In der Cannabispflanze steckt unter anderem der Wirkstoff Cannabidiol (CBD). Und der ist gerade auf dem Vormarsch: CBD-Öle, -Kapseln und -Kaugummis liegen genauso im Trend wie Kosmetik mit dem Wirkstoff. Wir klären auf, gegen was die Produkte helfen sollen, ob sie halten, was sie versprechen und für wen sie weniger geeignet sind.
Apothekerin
ServiceCenter AOK-Clarimedis
Cannabidiol, abgekürzt CBD, kommt in der Cannabispflanze vor. Es hat keine berauschende oder bewusstseinserweiternde Wirkung – im Gegensatz zu THC. THC steckt ebenfalls in der Pflanze, die Abkürzung steht für Tetrahydrocannabinol. THC fällt somit unter das Betäubungsmittelgesetz. Es ist also in Deutschland nicht frei verkäuflich.
Doch nur weil CBD nicht high macht, ist es nicht ungefährlich. „CBD wirkt auf komplexe Weise an verschiedenen Stellen im Körper. Da kann es auch zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen“, erklärt Apothekerin und Clarimedis-Expertin Birgit Kämmerer-Mroß. Bei den frei verkäuflichen CBD-Produkten ist zudem noch weitgehend unklar, welche Auswirkungen die Substanz langfristig auf die Organe wie etwa die Leber hat. Das gilt insbesondere bei regelmäßiger und längerfristiger Einnahme.
Die Hersteller versprechen, dass die Mittel wahre Allroundtalente sind. Auch Kämmerer-Mroß bestätigt, dass für Cannabidiol unterschiedliche medizinische Wirkungen beschrieben sind: „Der Stoff wirkt unter anderem entzündungshemmend und schmerzlindernd, aber auch beruhigend und angstlösend.“
CBD-Öle sollen gegen viele unterschiedliche Beschwerden helfen. Unter anderem gegen:
Experten forschen noch, in welchen Bereichen Cannabidiol erfolgreich eingesetzt werden kann. „Für viele der Produkte im Umlauf ist die medizinische Wirkung noch nicht wissenschaftlich fundiert belegt“, stellt Kämmerer-Mroß klar. „Bisher gibt es erst ein in Deutschland zugelassenes Medikament mit dem Wirkstoff CBD. Für dieses sind entsprechende Nebenwirkungen beschrieben.“ Es handelt sich dabei um ein Medikament für Kinder, die an bestimmten, schwer zu behandelnden Formen der Epilepsie leiden.
„Es gibt viele pflanzliche Alternativen zu Cannabidiol. Mit ihnen lassen sich einige Beschwerden gut lindern“, sagt die Apothekerin. Bei innerer Unruhe kann man beispielsweise Mittel mit Passionsblume einnehmen. Die Einnahme von Lavendel, Baldrian, Hopfen und Melisse habe sich bei Einschlafproblemen bewährt.
Wer Entzündungen und Verletzungen heilen wolle, könnte auf Salben und Tinkturen mit Arnika zurückgreifen. Positive Effekte sind für Arzneien mit Extrakten der Weidenrinde, Brennnessel oder Teufelskralle bekannt – etwa bei Gelenksschmerzen oder Arthrose.
Mittlerweile sind etliche CBD-Produkte auf dem Markt. Mehr als jeder zehnte Deutsche nutzt sie laut einer Umfrage der Stiftung Warentest von 2020. Kaufen kann man sie vor allem in (Online-)Apotheken und Drogerien.
Die Produkte sind in vielen unterschiedlichen Formen im Umlauf. Die jeweilige CBD-Dosis schwankt dabei ebenso wie die Qualität. Daher ist es schwer, Verbrauchern zu raten, auf welche Kriterien sie beim Kauf achten sollen. Die Verbraucherschutzzentrale warnt vor Produkten, die Cannabidiol enthalten. Insbesondere weil in manchen Mitteln unerlaubt hohe THC-Werte (weit über 0,2 % THC) gemessen wurden.
Zudem fällt auf, dass Hersteller Begriffe wie Cannabisöl, Hanföl, oder CBD-Öl unterschiedlich verwenden – also beispielsweise mal CBD-Öle meinen, mal das unkritische Speiseöl aus Hanfsamen.
