Eine Stunde länger schlafen? Yeaahh!! Eine Stunde früher dunkel? Hmpf ... Die Zeitumstellung im Herbst bringt für unseren Biorhythmus erfreuliche, aber auch weniger beliebte Effekte mit sich. Wir erklären, warum sich unser Körper mit der Umstellung oft schwertut und was man tun kann, um sich möglichst schnell umzugewöhnen.
Chronobiologen kommen regelrecht ins Schwärmen, wenn es um die mitteleuropäische Normalzeit, auch Winterzeit genannt, geht: Sie sei viel gesünder für uns als die Sommerzeit, da sie dem natürlichen Rhythmus unseres Organismus entspricht – und die zusätzliche Stunde Licht am Morgen ist besonders wichtig für uns. Eigentlich müssten wir uns also alle freuen, wenn im Oktober die Uhren um eine Stunde zurückgestellt werden.
Die Uhr wird immer am letzten Sonntag im Oktober auf Winterzeit – und um 3 Uhr nachts – um eine Stunde zurückgestellt. Das bedeutet: Wir können eine ganze Stunde länger schlafen. Laut Schlafforschern tut das unserem Körper gut, wir holen uns quasi die „gestohlene Stunde“ zurück, die uns während der Umstellung auf die Sommerzeit jedes Mal eine Art „Mini-Jetlag“ beschert. Trotzdem fühlen sich viele Menschen pünktlich zur Zeitumstellung im Herbst besonders müde, schlapp und manchmal auch depressiv verstimmt. Schuld daran ist aber vielmehr der generelle Lichtmangel in der kalten Jahreszeit.
Vor oder zurück? Diese Frage stellt sich für viele zweimal im Jahr aufs Neue. Diese Eselsbrücken helfen Ihnen:
Wenn es dunkel wird, schüttet der Körper das Hormon Melatonin aus. Das „Schlafhormon“ macht müde und sorgt normalerweise dafür, dass wir in der Nacht gut schlafen. Eigentlich ein genialer Mechanismus des Körpers – wäre da nicht unser moderner Lebenswandel. Denn der Körper braucht auch im Winter ausreichend Licht, um die Ausschüttung von Melatonin tagsüber wieder herunterzufahren. Wer allerdings den ganzen Tag drinnen am Schreibtisch (oder auf der Couch) verbringt, dessen Körper produziert auch tagsüber Melatonin – und die eigentlich sinnvolle Schläfrigkeit wird zum Dauerzustand. Mit der Zeitumstellung verstärkt sich dieser Effekt noch, da bei vielen von uns die kurze Zeit nach Feierabend, die wir noch Tageslicht tanken könnten, schlagartig wegfällt.
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Dass sich bei vielen Menschen zur Dauermüdigkeit auch noch depressive Verstimmungen gesellen, ist kein Zufall: Die Produktion von „Schlafhormon“ Melatonin und „Stimmungshormon“ Serotonin hängt nämlich unmittelbar zusammen. Der Körper kann Melatonin nur in sehr geringen Mengen unmittelbar bilden. Der Großteil des Schlafhormons wird in der Zirbeldrüse, einer kleinen Drüse im Hirn, aus einem anderen Stoff heraus umgewandelt: dem Serotonin. Die Umwandlung von Serotonin in Melatonin wird von Enzymen ausgeführt, die durch Licht gebremst werden. Bekommen wir also zu wenig Licht, wandelt der Körper fleißig immer mehr Serotonin in Melatonin um. Die Folge: Wir sind müde und schlecht drauf.
In einer Onlineumfrage unter EU-Bürgern im Jahr 2018 erklärten sich 84 Prozent der Befragten für ein Ende des Wechsels zwischen Sommer- und Winterzeit. 2019 stimmte daraufhin das EU-Parlament dem Vorschlag der EU-Kommission zu, die Umstellung 2021 abzuschaffen. Passiert ist seitdem nichts. Der Grund: Die EU-Staaten müssten erst festlegen, welche Zeit in ihren Grenzen künftig gelten soll. Und genau das ist der Knackpunkt: Gäbe es in der gesamten EU eine einzige Zeitzone, wäre das vor allem für die Länder ganz im Westen und Osten ungünstig. Im Westen würde bei dauerhafter Sommerzeit die Sonne im Winter erst sehr spät aufgehen, während es im Osten bei dauerhafter Winterzeit dagegen sehr früh dunkel werden würde. Die Zeitumstellung soll daher nun doch bis mindestens Ende 2026 erhalten bleiben.
Wie stark sich der plötzliche Lichtmangel auf uns auswirkt, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Eine Studie der University of South Wales hat Hinweise darauf ergeben, was die Ursache sein könnte: Die Forscher fanden heraus, dass Menschen mit blauen Augen weniger Melatonin bilden als Menschen mit dunklen Augen. Die Ursache: Leicht pigmentierte Augen sind lichtempfindlicher. Je mehr Licht den Hypothalamus (Teil des Gehirns, das wichtige vegetative Funktionen wie Nahrungsaufnahme, Kreislauf, Schlaf oder Sexualverhalten steuert) erreicht, desto stärker sinkt die Produktion von Melatonin. Somit setzen Menschen mit blauen Augen im Winter weniger Melatonin frei als Menschen mit dunkleren Augen. Die Folge: Sie leiden seltener unter Dauermüdigkeit und Winterdepressionen.
Lässt man den Lichtmangel außen vor und betrachtet nur den veränderten Schlafrhythmus, kommen die meisten von uns mit der Umstellung auf die Normalzeit relativ gut zurecht. Zur Herausforderung wird die geschenkte Stunde im Herbst vor allem für Familien mit kleinen Kindern: Der „Nachmittagsknatsch“ fängt schon eine Stunde früher an und morgens steht der topfitte Zweijährige schon um 5 statt um 6 Uhr im Elternschlafzimmer … Aber auch für ältere Menschen kann die Umstellung Schwierigkeiten mit sich bringen. Demenzerkrankungen etwa bringen häufig eine verstärkte Unruhe bei Einbruch der Dunkelheit mit sich. In der Fachsprache nennt man das „Sundowning-Syndrom“. Geht die Sonne von einem Tag auf den anderen eine Stunde früher unter, stellt das die Betroffenen, ihre Angehörigen und Pflegekräfte vor Probleme.
Letzte Änderung: 20.10.2022
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