atmosphäre. Jeder ist willkommen, ohne dass es Verpflichtungen gibt – niemand muss etwas von sich preisgeben oder an den zahlreichen Brett- und Kartenspielen teilnehmen. Man darf auch einfach nur dasitzen und die Gemeinschaft genießen. Neue Besucher werden herzlich empfangen, bei Tee, Kaffee und Keksen vorgestellt, und sobald die Namen zu den Gesichtern passen, ist das Eis meist schnell gebrochen. Vielleicht liegt das Geheimnis gerade darin, dass man nichts muss und sich trotzdem willkommen fühlt.“
Christina Dorau und das HausDrei-Team legen großen Wert darauf, schon beim ersten Besuch so viel Interesse zu wecken, dass die Neuen gerne wiederkommen. „Wir laden sie direkt zu unseren nächsten Nachbarschaftstreffen und anderen Angeboten des Hauses ein und fragen nach ihren eigenen Ideen und Wünschen. Im HausDrei ist nicht nur das Mitmachen, sondern auch das aktive Mitgestalten der Nachbarschaft willkommen.“
Daraus ist zum Beispiel die Idee für einen Filmclub für Erwachsene entstanden. Diese kam damals von zwei Nachbarinnen, die das HausDrei dann über zwei Jahre lang bei der Organisation regelmäßiger Filmabende unterstützt hat. Denn auch das ist das Nachbarschaftsprinzip: Alle helfen sich gegenseitig mit ihren persönlichen Kompetenzen – von der Idee über die Konzeption bis zur Umsetzung.
Den Nachbarschaftstreff in dieser Form gibt es seit rund fünf Jahren. In dieser Zeit sind enge Freundschaften unter den Nachbarn gewachsen. Menschen verabreden sich auch außerhalb des Stadtteilkulturzentrums, sie gründen ihre eigenen Gruppen oder bringen neue Leute mit. Manche bleiben auch irgendwann weg, aber dafür gebe es nicht nur negative, sondern auch positive Gründe, wie die Vertiefung eines neu entdeckten Hobbys oder ein ehrenamtliches Engagement in einem anderen Projekt, so Christina Dorau.
Und wie gelingt es, die einsamen, sehr zurückgezogen lebenden Menschen im Stadtteil ausfindig zu machen und aktiv zu ermuntern, doch mal vorbeizukommen? „Von sehr einsamen Menschen zu erfahren, ist recht schwierig“, sagt Christina Dorau. HausDrei versuche aber regelmäßig durch große Plakate, Flyer, Social Media und Mund-zu-Mund-Erzählung im Viertel auf seine Angebote aufmerksam zu machen. „Das funktioniert eigentlich recht gut: Der eine oder der andere Mensch hat uns erzählt, dass er/sie immer wieder am Plakat vorbeigegangen ist und nun endlich mal bei uns reinschauen wollte“, erzählt Christina Dorau. „Wir hören immer wieder von unseren Besuchern: ‚Zu Hause bin ich immer oder meistens allein – da komme ich lieber zu euch und ich bin sehr froh, dass es den Nachbarschaftstreff gibt.‘“ Manche Besucher stünden auch schon mal eine Stunde vor Öffnung vor der Tür, geduldig wartend.
Mitglied werden
Werden Sie jetzt Mitglied der AOK.
Unter den Nachbarschaftstreff-Teilnehmern sind viele ältere Menschen, aber auch Menschen mit Einschränkungen. Deshalb versucht das HausDrei-Team, auch inklusive Angebote zu gestalten. So wird es in Kürze in Kooperation mit dem Elternverein „Leben mit Behinderung“ ein Tischtennisangebot geben. Und im Oktober startet wieder die „Disco für alle“.
Christina Dorau ist auch nach Jahren noch hochmotiviert bei der Sache: „Mir ist es wichtig, niedrigschwellige und kontinuierliche Angebote für die Nachbarschaft im HausDrei anzubieten und weiterzuentwickeln. Es gibt viele Leute, die einsam sind und oder es sich auch nicht leisten können, in Sportvereine einzutreten oder in Cafés zu gehen. In diesem Fall ist der Nachbarschaftstreff eine tolle Gelegenheit, in den Austausch zu kommen und gleichzeitig das Miteinander im Stadtteil positiv mitzugestalten.“
Wer neugierig geworden ist, findet weitere Informationen unter www.haus-drei.de oder auf Instagram @HausDrei // Stadtteilkulturzentrum in Altona-Altstadt.
Letzte Änderung: 22.07.2024
Einwilligungserklärung für die Nutzung der Social Media Plugins
Für die Nutzung von Social-Media Dienstangeboten diverser Unternehmen stellen wir Ihnen Social-Media-Plug-ins zur Verfügung. Diese werden in einem Zwei-Klick-Verfahren auf den Online-Angeboten der AOK eingebunden.
Die AOK erfasst selbst keinerlei personenbezogene Daten oder Informationen über deren Nutzung mittels der Social-Media-Plug-ins.
Über diese Plug-ins können jedoch Daten, auch personenbezogene Daten, an die US-amerikanischen Diensteanbieter gesendet und gegebenenfalls von diesen genutzt werden. Das hier eingesetzte Verfahren sorgt dafür, dass zunächst keine personenbezogenen Daten an die Anbieter der einzelnen Social-Media-Plug-ins weitergegeben werden, wenn Sie unser Online-Angebot nutzen. Erst wenn Sie eines der Social-Media-Plug-ins anklicken, können Daten an die Dienstanbieter übertragen und durch diese gespeichert bzw. verarbeitet werden.