Vor allem in Großstädten schließen sich immer mehr Nachbarn zusammen, um eine Grünfläche gemeinsam zu bewirtschaften – mit Blumen, aber auch mit Gemüse. Aus solchen „Erntegemeinschaften“ entstehen häufig weitere Projekte wie Kochabende oder Sportgruppen. Diese Oasen sind gut für das Miteinander und die Gesundheit. Wir stellen ausgewählte Projekte vor, die zum Teil sogar schon Preisträger oder Anwärter für den AOK-Förderpreis Gesunde Nachbarschaften sind.
Eine Nachbarschaft lebt von der Begegnung – und in den Städten gibt es nur selten ausreichend offene Räumlichkeiten für lockere, ungezwungene Zusammenkünfte. Eine Gartenfläche inmitten von Wohnhäusern ist dafür genau richtig. Bei der Gartenarbeit kann sich jeder einbringen, von Jung bis Alt, mit Erfahrung beim Gärtnern oder ohne, mit viel Engagement oder wenig. Die Zeit an der frischen Luft und das Buddeln in der Erde lassen echte Naturverbundenheit spüren. Und das ist gut für die mentale Gesundheit. Einfach mal abschalten, den Alltagsstress vergessen und sich über neue Themen austauschen: zum Beispiel, wann die Tomatensaat ausgebracht werden muss und was am besten gegen gefräßige Schnecken hilft. Voraussetzung ist, dass das Stück Land von der Eigentümergemeinschaft oder dem Vermieter der Wohnanlage zur Verfügung gestellt wird. Auch ein Organisationsteam, das sich als Ansprechpartner für Interessenten zur Verfügung stellt und Termine plant, ist wichtig. Ob dahinter ein eingetragener Verein oder eine Interessensgemeinschaft steht, ist sehr individuell vom Gründungsteam zu entscheiden.
Das Projekt düsselgrün ist ein Nachbarschafts-Treffpunkt und Gemeinschaftsgarten, aber auch gemeinsamer Lernort. Denn das Ziel ist, vor allem regionale und saisonale Gemüsesorten anzubauen, die einen ökologischen Beitrag haben. Im Zentrum steht die Gemeinschaft. Es gibt keine Privatzellen von einzelnen Personen, sondern nur Flächen für alle. Hinter düsselgrün steht ein eingetragener Verein (e. V.). Zahlende Vollmitglieder arbeiten ehrenamtlich im Garten mit und dürfen auch mitbestimmen, wenn Entscheidungen anstehen. Fördermitglieder können das Projekt finanziell als „Zuschauer“ unterstützen.
Paula Nowack war zehn Jahre aktives Mitglied bei düsselgrün, das bereits 2012 als Urban-Gardening-Projekt gegründet worden ist. „Ich war neu in Düsseldorf und hatte mich zuvor schon im Umweltschutz eingesetzt“, sagt sie über ihre Motivation, bei düsselgrün mitzumachen. „Mit düsselgrün konnte ich mich gleichzeitig auf lokaler Ebene für mehr Grün in der Stadt und die Nutzung von Brachflächen einsetzen, Freundschaften schließen und tolle Gemüsesorten anbauen.“ Und natürlich lebt das Projekt auch vom Nachwuchs. Da geht es nicht nur um junge Menschen – es sind Interessierte jeden Alters willkommen. Während der Frühjahrs- und Sommermonate, also in der Gartensaison, gibt es die offenen Gartensonntage.
„Sonntags können alle Interessierten den Garten kennenlernen und sofort mitmachen. Wir werben dafür auf unserer Homepage, Instagram, nebenan.de und mit Aushängen. Auch über Veranstaltungen kommen neue Menschen. Wir hatten beispielsweise Führungen des Ernährungsrats Düsseldorf e.V. und jedes Jahr gibt es ein Sommerfest“, sagt Paula Nowack. Auch wer nur Kompost vorbeibringe oder einen Platz im Grünen suche, könne düsselgrün nutzen. Und es hört beim Gärtnern nicht auf: Die Gemeinschaft trifft sich für gemeinsame Abendessen im Garten, wo die eigene Ernte auf den Tisch kommt. Auch Kneipenabende, Wanderausflüge oder die Teilnahme an einer Demonstration für soziale Stadtentwicklung sind aus der Gruppe heraus entstanden. Für sein Umweltengagement wurde düsselgrün sogar von der Stadt Düsseldorf als Umweltpreisträger 2023 ausgezeichnet – und außerdem mit dem AOK-Förderpreis Gesunde Nachbarschaften.
Im Ossendorfer Drachengarten in Köln haben sich 21 Nachbarschaften zusammengetan, die alle in der Straße Am Nußberger Pfad oder in der gegenüberliegenden Jüssenstraße wohnen. Zwischen den Mehrfamilienhäusern, in einer Art grünen Lunge, wird seit 2020 Bio-Obst und -Gemüse angebaut. Sogar eine Wildblumenwiese, Niedrighochbeete und überdachte Tomatenhäuschen sind in gemeinsamen Aktionen entstanden. Die Fläche und den Wasseranschluss zur Bewässerung der Pflanzen hat die Wohnungsbaugenossenschaft spendiert. Wer frische Kräuter oder Naschobst aus dem Drachengartenschiff möchte, bedient sich. Auch dieses Projekt ist Träger des AOK-Förderpreises Gesunde Nachbarschaften.
Peter Samonig ist von Anfang an dabei: „Durch den Ossendorfer Drachengarten ist das Nachbarschaftsverhältnis deutlich kontaktfreudiger geworden. Es reicht von Small Talk über Tipps und Tricks zum Gemüseanbau bis hin zu generationsübergreifenden Festen und spontanem Austausch im Garten. Der gemeinsame Wunsch, einen schönen Ort im direkten Umfeld zu haben und die Offenheit und das Interesse aneinander sind eigentlich der beste Erfolgsmesser für unser Projekt“, sagt Peter Samonig.
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Auf Initiative der Beamten-Wohnungs-Baugenossenschaft eG (BWB) ist 2023 in Düsseldorf-Flingern ein Gemeinschaftsgarten im Innenhof der Baugenossenschafts-Mehrfamilienhäuser entstanden. Acht Anwohner treffen sich mehrmals die Woche, um Rote Beete, Zucchini, Kürbisse und vieles mehr zu ziehen. Sind die reif, werden sie an die Bewohnerinnen verteilt und die passenden Rezepte untereinander ausgetauscht. Wer es im Rücken hat, darf die Hochbeete bestücken. Noch unterstützt die BWB das Projekt finanziell. In Zukunft teilen sich die aktiven Nachbarn die Betriebskosten auf. Das Projekt verbindet Generationen und zeigt schon den Kleinen, wie natürliche Ernährung funktioniert, ist sich Silke Lua vom Gemeinschaftsgarten Flingern sicher. Das Projekt ist dieses Jahr für den AOK-Förderpreis Gesunde Nachbarschaften nominiert. Wir drücken die Daumen!
Letzte Änderung: 22.07.2024
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