Zwar ist die Luftverschmutzung in den vergangenen Jahren geringer geworden, dennoch ist sie eine erhebliche Belastung für die Gesundheit. Welche Auswirkungen hat sie und wie können Sie sich schützen?
Die gute Nachricht ist: Die Schadstoffbelastung der Luft ist in Deutschland innerhalb der vergangenen 25 Jahre deutlich gesunken. Eine signifikante Verbesserung hat sich vor allem für die zuvor hochbelasteten städtischen Regionen ergeben. Das ist sicherlich Ergebnis des technischen Fortschritts: Effizientere Filtersysteme in der Industrie, emissionsärmere Brennstoffe und die Weiterentwicklung von Verbrennermotoren haben dazu beigetragen. Auch die CO2-Emissionen in Deutschland sind bis 2020 rückläufig gewesen, in den Jahren 2021 und 2022 – vermutlich durch die Energiekrise – allerdings wieder leicht angestiegen. Doch insbesondere Stadtbewohner und Menschen mit Vorerkrankungen sollten sich schützen. Sie können sich selbst jederzeit über den Grad der Luftverschmutzung an Ihrem Wohnort informieren.
Der Begriff Luftverschmutzung steht für die Verunreinigung der Umgebungsluft mit Schadstoffpartikeln wie Ruß oder Staub oder mit Abgasen wie Stickstoffdioxid, Ozon und Kohlendioxid.
Diese Stoffe entstehen unter anderem bei Verbrennungsprozessen in Industrie oder Verkehr, aber auch bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Rohöl oder Erdgas. Auch die Landwirtschaft kann Verursacher von Luftemissionen sein. Bewohner von Ballungsräumen und Städten sind gesundheitsgefährdenden Schadstoffkonzentrationen häufiger ausgesetzt als Landbewohner – mit Ausnahme von Ozon. Hier ist die Belastung auf dem stadtnahen Land häufig höher, da Ozon-Vorläufer mit dem Wind aus der Stadt ins Land getrieben werden. In der Stadt hingegen reagiert Ozon mit Autogasen und wird so abgebaut.
Ruß
Ruß ist ein schwarzer pulverförmiger Kohlenstoff, der bei der thermischen Aufspaltung von Kohlenwasserstoffen in der Industrie oder in Dieselmotoren anfällt. Die Rußpartikel sind so klein, dass sie beim Einatmen in die Lunge gelangen können. Ruß gilt als krebserregend.
Staub
Staub klingt harmlos – er ist es aber nicht. Vor allem Industriestäube aus der Holz-, Gips- oder Quarzverarbeitung können zum Beispiel Atemwege schädigen und Lungenkrebs verursachen.
Stickstoffdioxid
Stickstoffdioxid (NO2) ist ein Reizgas, das bei Verbrennungsprozessen von Kohl, Öl, Gas, Holz, Abfällen und Diesel entsteht. Es reizt die Lunge und steht in Verdacht, Asthma, Herzinfarkte und Schlaganfälle zu begünstigen. Aus Stickstoffdioxid bildet sich Feinstaub und Ozon.
Ozon
Ozon (O3) ist ein Sauerstoffmolekül, das nicht aus zwei (O2), sondern aus drei Sauerstoffatomen (O3) besteht. Das Reizgas ist stark giftig, verursacht Kopfschmerzen, Husten und Atemprobleme und kann die Lunge schädigen.
Vor allem Ozon, Stickstoffdioxid und Feinstaub gefährden die Gesundheit von Menschen, die diese Stoffe langfristig oder akut in hohen Konzentrationen einatmen.
Die Feinstaubpartikel lösen Entzündungen und Stress in menschlichen Zellen aus und können aufgrund ihrer feinen Struktur auch in den Blutkreislauf gelangen. Hält dies über einen längeren Zeitraum an, reichen die gesundheitlichen Folgen von Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD bis hin zu Krebserkrankungen wie Lungenkrebs und einer früheren Sterblichkeit. Das Einatmen von Feinstaubpartikeln – insbesondere Dieselruß – schädigt die Lunge nachhaltig und kann die Lebenserwartung eines in Europa lebenden Menschen im Schnitt um acht Monate verkürzen.
Im Detail sind die Folgen der Feinstaubbelastung für das Herz-Kreislauf-System noch nicht geklärt. Jedoch gehen Experten davon aus, dass Feinstaub Entzündungen in den Gefäßwänden auslösen kann und somit Arteriosklerose begünstigt. Letztere geht mit einer fortschreitenden Schädigung der arteriellen Blutgefäße einher und kann deshalb verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen. Dazu gehören Bluthochdruck, Herzinfarkte, Schlaganfälle und die koronare Herzkrankheit.