„Wer wissen möchte, was in dem jeweiligen Produkt steckt, sollte sich die Inhaltsstoffe und deren Herkunft auf jeden Fall genau ansehen“, sagt Kämmerer-Mroß. Sie rät dazu, entsprechende Produkte – wenn überhaupt – aus der EU in Apotheken und wenn möglich in Bioqualität zu kaufen.
Die CBD-Öle gibt es etwa in (Online-)Apotheken und Drogeriemärkten zu kaufen. Zu bedenken ist, dass die Öle meist nicht direkt wirken, sondern erst nach einigen Tagen oder sogar Wochen. Wie hoch die benötigte Dosis für einen positiven Effekt ist, hängt vom jeweiligen Produkt beziehungsweise dessen Konzentration ab. Die Öle sind nicht gerade günstig – je nach CBD-Konzentration liegt der Preis zwischen rund 20 und etwa 90 Euro für 10 Milliliter.
Die CBD-Kapseln enthalten ebenfalls eine bestimmte Menge Cannabidiol, oft gelöst in Hanföl. Die Kapseln werden mit einem großen Schluck Wasser eingenommen und setzen das enthaltene CBD dann erst im Magen frei.
Wer ein CBD-Produkt für unterwegs benötigt, kann zu Kaugummis greifen. Auch hier ist die CBD-Konzentration je nach Sorte unterschiedlich.
Salben und Cremes werden einfach auf die Haut aufgetragen. Das Cannabidiol soll antioxidativ wirken und dafür sorgen, dass die Haut Feuchtigkeit besser speichert. Die entzündungshemmenden Eigenschaften sollen Menschen mit Hautproblemen wie Neurodermitis, Schuppenflechte oder Ekzemen helfen. Viele Hersteller werben auch damit, dass CBD eine Anti-Aging-Wirkung habe.
In Kosmetik ist oft „nur“ Hanfsamenöl enthalten: „Das spendet aufgrund seines hohen Anteils an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren Feuchtigkeit, reguliert die Talgproduktion und kann Entzündungen hemmen“, weiß Kämmerer-Mroß.
Einige Menschen macht CBD müde, andere bekommen Durchfall oder werden unruhig. „Unklar ist auch, welche Wechselwirkung Cannabidiol mit anderen Medikamenten haben kann. Wer Medikamente nimmt, sollte unbedingt auf CBD-Produkte verzichten“, erklärt die Clarimedis-Expertin. „Auch Schwangere, Stillende und Kinder sollten die Produkte nicht einnehmen.“
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Medizinische Hilfe am Telefon.
Cannabidiol-Produkte sind in Deutschland aktuell eine rechtliche Grauzone. CBD-Öle beispielsweise sind derzeit als Aromaöle oder Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt. „Nahrungsergänzungsmittel dürfen in Deutschland aber keinen therapeutischen Nutzen erfüllen“, erklärt Kämmerer-Mroß. Das bedeutet: die Hersteller dürfen nicht mit einem Heilversprechen werben.
Auch als Lebensmittel sind CBD-Produkte seitens des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit momentan nicht zugelassen. Denn für Lebensmittel gelten andere gesetzliche Regelungen als für Nahrungsergänzungsmittel. Eine Einstufung als sogenanntes neuartiges Lebensmittel steht im Raum. Dabei muss der Hersteller nachweisen, dass sein Produkt gesundheitlich unbedenklich ist. Wann klare gesetzliche Regelungen für CBD-Produkte in Kraft treten, ist derzeit offen.
Wer schwer erkrankt ist, kann seit März 2017 in Ausnahmefällen Cannabis vom Arzt verordnet bekommen. Behandelt wird mit cannabishaltigen Fertigarzneimitteln, Extrakten aus der Cannabispflanze oder Cannabisblüten. Die Präparate unterscheiden sich zum Teil erheblich im Gehalt von THC und CBD, dementsprechend variiert auch die Wirkung.
Cannabis auf Rezept kann man nur verordnet bekommen, wenn eine lebensbedrohliche oder schwere Erkrankung vorliegt, sodass die Lebensqualität auf Dauer stark beeinträchtigt ist. Zudem muss nach ärztlicher Einschätzung eine Besserung der Beschwerden durch die
Cannabistherapie zu erwarten sein. Meist wird Cannabis zusätzlich zu den bereits angewendeten Arzneimitteln verordnet.
Wichtig: Bevor Sie mit einer solchen Therapie beginnen können, müssen Sie eine Genehmigung der AOK einholen.
Letzte Änderung: 24.03.2021
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