Um die Ernährung ranken sich viele Mythen. Einige halten sich hartnäckig. Wir nehmen zehn gängige Annahmen über das Essen und Trinken unter die Lupe und erklären Ihnen, was wirklich dahintersteckt.
Regt ein Schnaps nach dem Essen die Verdauung an? Bekommen wir von Bier einen Bierbauch? Und sind Kohlenhydrate wirklich ungesund? Bestimmt kennen Sie auch einige dieser bekannten Mythen rund um die Ernährung. Doch oft steckt gar keine wissenschaftliche Begründung dahinter. Wir klären auf.
Ein Schnaps nach einer üppigen Mahlzeit kurbelt die Verdauung an – behauptet zumindest der Volksmund. Doch tatsächlich ist das Gegenteil der Fall, denn Alkohol hemmt die Fettverbrennung im Körper. Er entspannt die Muskeln der Magenwände und stört die Pumpbewegung, die den Mageninhalt weiter Richtung Darm transportiert. Deshalb liegt das Essen sogar noch länger und schwerer im Magen als sonst. Wollen Sie nach dem Essen bei der Verdauung etwas nachhelfen, greifen Sie lieber zu Wasser, Tee oder einer Tasse Kaffee.
Butter ist aus natürlicher Herkunft und gilt als besser bekömmlich als Margarine. Jedoch ist der Anteil an Cholesterin und gesättigten Fettsäuren höher als bei Margarine. Diese besteht aus pflanzlichen Ölen sowie Magermilch oder Wasser, Emulgatoren, Vitaminen, Aromen und Farbstoffen. Darüber hinaus enthält sie aber auch Phytosterin – eine chemische Verbindung, die dem Cholesterin ähnelt. Ein zu hoher Phytosterinspiegel im Blut kann Arteriosklerose auslösen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Butter und Margarine enthalten etwa die gleiche Menge Fett. Sie sollten also beide Streichfette sparsam verwenden.
Möhren enthalten Betacarotin, eine Vorstufe von Vitamin A. Dies hat in unserem Körper eine wichtige Aufgabe: Es ist für Funktion und Aufbau unserer Haut, der Schleimhäute und des Blutes notwendig. Leiden Sie an einem Vitamin-A-Mangel, kann das zu Nachtblindheit oder Erblindung führen. Besser oder schärfer sehen können Sie allerdings auch mit extrem hohen Dosen Vitamin A nicht. Tatsächlich vermuten Historiker, dass es sich bei diesem Mythos um eine Legende aus dem Zweiten Weltkrieg handelt: Britische Truppen verzeichneten beim Abschuss deutscher Kampfflugzeuge eine enorm hohe Trefferquote, da sie ein funktionierendes Radarsystem entwickelt hatten. Um dies zu verschleiern, setzten sie das Gerücht in die Welt, die hohe Trefferquote sei auf ihren hohen Karottenkonsum zurückzuführen.
Zucker ist ungesund – das ist bekannt. Vielleicht greifen Sie deshalb manchmal zu Honig als Alternativprodukt. Der hat mit 302 kcal/100 g zwar eine etwas geringere Kalorienzahl als Zucker (400 kcal/100 g), ist aber auch nicht besonders gut für den Körper. Der enthaltene Fruchtzucker regt zudem den Appetit an. Und auch für die Zähne ist Honig schädlich, denn durch seine klebrige Konsistenz haftet er in Form von Kristallzucker länger an ihnen und kann so leichter Karies verursachen. Sowohl Raffineriezucker als auch Honig sollten Sie sparsam verwenden.
Ein Bierbauch ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine feste, kugelförmige Fettschicht im Bauchbereich. Dabei sammelt sich Fett nicht nur direkt unter der Haut, sondern zusätzlich im Bauchraum um die inneren Organe an. Dieses sogenannte viszerale Fett kann erhebliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Es entsteht, wenn Sie zu viele Kalorien zu sich nehmen und das Übermaß an aufgenommener Energie nicht verbrennen. Auch ein hoher Alkoholkonsum hemmt den Fettabbau und trägt dazu bei, dass Übergewicht entsteht. Alkohol hat sehr viele Kalorien und insbesondere Bier enthält viele Bitterstoffe, die zusätzlich den Appetit anregen, wodurch Sie schnell einmal über den Hunger hinaus essen. Bier macht also dick. Ein Zusammenhang mit einer Zunahme primär in der Bauchregion ist bisher jedoch nicht nachgewiesen.
Ernährungsberatung der AOK
Wege zur gesünderen Ernährung.
Cholesterin ist nicht grundsätzlich schlecht. Der Körper braucht den fettähnlichen Stoff und stellt ihn selbstständig her. Darüber hinaus ist er in bestimmten Nahrungsmitteln enthalten. Ein zu hoher Cholesterinspiegel aber fördert die Arterienverkalkung und steigert dadurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Deshalb galt lange die Empfehlung, auf cholesterinhaltige Lebensmittel zu verzichten – besonders auf Eier, die mit je 190 mg relativ viel Cholesterin enthalten. Heute ist jedoch bekannt, dass das Cholesterin aus der Nahrung nicht das Hauptproblem ist, da es den Cholesterinspiegel im Blut bei den meisten Menschen nur unerheblich erhöht. Der Verzehr von Eiern hat also kaum Einfluss darauf. Viel entscheidendere Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel hat die Qualität der Fette in unserer Nahrung. Besonders ungünstig sind gesättigte Fettsäuren.