Zudem wirkt sich langfristige Luftverschmutzung auf das Nervensystem und den Stoffwechsel aus und gilt als hoher Risikofaktor für Erkrankungen wie Demenz und Typ-2-Diabetes.
Je höher die Feinstaubkonzentration in der Atemluft ist und je länger Sie dieser ausgesetzt sind, desto wahrscheinlicher sind Auswirkungen auf die Gesundheit. Bereits eine kurzfristige – sprich Stunden oder Tage andauernde – hohe Belastung kann aber bereits zu spürbaren Nebenwirkungen führen.
Schadstoffe in der Luft habe nicht nur negative Folgen für die Menschen, die sie einatmen. Auch die Pflanzenwelt leidet vor allem in den heißen Sommermonaten unter einer hohen Ozonkonzentration. Das kann in der Landwirtschaft zu Ernteschäden führen und den Waldbestand schädigen.
Eine hohe Stickstoffbelastung und saurer Regen belasten die Wasser- und Bodenqualität. In der Folge haben die Pflanzen zu wenig Nährstoffe. Sie werden anfälliger für Frost, Trockenheit und Schädlinge und sterben dadurch vielleicht sogar aus.
AOK-Clarimedis
Medizinische Hilfe am Telefon.
Viele Städte wie Hamburg kontrollieren die Luftqualität stündlich. Dazu sind im Stadtgebiet mehrere Luftmessstationen verteilt. Die Messergebnisse geben im Schulnotensystem Aufschluss über die aktuelle Schadstoffbelastung. Die Luftqualität in Hamburg ist verbesserungswürdig. So landete Hamburg 2021 beim „Bundesländerindex Mobilität & Umwelt“, der die Luftqualität aller 16 Bundesländer betrachtete, auf dem letzten Platz. Ursächlich waren Überschreitungen bei den Stickstoffdioxid-Grenzwerten im Jahr 2019 und die im Ländervergleich zweithöchste Feinstaubbelastung (2018).
Auch über Nordrhein-Westfalen verteilt sich ein Netz aus Luftmessstationen. Auf der Website des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz können Sie über die Postleitzahlensuche die aktuellen Messergebnisse für Ihren Wohnort herausfiltern. Beim „Bundesländerindex Mobilität & Umwelt“ rangierte NRW in Bezug auf die Luftqualität auf Platz 11. Hier kam es 2019 trotz allgemein rückläufiger Stickstoffdioxidkonzentrationen zu häufigen Grenzwertüberschreitungen.
Für die bundesweite Nutzung hat das Umweltbundesamt eine kostenlose Smartphone-App entwickelt, die die Luftqualität für über 400 Luftmessstationen in Deutschland ausweist. Die Daten werden ebenfalls stündlich erhoben und mit gesundheitlichen Empfehlungen und täglichen Updates verknüpft.
Vor Feinstaubbelastung schützt das Tragen einer FFP2-Maske. Sie filtert bis zu 95 % der gesundheitsschädlichen Partikel aus der Atemluft heraus.
Einer hohen Ozonbelastung sollten sich vor allem Kinder, Senioren und Atemwegserkrankte entziehen, etwa indem sie sich bei hohen Ozonwerten am Nachmittag bevorzugt in Innenräumen aufhalten. Für Frischluftzufuhr in der Wohnung ist intensives Lüften am frühen Morgen zu empfehlen. Sollten Sie an einem Verkehrsknotenpunkt wohnen, lüften Sie bevorzugt außerhalb der Berufsverkehr-Stoßzeiten. Sind Sie viel mit dem Fahrrad unterwegs, meiden Sie stark von Autos und Lkws befahrene Strecken.
Je schneller Autos fahren, desto mehr schädliche Abgase stoßen sie aus. Deshalb: Lieber Tempo rausnehmen. Am besten für die Umwelt ist es ohnehin, auf Fahrten mit dem eigenen Pkw zu verzichten und stattdessen den ÖPNV oder das Fahrrad zu nutzen. Bestellen Sie außerdem regelmäßig den Schornsteinfeger für Ihre Heizungsanlage, damit er die gesetzlich vorgeschriebenen Emmissionsmessungen durchführen kann. Und: Überlegen Sie, wie wichtig Ihnen ein Silvesterfeuerwerk ist. Rund um die Silvesternacht werden in Deutschland fast 2.050 Tonnen Feinstaub freigesetzt.
Letzte Änderung: 01.08.2023
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