Osteoporose ist eine chronische Stoffwechselkrankheit, bei der die Knochendichte kontinuierlich abnimmt. Die Folge: Die Knochen werden langsam porös und damit brüchiger. Knapp acht Millionen Menschen in Deutschland leiden an Osteoporose. Die meisten von ihnen sind im Seniorenalter. Je früher Sie dem Knochenschwund mit viel Bewegung und der richtigen Ernährung entgegenwirken, desto besser.
Fachärztin für Orthopädie und Chirurgie
ServiceCenter AOK-Clarimedis
Vor allem Ältere und Frauen. Sie erleiden häufiger Brüche (medizinisch: Frakturen) als Menschen mit gesunden Knochen. Mediziner unterscheiden zwei Formen der Osteoporose, die primäre und sekundäre Form.
In 90 Prozent aller Fälle liegt eine primäre Osteoporose vor. Sie tritt in zwei Typen auf. Die postmenopausale Osteoporose (Typ 1) entwickelt sich bei Frauen nach ihren Wechseljahren. Von der Altersosteoporose (auch senile Osteoporose, Typ 2) sind vor allem ältere Männer und Frauen ab 70 Jahren betroffen.
Bei der sekundären Osteoporose ist der vermehrte Knochenabbau dagegen meist auf eine andere Erkrankung zurückzuführen, zum Beispiel Diabetes, Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder Rheuma. Oder die Osteoporose ist eine Nebenwirkung bestimmter Medikamente, wie etwa kortisonhaltiger Präparate oder auch Antidepressiva.
Die Vorstufe der Osteoporose heißt Osteopenie; sie verläuft ebenso wie die Osteoporose an sich schmerzfrei. Zu Schmerzen kommt es erst, wenn bereits Brüche in Wirbelkörpern, Oberschenkelhals oder Unterarm aufgetreten sind. Dann spricht man von einer manifesten Osteoporose. Sie kann die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen.
In den ersten drei Lebensjahrzehnten baut das menschliche Skelett kontinuierlich Knochenmasse auf. Danach nimmt sie ganz langsam wieder ab – das gehört zum normalen Alterungsprozess dazu. Bei Osteoporose-Patienten verläuft dieser Abbau allerdings schneller. Mögliche Ursachen:
Eine Ursache für Osteoporose ist Bewegungsmangel. Denn das Knochengewebe passt sich flexibel an verschiedene Anforderungen an. Dafür sorgt der Knochenstoffwechsel. So verlieren Knochen ihre Festigkeit, wenn sie nicht belastet werden. Und umgekehrt stärkt sie regelmäßige Muskeltätigkeit. Bewegt sich ein Mensch also zu wenig, zum Beispiel weil er bettlägerig ist, er im Rollstuhl sitzt oder das Alter ihn unsicher macht, werden seine Knochen brüchiger.
Ein anderer Auslöser für Osteoporose sind hormonelle Veränderungen im Körper. Denn der Knochenstoffwechsel steht auch unter dem Einfluss des Hormon- und Mineralstoffhaushaltes. Deshalb leiden doppelt so viele Frauen an der Krankheit. Es mangelt ihnen nach den Wechseljahren an Östrogen. Das Hormon verhindert normalerweise den Abbau der Knochen.
Bei Männern setzt die Krankheit durchschnittlich erst zehn Jahre später ein. Vor allem das Alter, aber auch der Lebensstil – zum Beispiel starkes Rauchen oder hoher Alkoholkonsum – sind dann oft für den Knochenschwund verantwortlich.
Weitere Ursachen für Osteoporose bei Männern wie Frauen können unter anderem eine erbliche Vorbelastung oder eine kalziumarme Ernährung (etwa aufgrund einer Laktoseintoleranz) sein. Aber auch Rheuma sowie Nieren- oder Magen-Darm-Erkrankungen wie Morbus Crohn kommen infrage. Auch ein Vitamin-D-Mangel kann die Entstehung von Osteoporose begünstigen.
