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Wann ist ein Kaiserschnitt notwendig?

ArtikelLesezeit: 2:00 min.
Babyfüße schauen unter einer Decke hervor

Bildnachweis: © istockphoto.com / bernie_photo

Immer mehr Schwangere bringen ihr Baby mit einem Kaiserschnitt zur Welt. Wir fassen zusammen, in welchen Fällen das medizinisch sinnvoll ist, warum ein Kaiserschnitt nicht nur Vorteile hat und was Mütter im Anschluss an die Operation beachten müssen.

Expertenbild

Die Expertin zum Thema

Dr. Anke Leesemann

Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
ServiceCenter AOK-Clarimedis

Etwa jedes dritte Kind in Deutschland kommt heute per Kaiserschnitt zur Welt. Medizinisch notwendig wäre ein Kaiserschnitt jedoch nur bei rund 10 bis 15 Prozent der Fälle.

Medizinische Gründe für einen Kaiserschnitt

Bei 15 bis 20 Prozent der Geburten ist ein Kaiserschnitt medizinisch notwendig. Dabei unterscheidet man zwischen primärem und sekundärem Kaiserschnitt.

Primär bedeutet, dass bereits vor der Geburt medizinische Gründe für einen Kaiserschnitt sprechen. Dazu zählen unter anderem:

  • Mehrlingsschwangerschaften
  • Beckenendlage
  • Vorerkrankungen der Mutter

Fällt die Entscheidung für einen Kaiserschnitt erst während des Geburtsvorgangs, spricht man von einem sekundären Kaiserschnitt. Mögliche Gründe sind zum Beispiel:

  • Zu große Erschöpfung der Mutter
  • Komplikationen, etwa schwächer werdende Herztöne des Kindes oder ungeklärte Blutungen

Warum steigt die Zahl der Kaiserschnitte in Deutschland?

  • Angst vor der Geburt und steigendes Sicherheitsbedürfnis: Viele haben nur noch ein Kind und wollen das Geburtsrisiko für das Kind so gering wie möglich halten.
  • Mehr künstliche Befruchtungen und damit mehr Zwillingsgeburten: Bei Mehrlingsschwangerschaften ist oft ein Kaiserschnitt die bessere Alternative.
  • Angst vor Klagen: Die Geburtshelfer sind vorsichtiger geworden und empfehlen oft selbst einen Kaiserschnitt. Denn läuft bei einer spontanen Geburt etwas schief, kann ihnen eine Klage der Eltern drohen.
Kleines Mädchen streichelt den Bauch einer Schwangeren.

Schwangerschaftskalender

Die Entwicklung bis zur 40. Woche.

Vor- und Nachteile des Kaiserschnitts

Zu den Vorteilen des Kaiserschnitts gehört vor allem das geringere Risiko für Komplikationen beim Baby. Aus Sicht der werdenden Eltern spricht außerdem die bessere Planbarkeit für einen Kaiserschnitt – wenn es sich um einen primären oder Wunschkaiserschnitt handelt. Die werdenden Mütter brauchen keine Angst vor Wehenschmerzen haben und ihr Intimbereich bleibt unversehrt.

Allerdings birgt der Kaiserschnitt – wie jede Operation – auch Risiken für Mutter und Kind.

Mögliche Risiken für die Mutter:

  • Verletzungen anderer Organe
  • Wundheilungsstörungen
  • Verwachsungen, dadurch eventuell Komplikationen bei weiteren Schwangerschaften
  • Narbenprobleme
  • Thrombosen
  • Infektionen

Mögliche Risiken für das Baby:

  • Atemprobleme: Normalerweise wird bei der natürlichen Geburt das Fruchtwasser aus den Lungen gepresst. Nach einem Kaiserschnitt kann sich also noch Flüssigkeit in der Lunge befinden und die Atmung erschweren.
  • Anpassungsprobleme durch die plötzliche Geburt
  • Sehr selten: Schürf- oder Schnittwunden durch die Operation
  • Auswirkungen auf die spätere Gesundheit: erhöhtes Risiko für Asthma, Übergewicht und Typ-1-Diabetes. Die genauen Zusammenhänge sind jedoch noch nicht geklärt. Mediziner vermuten, dass den Kaiserschnitt-Kindern die mütterlichen Keime fehlen, denen sie bei einer natürlichen Geburt ausgesetzt sind, sodass sich das Immunsystem schlechter entwickeln kann.

