Hormone wie Östrogen und Cortisol leisten einen riesigen Beitrag zu Gesundheit und Wohlbefinden. Wir verraten Ihnen, wofür die Botenstoffe zuständig sind, und was Sie für einen gesunden Hormonhaushalt tun können.
Fachärztin für Allgemeinmedizin
ServiceCenter AOK-Clarimedis
Hormone sind sogenannte chemische Botenstoffe, auch Signalstoffe genannt. Der Körper produziert sie an drei verschiedenen Orten:
Hormone wirken, indem sie an spezifische Rezeptoren – also praktisch ihre Signalempfänger – in oder an Zielzellen andocken. Diese Rezeptoren befinden sich in verschiedenen Geweben und Organen im gesamten Körper.
Die Signalstoffe regulieren eine Vielzahl von Prozessen im Körper, darunter Stoffwechsel, Wachstum und Entwicklung, Fortpflanzung, Stressreaktion, Immunfunktion, Körpertemperatur und vieles mehr. Um diese Prozesse zu steuern, interagieren sie miteinander. Ist diese Zusammenarbeit gestört, kann das zu einem hormonellen Ungleichgewicht führen und Folgen für die Gesundheit haben.
Im Körper gibt es hunderte verschiedene Hormone. Wir stellen Ihnen die bekanntesten vor und erklären, wofür sie zuständig sind.
Insulin wird von den Betazellen der Bauchspeicheldrüse produziert. Es schleust Zucker (Glukose) aus dem Blut in die Körperzellen und senkt dadurch den Blutzuckerspiegel. Insulin ist wichtig für den Stoffwechsel und unser Sättigungsgefühl. Ist es im Ungleichgewicht, kann das zu Diabetes führen.
Die Sexualhormone Östrogen und Progesteron werden hauptsächlich von den Eierstöcken produziert und spielen im weiblichen Körper eine zentrale Rolle bei der Fortpflanzung. Östrogen reguliert den monatlichen Zyklus und beeinflusst das Wachstum und die Entwicklung der Geschlechtsorgane. Zudem spielt es eine Rolle bei der Erhaltung der Knochendichte und der Prävention von Osteoporose. Progesteron ist unter anderem für die Einnistung befruchteter Eizellen in die Gebärmutterschleimhaut wichtig und hält eine bestehende Schwangerschaft aufrecht.
Ein Ungleichgewicht der reproduktiven Hormone kann zu Problemen wie Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten, Menstruationsstörungen und sexuellen Dysfunktionen führen. Häufig schwankt die Menge der weiblichen Sexualhormone während der Wechseljahre.
Testosteron wird hauptsächlich in den Hoden und in geringerem Maße in den Eierstöcken und Nebennieren produziert. Es ist das wichtigste männliche Sexualhormon und spielt eine große Rolle bei der Ausbildung der männlichen Geschlechtsorgane und bei der Spermienproduktion. Außerdem beeinflusst es Muskelaufbau, Knochendichte und Libido. Gut zu wissen: Nicht nur biologische Männer haben und brauchen Testosteron.
Adrenalin wird von den Nebennieren produziert. Es reguliert die Kampf-oder-Flucht-Reaktion des Körpers, erhöht den Blutdruck, beschleunigt den Herzschlag, erweitert die Atemwege und steigert die Energieproduktion, um den Körper auf Stresssituationen vorzubereiten.
Cortisol wird von den Nebennieren produziert und bei Stress und Aufregung ausgeschüttet. Es reguliert den Stoffwechsel, unterstützt das Immunsystem und hilft dem Körper, mit Stress umzugehen, indem es Entzündungen reduziert und den Blutdruck sowie den Blutzuckerspiegel erhöht.
Ein Ungleichgewicht von Adrenalin und Cortisol kann zu chronischem Stress, Angstzuständen und Depressionen führen.
Die von der Schilddrüse produzierten Hormone T3 und T4 regulieren den Stoffwechsel im ganzen Körper. Sie beeinflussen den Energieverbrauch, das Wachstum und die Entwicklung, die Körpertemperatur und die Funktion anderer Organe. Eine gut funktionierende Schilddrüse ist sehr wichtig für die Gesundheit. Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion können Unruhe, Herzrasen, Bluthochdruck, Gewichtsabnahme, vermehrtes Schwitzen, Haarausfall, Schlaflosigkeit oder depressive Verstimmungen sein. Bei einer Unterfunktion kann es zu einem Mangel an Antrieb, Schwächegefühl, Müdigkeit, Frieren, Gewichtszunahme, Appetitlosigkeit, schlaffer Haut oder auch Depressionen kommen.
Serotonin ist auch als Glückshormon bekannt. Neben unseren Emotionen steuert es aber noch viele andere Prozesse im Körper, zum Beispiel den Appetit, die Körpertemperatur, die Stimmung und den Antrieb. Ein Mangel kann zu Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Muskelverspannungen führen. Es besteht auch ein Zusammenhang mit Depressionen.
Das in der Zirbeldrüse hergestellte Melatonin steuert unter anderem unseren Tag-Nacht-Rhythmus – deshalb bezeichnen wir es auch oft als Schlafhormon. Nur bei Dunkelheit ausgeschüttet, sorgt es dafür, dass wir abends müde werden. Licht hingegen hemmt seine Produktion, weshalb der Spiegel am Morgen wieder sinkt. Bei Zeitverschiebungen durch eine Fernreise oder bei Schichtarbeit kann unser Melatoninhaushalt durcheinanderkommen.
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Wenn alle Hormone das richtige Verhältnis zueinander haben und gut miteinander funktionieren, spricht man von einem gesunden Hormonhaushalt oder einer Hormonbalance. Diese ist entscheidend für das allgemeine Wohlbefinden, die reproduktive Gesundheit, das emotionale Gleichgewicht, das Wachstum und die Entwicklung sowie die Prävention von Stoffwechselstörungen und anderen Erkrankungen. Eine gute Balance unserer Signalstoffe leistet einen großen Beitrag zur Prävention vieler Krankheiten.
Es gibt viele Faktoren, die den Hormonhaushalt beeinflussen und zu einer Über- oder Unterproduktion führen können. Mögliche Ursachen sind etwa Nährstoffmängel, eine unausgewogene Ernährung, Umweltbelastungen, Stress oder Medikamente – vor allem hormonelle Verhütungsmittel – aber auch genetische Veranlagung.
Zu den Anzeichen, dass der Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht geraten ist, gehören unter anderem:
Ein gesunder Lebensstil ist wichtig für einen ausgeglichenen Hormonhaushalt. Dazu zählen:
Wenn Sie Symptome einer hormonellen Störung vermuten, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Mit einem Bluttest lässt sich gegebenenfalls. feststellen, ob tatsächlich eine Dysbalance besteht. Anschließend entscheiden Sie gemeinsam, welche Therapie für Sie infrage kommt. Manchmal reichen bereits Umstellungen des Lebensstils aus, um den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bekommen und sich wohler zu fühlen.
Letzte Änderung: 15.05.2024
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