Das Problem des Knochenschwunds, wie Osteoporose umgangssprachlich auch genannt wird, ist, dass er keine Symptome verursacht. Oft wird er erst erkannt, wenn ein Knochenbruch auftritt.
Die ersten Brüche ereignen sich häufig in der Wirbelsäule. Mögliche Anzeichen von Wirbelbrüchen sind:
Doch auch andere Knochen können bei Osteoporose schon bei kleinsten Anlässen brechen. Bereits kleinere Stürze führen dann zu Frakturen, etwa in Handgelenken, Unterarmen oder Oberschenkelknochen. Im fortgeschrittenen Stadium können die Rippen brechen, zum Beispiel beim Husten und Niesen oder beim Tragen schwerer Lasten.
Je früher die Tendenz zum Knochenschwund erkannt wird, desto besser können Sie gegensteuern und Brüche vermeiden. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob eine Untersuchung bei Ihnen sinnvoll ist. Das gilt insbesondere für Frauen, die früh in die Wechseljahre gekommen sind oder bei denen mehrere andere Risikofaktoren vorliegen.
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Bei der Erstuntersuchung überprüft der Arzt zunächst die Risikofaktoren wie Alter und Gewicht, ebenso die Krankengeschichte. Eine Röntgenaufnahme zeigt, ob bereits Knochenbrüche vorliegen. Mit verschiedenen Bewegungsaufgaben testet der Arzt darüber hinaus Beweglichkeit, Kraft und Gleichgewicht des Patienten.
Ein wichtiger Baustein für die Diagnosestellung und die Entscheidung über die weitere Behandlung ist die Knochendichtemessung.
Die Knochendichtemessung erfolgt mittels einer sogenannten Dual-Röntgen-Absorptiometrie, kurz DXA. Dabei werden zwei Röntgenaufnahmen gemacht.
Damit misst der Arzt die Knochendichte an Lendenwirbelsäule und Hüfte. Die Ergebnisse vergleicht er mit denen von gesunden Knochen. So kann er den sogenannten T-Score ermitteln, der Maßeinheit für Knochendichte.
Normal ist ein T-Score von 0 bis 1. Ab -1 weist der T-Score auf eine geringere Knochendichte hin. Liegt er bei -2,5 und weniger, ist der Betroffene laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) an Osteoporose erkrankt.
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten einer DXA für jeden Patienten, bei dem ein maßgeblich erhöhtes Osteoporose-Risiko besteht. Das kann auch für jüngere Patienten der Fall sein, wenn sie etwa an einer chronischen Krankheit leiden oder über einen langen Zeitraum Kortison einnehmen mussten. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob in Ihrem Fall die entsprechenden Voraussetzungen vorliegen.
Oberstes Ziel der Osteoporose-Therapie: die Knochen zu festigen und Knochenbrüche zu verhindern. Dazu gehören viel Bewegung und eine richtige Ernährung (siehe auch „So können Sie Osteoporose vorbeugen“) und gegebenenfalls eine Medikation.
Außerdem gibt es verschiedene Osteoporose-Medikamente, die einen weiteren Knochenabbau verhindern oder den Aufbau von Knochenmasse fördern. Die Leitlinie empfiehlt als Standard-Therapie sogenannte Bisphosphonate, die den Knochenabbau aufhalten.
Antikörper nehmen Einfluss auf körpereigene Botenstoffe und bewirken so, dass der Knochen länger festbleibt. Bei schwerer Osteoporose kommen aber auch zum Beispiel Parathormone zum Einsatz, die den Knochenaufbau anregen.
Für Frauen nach den Wechseljahren kommen auch Selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERM) infrage. Sie hemmen ebenfalls den Abbauprozess.
Wichtig dabei ist, dass der Patient die Medikation tatsächlich regelmäßig einnimmt und nicht eigenmächtig absetzt. Denn: Nur eine konsequente medikamentöse Behandlung verringert nachweislich das Risiko für Knochenbrüche.
