Morbus Crohn ist eine chronische Erkrankung des Verdauungstrakts, die immer wieder zu heftigen Beschwerden wie Durchfall und Bauchschmerzen führt. Bisher ist die Erkrankung nicht heilbar, aber sie lässt sich gut behandeln.
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Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung. Benannt ist sie nach dem US-amerikanischen Erstbeschreiber Burrill Bernard Crohn. Die Krankheit verläuft häufig in Schüben und kann für Betroffene sehr belastend sein. Beim Morbus Crohn sind Teile der Darmwand entzündet. Phasenweise führt das zu heftigen Beschwerden wie langanhaltendem Durchfall und starken Bauchschmerzen.
Die Entzündungen können grundsätzlich in allen Abschnitten des Verdauungstrakts auftreten – von der Mundhöhle bis zum After. Das unterscheidet Morbus Crohn von seiner Schwesternkrankheit Colitis ulcerosa, die nur den Dickdarm befällt.
Am häufigsten sind bei Morbus Crohn der letzte Abschnitt des Dünndarms und der erste Abschnitt des Dickdarms im rechten Unterbauch betroffen. Dabei müssen die entzündeten Abschnitte nicht zusammenhängen, sondern können sich mit gesunden, nicht betroffenen Bereichen abwechseln. Man spricht deshalb von einem segmentalen Befall.
Morbus Crohn ist bis jetzt nicht heilbar und kann im Verlauf von weiteren Erkrankungen und Komplikationen wie einer Fistelbildung und Symptomen an Haut, Augen, Gelenken und Leber begleitet werden.
In Deutschland leben schätzungsweise 100 bis 200 von 100.000 Menschen mit Morbus Crohn. Etwa 7 von 100.000 Menschen erkranken jedes Jahr neu daran. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Bei den meisten Menschen bricht die Krankheit zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr aus. Es können aber auch Kinder oder ältere Menschen erstmals daran erkranken.
Über die genauen Ursachen von Morbus Crohn ist bisher wenig bekannt. Genveränderungen, eine Überreaktion des Immunsystems und ein Wechselspiel mit der Darmflora könnten dabei eine Rolle spielen. Zudem gilt Rauchen als Risikofaktor, denn Raucher erkranken häufiger an Morbus Crohn als Nichtraucher. Wie Sie rauchfrei werden, lesen Sie hier.
Stress gilt nicht als Auslöser für Morbus Crohn. Allerdings können sich Stress und psychische Belastungen negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken. Das kann wiederum die Lebensqualität beeinflussen und die Stressbelastung durch die Erkrankung verstärken.
Morbus Crohn verläuft in Schüben: Das heißt, Krankheitssymptome treten nur zeitweise auf. Sie können dann aber über Wochen anhalten. Typische Symptome während eines Schubs sind:
Wie Morbus Crohn oder die Schübe verlaufen, ist bei jedem Erkrankten individuell verschieden. Manche Betroffene haben nur milde Symptome. Andere so heftige, dass sie ihrem normalen Alltag nicht mehr nachgehen können. Besonders schwere Verläufe müssen sogar im Krankenhaus behandelt werden. Auch die Dauer, Häufigkeit sowie der Abstand zwischen den einzelnen Schüben können bei jedem Betroffenen unterschiedlich sein.
Im Verlauf der Erkrankung kann es zu unangenehmen Komplikationen kommen. So kann die Entzündung zu einer Vernarbung der Darmschleimhaut führen – es entsteht eine Engstelle im Darm (Stenose), durch die der Darminhalt nicht mehr gut gelangt. Daraus kann sich ein Darmverschluss entwickeln. Auch Abszesse oder Fisteln können sich in der entzündeten Darmschleimhaut bilden und Probleme bereiten.
Bei 20 bis 40 Prozent der Erkrankten treten zudem weitere Erkrankungen auf, die mit Morbus Crohn zusammenhängen. Eine häufige zusätzliche Erkrankung ist Blutarmut, bedingt durch die chronische Entzündung sowie Eisen- und Vitamin-B12-Mangel. Weitere Begleiterkrankungen sind:
Betroffene sollten sich zunächst an ihren Hausarzt wenden. Er kann Sie zum Spezialisten überweisen, in der Regel ein Gastroenterologe. Zunächst muss der Arzt ausschließen, dass andere (Darm-)Erkrankungen oder etwa Nahrungsmittelunverträglichkeiten die Symptome verursachen. Dabei können verschiedene Untersuchungen notwendig werden:
Morbus Crohn ist nicht heilbar. Mit der richtigen Behandlung ist die Erkrankung aber gut in den Griff zu bekommen. Ziel der Therapie ist es, die Entzündungen einzudämmen und dadurch Schübe und Beschwerden zu lindern. Außerdem sollen die symptomfreien Phasen verlängert werden.
