Asthma, Rheuma oder Neurodermitis: Cortison ist bei vielen Erkrankungen Teil der Therapie. Was der Wirkstoff kann, welche Nebenwirkungen auftreten können und wieso es einen Unterschied macht, ob Sie mit Salben, Tabletten oder Sprays behandelt werden.
Fachärztin für Innere Medizin
ServiceCenter AOK-Clarimedis
Der Wirkstoff Cortison basiert auf Cortisol. Das ist ein Hormon, das der Körper selbst in der Nebenniere bilden kann. Kortisol reguliert unter anderem unser Immunsystem und sorgt dafür, dass Entzündungen im Körper abklingen. Es greift in viele Stoffwechselprozesse ein. Zum Beispiel hat es Einfluss auf den Zucker-, Eiweiß- und Fettstoffwechsel.
Künstlich hergestelltes Cortison setzen Mediziner als Medikament gegen unterschiedliche Erkrankungen ein. Es gehört zur Gruppe der sogenannten Glukokortikoide. Die rund 30 Wirkstoffe haben dann sehr unterschiedliche Namen. Bekannt sind etwa Betamethason, Mometason oder Prednisolon. Laien fassen oft alles unter dem Begriff Cortison zusammen.
Der Stoff sorgt vereinfacht gesagt dafür, dass die körpereigene Abwehr weniger stark reagiert. Aufgrund der entzündungshemmenden Wirkung wird Cortison oft in der Therapie gegen Asthma und Rheuma eingesetzt – zumindest begleitend.
Cortison kann viele Beschwerden lindern. Ob es das Mittel der Wahl ist, werden die behandelnden Ärzte mit Ihnen besprechen.
Zum Einsatz kommt Cortison unter anderem bei:
Eine Cortisontherapie sollte dem Grundsatz folgen: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. So bleiben etwaige Nebenwirkungen möglichst gering.
Cortisonhaltige Medikamente gibt es in unterschiedlichen Formen: als Tablette, Spritze, Sprays oder Creme. Welche Form infrage kommt, hängt vor allem von der Erkrankung ab. In manchen Fällen werden auch verschiedene Darreichungsformen miteinander kombiniert. Außerdem kann sich die Darreichungsform im Verlauf einer Cortisontherapie ändern.
Ob Spray, Spritze oder Tablette: Wir erklären, wie die unterschiedlichen Mittel wirken und worauf Sie bei der Einnahme achten sollten.
Als Tablette wirkt das Cortison systemisch, das heißt im und auf den ganzen Körper. Je nachdem wie lange Sie Cortisontabletten einnehmen und in welcher Dosierung, können deshalb eher Nebenwirkungen auftreten.
Bekannte Folgen bei längerer Einnahme sind unter anderem:
Aber: Nehmen Sie das Cortison bis zu vier Wochen ein, sind die Risiken für langanhaltende Nebenwirkungen gering. Wird das Cortison abgesetzt, klingen die Nebenwirkungen in der Regel wieder ab.
Nehmen Sie Cortisontabletten möglichst morgens ein. Am besten zwischen sechs und acht Uhr. Der Körper produziert dann am meisten eigenes Cortisol. So bringen Sie den Stoffwechsel am wenigsten aus dem Takt. Teilweise reicht eine morgendliche Einnahme aber nicht aus. Halten Sie sich also unbedingt an die Empfehlung Ihres Arztes. Da Cortison den Blutzuckerspiegel erhöht, sollte dieser kontrolliert werden.
Patienten erhalten das Cortison über einen Zugang direkt in die Vene. Bei kurzfristigem Einsatz sind keine Langzeitnebenwirkungen zu befürchten.
Cortisoninfusionen werden in der Regel nur in Notfallsituationen gegeben.
Patienten wird das Cortison direkt in die betroffene Körperstelle gespritzt, etwa ins Gelenk. Mehr als ein Schmerz bei der Verabreichung ist normalerweise nicht zu erwarten. Nur sehr selten kann es zu Infektionen oder Nervenschäden kommen.
Die Anzahl der Cortisoninjektionen im Jahr ist begrenzt.
Da Sie das Spray direkt einatmen, gelangt der Wirkstoff nur in die Bronchien und nur in sehr geringen Mengen in den gesamten Blutkreislauf. Richtig dosiert und angewendet ist somit keine wesentliche Belastung anderer Organe zu erwarten. Bei cortisonhaltigen Nasensprays kann es zunächst zu Niesen kommen, langfristig schwillt die Schleimhaut ab.
Spülen Sie den Mund gründlich aus, nachdem Sie das Cortisonspray inhaliert haben. So vermeiden Sie, dass sich in der Mundhöhle Pilze ansiedeln.