Seit dem 01.01.2024 gibt es das neue Behandlungsprogramm AOK-Curaplan Osteoporose. An diesem Disease-Management-Programm (DMP) können Versicherte der AOK Rheinland/Hamburg teilnehmen, die an einer medikamentös behandlungsbedürftigen Osteoporose erkrankt sind und deren behandelnder Arzt in der Region Nordrhein am DMP Osteoporose teilnimmt. Die Patienten (Frauen und Menschen mit unbestimmtem oder diversem Geschlecht ab 50 Jahren, Männer ab 60 Jahren) erlernen und erleben im Rahmen des DMP, wie sie ihre Lebensqualität und Mobilität steigern können. Dies geschieht parallel zur medikamentösen Therapie. Ziel ist es, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, Frakturen und Schmerzen zu vermeiden und die Beweglichkeit zu erhalten. Betroffene können sich über ihren am Programm teilnehmenden Hausarzt oder Orthopäden einschreiben lassen.
Regelmäßige Bewegung hält den Knochenstoffwechsel fit. Gewichtsbelastende Übungen wie Treppensteigen und Walking fördern den Knochenaufbau. Wandern, Joggen oder Ballsport trainieren darüber hinaus die Koordination und die Standfestigkeit.
Kalzium ist ein elementarer Baustoff, der unsere Knochen stabilisiert. Der tägliche Bedarf des Mineralstoffs liegt für Erwachsene zwischen 1.000 und 1.500 Milligramm. Kalzium kommt in größeren Mengen in Milchprodukten, Mineralwasser und grünem Gemüse vor. Hier finden Sie kalziumreiche Rezepte.
Vitamin D hilft, das Kalzium aufzunehmen. Bei jüngeren Menschen bildet der Körper Vitamin D selbst – mithilfe des Tageslichts. Im Alter lässt diese Fähigkeit jedoch nach. Für Senioren können deshalb zusätzlich Vitamin-D-Tabletten sinnvoll sein. Nahrungsergänzungsmittel sollten jedoch immer nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden.
Nikotin und Alkohol fördern den Abbau der Knochenmasse. Wer also Osteoporose vorbeugen möchte, sollte darauf möglichst verzichten oder den Konsum wenigstens reduzieren.
Für Senioren ist die Sturzgefahr höher. Gründe dafür sind meist ihre schlechter werdende Koordination, Blutdruckschwankungen, Unterzuckerung, Sehschwäche, Muskelschwäche oder Verwirrung. Zudem sind die Knochen im Alter weniger elastisch. Deshalb steigt im Alter das Risiko für Knochenbrüche.
Kommt es beim Sturz tatsächlich zu einem Knochenbruch, folgen oft Krankenhaus, Operation und Reha. Nur wenige Betroffene finden danach noch den Weg zurück in ihr ursprüngliches Leben. Hier gilt es also im besonderen Maße, Stürzen und damit möglichen Knochenbrüchen vorzubeugen.
Die Sturzprophylaxe beginnt bereits im häuslichen Umfeld. Gute Beleuchtung, deutliche Markierungen an Schwellen und Stufen, Stolperfallen verbannen, Badezimmer mit Haltegriffen versehen – das sind nur einige Beispiele, wie man den Wohnraum sicherer machen kann.
Der Dachverband Osteologie (DVO) ist ein Zusammenschluss verschiedener wissenschaftlicher Fachgesellschaften. Dort finden Sie unter anderem die Leitlinien zur Behandlung von Osteoporose oder verschiedene Schwerpunktzentren.
Das Netzwerk-Osteoporose ist eine Organisation für Patienten-Kompetenz.
Im Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose finden Betroffene Selbsthilfegruppen in der Nähe und weitere Infos zum Leben mit Osteoporose.
Letzte Änderung: 30.11.2023
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