Essen Sie nach 18 Uhr nichts mehr und Sie bleiben schlank: Das ist durch wissenschaftliche Untersuchungen bislang nicht bewiesen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) geht vielmehr davon aus, dass die über den gesamten Tag aufgenommene bzw. verbrauchte Energiemenge für das Körpergewicht ausschlaggebend ist. Dennoch ist es empfehlenswert, nicht sehr spät abends oder kurz vor dem Schlafengehen zu essen, denn nachts benötigt der Körper keine zusätzliche Energie. Auch aus anderen gesundheitlichen Gründen kann das sinnvoll sein, da unser Körper nachts viele Stoffwechsel- und Organfunktionen einschränkt, unter anderem die Magen- und Darmtätigkeit. Essen Sie spät, verdauen Sie vor allem üppige Speisen schlechter und können schwerer ein- und durchschlafen.
Fünf Portionen Obst und Gemüse sollten wir am Tag essen – praktisch, diesen Bedarf mit einem Smoothie direkt abzudecken. Doch Smoothies bestehen aus püriertem Obst und Gemüse, weshalb sie weniger Nährstoffe wie etwa Ballaststoffe enthalten. Durch ihr geringeres Volumen und das fehlende Kauen sättigen sie weniger als stückiges Obst und Gemüse. Gleichzeitig ist die Energiedichte höher und damit das Risiko, mehr Kalorien aufzunehmen als gedacht. Gekaufte Smoothies enthalten außerdem oft Saft, Zucker, Aromen und andere Zusatzstoffe. Gelegentlich einen Smoothie zu trinken, ist für eine ausgewogene Ernährung in Ordnung. Die täglichen Portionen an frischem Obst und Gemüse sollte er aber nicht ersetzen.
Light-Produkte sind Lebensmittel mit einem reduzierten Nährstoffanteil in mindestens einem Bereich – das kann weniger Salz, Fett, Zucker oder Kalorien pro Portion bedeuten. Bei Aussagen wie „30 Prozent weniger Fett“ auf der Verpackung ist jedoch Vorsicht geboten: Oft ist nicht klar, worauf genau sich diese Zahl bezieht, ob Gesamtmasse, Trockengewicht oder Originalprodukt. Darüber hinaus kann es sein, dass ein Light-Produkt zwar weniger Fett hat als das Originalprodukt, dafür aber überdurchschnittlich viel Zucker. Und selbst weniger Zucker bedeutet nicht gleichzeitig weniger Kalorien. Häufig sind stattdessen Süßstoffe enthalten, die Nebenwirkungen haben und den Appetit anregen können. Zudem schmecken diese Lebensmittel trotzdem süß und sorgen dafür, dass Sie sich an diesen Geschmack gewöhnen.
Wir nehmen zu, wenn wir über einen längeren Zeitraum mehr Kalorien aufnehmen, als wir verbrauchen. Kohlenhydrate sind einer unserer Hauptnährstoffe und keinesfalls per se schlecht; wir brauchen sie als Energiequelle und für unsere Gehirnfunktion. Dass sich der Mythos so hartnäckig hält, liegt möglicherweise daran, dass es zwei verschiedene Arten von Kohlenhydraten gibt: einfache und komplexe. Zu den einfachen Kohlenhydraten gehört Zucker. Zuckerhaltige Lebensmittel enthalten viele Kalorien, sind gesundheitsschädlich, machen nicht satt und bei übermäßigem Konsum tatsächlich dick. Der Blutzuckerspiegel steigt nach dem Verzehr dieser schnell verdaulichen Kohlenhydrate schnell an und sinkt durch eine vermehrte Insulinausschüttung sofort wieder ab. Wir bekommen also schnell wieder Appetit. Für die Verdauung komplexer Kohlenhydrate, die zum Beispiel in Vollkornprodukten stecken, braucht unser Körper hingegen viel mehr Zeit. So steigt der Blutzuckerspiegel langsamer an und wir fühlen uns länger satt. Komplexe Kohlenhydrate sollten Sie für eine ausgewogene Ernährung also regelmäßig zu sich nehmen.
Letzte Änderung: 04.01.2024
Einwilligungserklärung für die Nutzung der Social Media Plugins
Für die Nutzung von Social-Media Dienstangeboten diverser Unternehmen stellen wir Ihnen Social-Media-Plug-ins zur Verfügung. Diese werden in einem Zwei-Klick-Verfahren auf den Online-Angeboten der AOK eingebunden.
Die AOK erfasst selbst keinerlei personenbezogene Daten oder Informationen über deren Nutzung mittels der Social-Media-Plug-ins.
Über diese Plug-ins können jedoch Daten, auch personenbezogene Daten, an die US-amerikanischen Diensteanbieter gesendet und gegebenenfalls von diesen genutzt werden. Das hier eingesetzte Verfahren sorgt dafür, dass zunächst keine personenbezogenen Daten an die Anbieter der einzelnen Social-Media-Plug-ins weitergegeben werden, wenn Sie unser Online-Angebot nutzen. Erst wenn Sie eines der Social-Media-Plug-ins anklicken, können Daten an die Dienstanbieter übertragen und durch diese gespeichert bzw. verarbeitet werden.