Das Cortison wirkt über die Haut nur da, wo es wirken soll. Langfristig angewendet, können Pigmentstörungen auftreten oder die Haut dünner wirken. In den meisten Fällen verschwinden diese Nebenwirkungen aber, wenn Sie das Cortison absetzen.
Es gibt Hauterkrankungen wie in der Regel Rosazea oder Akne, bei denen Cortison nicht angewendet werden sollte. Lassen Sie sich daher unbedingt von Ihrem Arzt beraten. Achten Sie darauf, sich im Anschluss die Hände gründlich zu waschen. Das verhindert, dass die Creme in Augen, Mund oder auf Schleimhäute gerät.
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In der Apotheke finden Sie frei verkäufliche Präparate mit Cortison. Diese Salben, Gels oder Cremes helfen beispielsweise gegen Neurodermitis, bei Sonnenbrand oder Insektenstichen. Solch eine lokale Anwendung mit niedrig dosiertem Cortison ist sogar für Kinder möglich. Die Präparate enthalten nur schwach dosiertes Hydro-Cortison. Wie die Mittel im Einzelfall anzuwenden sind, besprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt oder Apotheker.
Cortison kann – wie viele andere Medikamente – verschiedene Nebenwirkungen haben. Wie diese ausfallen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Davon, wie lange Patientinnen und Patienten Mittel mit Cortison einnehmen, in welcher Dosis und in welcher Darreichungsform
Bei lokaler Anwendung oder wenn Sie ein Spray kurzzeitig zur Linderung inhalieren, sind kaum Nebenwirkungen zu erwarten. Anders bei Tabletten oder Spritzen: In diesen Fällen wirkt das Cortison auf den ganzen Körper. Hier sind unter anderem folgende Nebenwirkungen bekannt:
Neben den speziellen Einnahme- und Dosierungsanweisungen sollten Patienten einer Cortisontherapie Folgendes im Hinterkopf haben:
Erste Studien geben Hinweise darauf, dass Cortison den Verlauf einer Infektion mit Covid-19 positiv beeinflussen kann. In der britischen Recovery-Studie wurde beatmeten Patienten Cortison verabreicht. Das Ergebnis: Die Sterblichkeit sank um 35 Prozent. Bei Patienten, die Sauerstoff bekamen, aber nicht beatmet wurden, half das Medikament der Studie nach ebenfalls. Hier war der Effekt allerdings nicht so groß.
Wer einen milden Verlauf hatte, profitierte jedoch nicht von dem Medikament. Weitere Daten zeigen, dass die frühzeitige Cortisongabe bei schweren Verläufen dabei helfen kann, dass die Betroffenen nicht auf der Intensivstation landen. Für die genauere Einschätzung sind aber weitere Studien abzuwarten. Dann wird klarer, welche Rolle Cortison bei der Behandlung einer Corona-Infektion und ihrer Folgen spielen kann.
Manche Grunderkrankungen könnten sich durch eine Cortisongabe verschlechtern. Das ist beispielsweise bei Diabetes, Bluthochdruck oder Osteoporose der Fall. Oft lassen sich jedoch Wege finden, die Risiken zu minimieren.
Osteoporosepatienten können beispielsweise mit Vitamin D und einer kalziumreichen Ernährung ihre Knochen stärken. Wenn Sie einen bestimmten Cortisonwirkstoff nicht vertragen, sollten Sie sich mit Ihrem Arzt beraten.
Schwangere und Stillende können nach derzeitigen Erkenntnissen Cortison nach Rücksprache mit dem Arzt inhalieren oder auf die Haut auftragen. Dabei gilt das Prinzip: so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Für das Baby geht davon in der Regel keine Gefahr aus.
Eine Therapie mit Tabletten oder Spritzen ist ebenfalls möglich. In diesen Fall müssen der Nutzen für die Mutter und das Risiko für das Ungeborene gut abgewogen werden. Gerade im ersten Schwangerschaftsdrittel ist Vorsicht geboten. Für Schwangere und Stillende sind die Wirkstoffe Prednisolon und Prednison am ehesten geeignet.
Wichtig bei der Behandlung von Stillenden ist allerdings, dass die Kleinen nicht mit dem Cortison in Kontakt kommen – was zum Beispiel bei der Behandlung der Haut rund um die Brustwarzen passieren kann.
Welche Alternativen zu Cortison geeignet sind, hängt sehr von der Erkrankung und den Symptomen ab. Deshalb ist keine allgemeine Aussage möglich. Rheumabeschwerden lassen sich beispielsweise auch durch Antirheumatika, wie Ibuprofen oder Diclofenac, lindern. Schuppenflechte lässt sich oft auch gut mit sogenannten Vitamin-D-Abkömmlingen in den Griff bekommen. Der Einsatz von Cortison lässt sich aber nicht immer vermeiden – insbesondere bei chronischem Asthma.
Letzte Änderung: 19.10.2021
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