Je nach Schwere der Erkrankung werden dafür verschiedene Medikamente eingesetzt. Dazu gehören entzündungshemmende Arzneimittel, Kortisonpräparate und Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva). Zudem wenden spezialisierte Ärzte zunehmend neue Medikamente, sogenannte Biologika, zur Behandlung an.
Bilden sich Fisteln, Abszesse oder eine Einengung des Darms, kann auch eine Operation nötig werden. Bei dieser wird neben dem Krankheitsherd oft auch der erkrankte Teil des Darms operativ entfernt.
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Häufiger Durchfall, unkontrollierter Stuhlgang und Schmerzen können seelisch sehr belasten, Schamgefühle hervorrufen und die Lebensqualität einschränken. Wird das Leben immer mehr von der Krankheit bestimmt, dann hilft eine Psychotherapie dabei, einen besseren Umgang mit der Krankheit zu erlernen.
Der wichtigste Schritt ist jedoch eine konsequente Behandlung des Morbus Crohn. Gelingt es, die Ausbreitung der Erkrankung zu stoppen, Komplikationen zu verhindern und die Entzündungen dauerhaft abheilen zu lassen, dann können Betroffene ein weitgehend normales Leben ohne Einschränkung der Lebensqualität führen.
Morbus Crohn-Erkrankte werden ihr ganzes Leben von der Krankheit begleitet. Wird die Erkrankung behandelt, haben sie aber wie jeder andere Mensch eine ganz normale Lebenserwartung.
Die aktive Mitarbeit ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Dazu gehört vor allem die gewissenhafte Einnahme der Medikamente. Des Weiteren sollten neu auftretende Entzündungsschübe immer schnell von einem Arzt abgeklärt werden, damit die Medikation gegebenenfalls angepasst werden kann. Auch in beschwerdefreien Phasen sind ärztliche Kontrollen wichtig, um Blutwerte zu prüfen oder mögliche Komplikationen zeitnah zu erkennen. Darüber hinaus können sich Entspannungsübungen, Sport oder andere Maßnahmen der Stressbewältigung positiv auf die Lebensqualität auswirken. Die wichtigste Empfehlung für Raucher ist, sofort mit dem Rauchen aufzuhören. Das kann die Zeit der Ruhephasen verlängern und die Schubrate halbieren.
Es gibt keine wissenschaftlichen Belege, dass eine spezielle Diät oder Ernährungsweise bei Erwachsenen mit Morbus Crohn hilft. Morbus Crohn-Erkrankte leiden aber häufig an einer Mangelernährung, weil der entzündete Darm nicht alle Nährstoffe aufnimmt. Ihnen wird deshalb eine vollwertige und nährstoffreiche Ernährung mit frischen Lebensmitteln empfohlen. Fettlösliche Vitamine müssen – nach Rücksprache mit dem Arzt – gegebenenfalls mit Nahrungsergänzungsmitteln ersetzt werden. Bei Unterernährung kann auch eine Ernährungsberatung zur Gewichtssteigerung sinnvoll sein.
Mit Morbus Crohn ist ein normales Berufsleben möglich. Arbeiten im Homeoffice oder flexible Arbeitszeiten können für Betroffene eine Erleichterung sein. Dafür ist aber ein offener Umgang mit der Erkrankung gegenüber dem Arbeitgeber und den Kollegen notwendig. Problematischer können Berufe mit schwerem körperlichen Einsatz sein oder bei denen Betroffene viel und ständig unterwegs sind. Hier müssen Sie selbst abwägen, ob Sie sich gegebenenfalls beruflich umorientieren wollen.
Wer aufgrund starker Einschränkungen durch Morbus Crohn nicht mehr arbeiten kann, der sollte beim Versorgungsamt einen Antrag auf Feststellung der Behinderung stellen. Das Amt prüft dann, welcher Grad der Behinderung vorliegt. Dieser ist abhängig von der Schwere der Beeinträchtigung. Ab einem Behinderungsgrad von 50 spricht man von einer Schwerbehinderung.
Letzte Änderung: 01.03.2022
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