Was sollten Frauen beachten, die unbedingt einen Kaiserschnitt möchten?

Viele Frauen glauben, dass sie mit einem Kaiserschnitt keine Schmerzen haben werden. Das stimmt zwar für die Geburt an sich, da der Bauchbereich komplett betäubt ist. Allerdings haben sie nach der Geburt Schmerzen. Denn immerhin handelt es sich beim Kaiserschnitt um eine Operation und die Operationswunde muss erst einmal verheilen.

Zudem haben Frauen häufig Angst, dass eine natürliche Geburt den Beckenboden schwächen könnte und sie die Kontrolle über ihre Blase verlieren. Ein Kaiserschnitt verhindert dies jedoch nicht – der Beckenboden wird allein durch die Schwangerschaft bereits belastet.

Oft leiden Eltern im Nachhinein unter einer psychischen Belastung durch das fehlende Geburtserlebnis, besonders bei ungeplanten Kaiserschnitten.

Das passiert nach dem Kaiserschnitt

Schmerzmittel

Nach der Operation können Sie Schmerzmittel nehmen. Es gibt Medikamente, mit denen Sie trotzdem stillen können.

Stillen

Ob der Kaiserschnitt einen Einfluss auf das Stillen hat, ist unklar. Wichtiger sind vermutlich die Begleitumstände: Die körperliche Verfassung der Mutter oder ob es beispielsweise Komplikationen gab wie ein hoher Blutverlust. Prinzipiell gilt aber: Mit ausreichend Ruhe, regelmäßigem Anlegen, einer guten Stillberatung und der richtigen Stillposition klappt das Stillen nach einem Kaiserschnitt genauso wie nach einer natürlichen Geburt.

Blasenkatheder

Während der Operation ist ein Blasenkatheter notwendig, damit die Blase entleert und möglichst klein ist – und nicht durch den Schnitt verletzt wird. Dieser wird zeitnah nach der Operation wieder gezogen, damit die Mutter schnell wieder mobil wird und sich nicht etwa eine Thrombose entwickelt.

Fäden

Nach etwa vier bis fünf Tagen werden die Fäden gezogen.

Rückbildung

Die Rückbildungsgymnastik ist auch nach einem Kaiserschnitt sinnvoll. Mit ihr kann etwa sechs Wochen nach der Entbindung begonnen werden.

Wochenfluss

Tendenziell haben Mütter mit Kaiserschnitt etwas weniger Wochenfluss, da während der Operation bereits viel Gewebe entfernt wird. Es gibt aber auch Fälle, in denen der Wochenfluss länger anhält – etwa weil die Frau unter Wehenschwäche leidet. In diesen Fällen braucht der Körper länger, um das restliche Gewebe auszuscheiden.

Narbenpflege

Die äußere Narbe verheilt in etwa drei Wochen. Sie können schon am Tag nach der Operation duschen, sollten die Narbe dann aber vorsichtig abtrocknen (sofern sie nicht durch ein Duschpflaster geschützt ist). Ob Narbencremes wirklich helfen, ist wissenschaftlich nicht bewiesen.

Die innere Wundheilung braucht deutlich länger: Mehrere Monate bis zu einem Jahr kann es dauern, bis die zertrennten Nervenfasern und Faszien (Muskelhüllen) wieder zusammengewachsen sind. Der Bereich unter der Narbe kann solange taub sein oder kribbeln. In manchen Fällen bilden sich diese Empfindungsstörungen nicht komplett zurück.

Schlafposition

Hier gibt es kein Richtig oder Falsch – schlafen Sie so, wie es Ihnen guttut.

Wenn Sie schon im Voraus wissen, dass Ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt kommt, organisieren Sie sich Unterstützung für die ersten Wochen. Denn bis die Narbe verheilt ist, müssen Sie sich körperlich schonen.


Letzte Änderung: 11.02.2021