Schwillt plötzlich das Gelenk am großen Zeh oder einem Finger schmerzhaft an, könnte das ein Anzeichen für Gicht sein. Welche Ursachen Gicht hat, welche Warnsignale es gibt und wie Sie selbst über Lebensstil und Ernährung die Erkrankung beeinflussen können.
Fachärztin für Innere Medizin
ServiceCenter AOK-Clarimedis
Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die zur Entzündung von Gelenken führt. Ursache dafür ist zu viel Harnsäure im Blut, die sich in Form von Kristallen in den Gelenken ablagert. Zu Beginn verläuft die Erkrankung noch anfallartig. Dann schwellen bei einem plötzlichen Gichtanfall die Gelenke binnen weniger Stunden an und schmerzen so stark, dass Alltagsbewegungen nur noch schwer möglich sind. Bleibt die Gicht unbehandelt, kann es immer wieder zu solchen Anfällen kommen. Im ungünstigen Fall werden die Gelenke so immer mehr geschädigt: Sie verformen sich, sind dauerhaft geschwollen und können bei jeder Bewegung schmerzen. Nach Angaben der Deutschen Rheuma-Liga sind rund eine Million Menschen in Deutschland von Gicht betroffen. Männer deutlich häufiger als Frauen.
Medikamente sowie der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel können Betroffenen helfen, die Krankheit einzudämmen und Gichtanfällen vorzubeugen.
Gicht entsteht, wenn im Blut eines Menschen dauerhaft zu viel Harnsäure vorhanden ist. Harnsäure ist ein Stoffwechselprodukt, das beim Abbau von Purin entsteht – eine Substanz, die in fast allen Lebensmitteln steckt. Normalerweise scheiden wir mit dem Urin einen Großteil der Harnsäure aus. Bildet der Körper jedoch zu viel davon oder scheidet er nicht genügend aus, steigt der Harnsäuregehalt im Blut. Bei einer zu hohen Konzentration entstehen Harnsäurekristalle, die sich in Gelenken, Sehnen oder Schleimbeuteln ablagern und dort schmerzhafte Entzündungen verursachen. Diese Kristalle können sich auch in Organen absetzen und dort zu Funktionsstörungen führen.
In den meisten Fällen ist die Stoffwechselerkrankung angeboren. Fachleute sprechen von der primären Gicht. Die Ernährung ist ein zweiter wichtiger Einflussfaktor. So kann eine fleischlastige und purinreiche Ernährung die Entstehung von Gicht begünstigen. Auch zu wenig Bewegung, bestimmte Medikamente, Alkohol, Übergewicht oder Diabetes mellitus können das Risiko erhöhen, an Gicht zu erkranken. Eher selten wird Gicht durch andere Erkrankungen wie Blutbildungsstörungen, Leukämie oder Nierenerkrankungen ausgelöst. Dann spricht man von sekundärer Gicht.
Der erste Gichtanfall kann plötzlich auftreten – häufig in der Nacht. Zum Beispiel nach einem Abend mit purinreichen Speisen wie fettigem Fleisch und Fisch oder viel Alkohol. Zu Beginn ist meist nur ein Gelenk betroffen. In den meisten Fällen das Gelenk am großen Zeh. Typische Symptome sind dann:
Ein Gichtanfall kann einige Stunden bis mehrere Tage andauern. Unbehandelt können im weiteren Verlauf der Erkrankung dann immer wieder Gichtanfälle mit den genannten Symptomen auftreten. Dazwischen sind viele Patientinnen und Patienten beschwerdefrei.
Mit voranschreitendem Verlauf betreffen die einzelnen Anfälle häufig weitere Gelenke, etwa:
Tritt ein Gichtanfall zum ersten Mal auf, sollten Sie sich umgehend an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin wenden. Mit medikamentöser Behandlung kann ein Anfall bereits nach wenigen Stunden wieder abklingen. Unbehandelt können die Beschwerden bis zu zwei Wochen anhalten. Zusätzlich kann es helfen, das schmerzende Gelenk hochzulegen und zu kühlen.
Gicht ist in den meisten Fällen angeboren und daher nicht heilbar. Allerdings kann die Erkrankung mit einer konsequenten Therapie gut behandelt werden.
Ziel der Therapie ist einerseits, akute Gichtanfälle schnell zu lindern. Andererseits soll der Harnsäuregehalt im Blut langfristig gesenkt werden. So wollen Ärzte die Anzahl der Gichtanfälle senken und Schäden an den Gelenken möglichst vermeiden.
Behandelt wird Gicht mit Medikamenten. Zudem können Betroffene durch eine Änderung ihres Lebensstils viel zu einer Verbesserung ihrer Beschwerden beitragen.
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Großen Einfluss auf den Verlauf von Gicht hat auch die Ernährung. Eine purinreiche Ernährung kann den Harnsäuregehalt im Blut erhöhen und Gichtanfälle auslösen. Denn beim Abbau des Purins entsteht Harnsäure. Ihre Konzentration im Blut sinkt oft schon, sobald Sie Ihre Ernährung entsprechend umstellen.
Dabei lassen sich Purine nicht vermeiden, denn sie sind ein natürlicher Bestandteil fast aller Lebensmittel und auch für den menschlichen Organismus ein wichtiger Baustoff. Entscheidend ist, in welcher Menge Sie Purine über die Ernährung aufnehmen. Besonders viel Purin steckt unter anderem in:
Leiden Sie unter Gicht, sollten Sie diese Lebensmittel möglichst meiden oder nur in sehr geringen Mengen essen.
Purinarme Lebensmittel sind etwa:
Bei Gicht wird empfohlen, täglich nicht mehr als 170 Milligramm Purine über die Ernährung aufzunehmen. Das entspricht etwa 400 Milligramm Harnsäure, die pro Tag im Stoffwechsel entstehen. Tipps und Hilfen zur Berechnung:
Um einen Gichtanfall zu vermeiden, sollten Sie außerdem auf eine fettarme Ernährung achten. Denn fettige Kost kann die Ausscheidung von Harnsäure über die Niere hemmen. Das gilt ebenso für Alkohol, insbesondere Bier, das zudem noch sehr purinhaltig ist. Besonders wichtig: Auch wenn sich Ihre Harnsäurewerte normalisieren, sollten Sie weiter auf eine purinarme Ernährung achten.
Letzte Änderung: 22.06.2022
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