Häufiger nächtlicher Harndrang wird oft als Alterserscheinung hingenommen. Doch die sogenannte Nykturie kann Zeichen einer Erkrankung sein, die der Behandlung bedarf. Wir erklären, wie viele Toilettengänge in der Nacht noch normal sind und wann ärztlicher Rat gefragt ist.
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Sie müssen ab und zu nachts zur Toilette, weil sich die Harnblase meldet? Nächtlicher Harndrang ist an sich nicht ungewöhnlich, vor allem wenn Sie abends noch viel getrunken haben. Passiert das allerdings regelmäßig mehr als einmal in der Nacht, sprechen Mediziner von Nykturie. Sie ist an sich keine Erkrankung, aber ein Zeichen, dass im Körper etwas nicht in Ordnung ist.
Männer wie Frauen können unter vermehrtem nächtlichen Harndrang leiden – in jedem Alter. Zwar sind ältere Menschen häufiger betroffen, doch sollten Sie eine Nykturie nicht als zwangsläufige Alterserscheinung hinnehmen. Auch viele jüngere Menschen werden davon aus dem Schlaf gerissen. Von den 20- bis 40-Jährigen muss immerhin jeder fünfte bis sechste nachts raus, um die Blase zu entleeren. In dieser Altersgruppe ist die Nykturie bei Frauen häufiger als bei Männern.
Bei Nykturie kann ein urologisches Problem vorliegen: Etwa wenn die Speicherkapazität der Blase nachlässt oder die Blase bei einer Dranginkontinenz überaktiv reagiert. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn mit zunehmendem Alter die Elastizität des Blasenmuskels nachlässt. Auch ein chronischer Harnwegsinfekt kann zu nächtlichem Harndrang führen. Andererseits kann Nykturie – unabhängig von den Harnwegen – durch unterschiedliche Erkrankungen verursacht sein:
Auch bestimmte Medikamente können eine Nykturie fördern, indem sie die Urinproduktion erhöhen. Dazu gehören beispielsweise:
Nächtlicher Harndrang kann auch auf eine Herzschwäche hindeuten, besonders wenn zusätzlich tagsüber die Beine geschwollen sind. Ist das Herz zu schwach, um für eine ausreichende Blutzirkulation zu sorgen, dringt Wasser aus den Beinvenen ins Gewebe und lässt es anschwellen. Nachts im Liegen fließt das gestaute Wasser wieder ab und gelangt über die Gefäße in die Blase. Deshalb kann es nachts zu vermehrtem Harndrang kommen. Je stärker die Herzschwäche ausgeprägt ist, umso so häufiger drückt die Blase.
Nächtlicher Harndrang ist für Betroffene oft sehr belastend. Nykturie ist eine der häufigsten Ursachen für Schlafstörungen. Müdigkeit, Konzentrationsschwäche oder Kopfschmerzen sind mögliche Folgen. Die zermürbenden Nächte führen mitunter bis zur Depression. Bei älteren Menschen steigt durch nächtliche Toilettengänge zudem die Sturzgefahr und so das Risiko für Knochenbrüche.
Wenn Sie nachts mehr als einmal auf Toilette müssen, weil die Blase drückt, sollten Sie den übermäßigen Harndrang in jedem Fall ärztlich abklären lassen. Ein allgemein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Bewegung und Gewichtsregulation ist immer sinnvoll, um möglichen Grunderkrankungen vorzubeugen. Außerdem kann es helfen, etwa zwei Stunden vor dem Schlafengehen nicht mehr allzu viel zu trinken. Besonders harntreibende Getränke wie Alkohol, Kaffee oder Schwarztee sollten Sie meiden. Gehen Sie auf die Toilette, bevor es ins Bett geht. So hält die Blase leichter bis zum Morgen durch.
Wenn Sie regelmäßig zweimal oder noch häufiger nachts zur Toilette müssen, sollten Sie mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin sprechen. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, kann ein sogenanntes Miktionsprotokoll sinnvoll sein. Darin können Sie festhalten, wieviel Sie getrunken haben und welche Harnmenge wieder ausgeschieden wurde. Bei der Diagnose helfen neben einer körperlichen Untersuchung auch Ultraschall, Urin- und Blutuntersuchung oder ein EKG (Elektrokardiogramm). Manchmal ist eine weiterführende fachärztliche Untersuchung beim Urologen, Neurologen oder Kardiologen erforderlich.
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Da die Nykturie keine eigenständige Erkrankung ist, richtet sich die Behandlung immer nach den Ursachen. Sind diese bekannt, lässt sich mit der entsprechenden Therapie auch der nächtliche Harndrang lindern. Wir haben zu den häufigsten Ursachen der Nykturie mögliche Therapien aufgelistet.
Ein spezielles Blasentraining, bei dem der Gang zur Toilette bewusst hinausgezögert wird, kann helfen, die Blase an größere Füllmengen zu gewöhnen. Der Harndrang setzt dann später ein. In manchen Fällen kommen Medikamente zum Einsatz.
Bei Infekten der Blase oder Harnröhre helfen oft schon Schmerzmittel. In manchen Fällen sind Antibiotika erforderlich.
Je nach Ursache und Stadium der Erkrankung werden Medikamente eingesetzt, um den Blasenmuskel zu entspannen, oder überschüssiges Gewebe wird operativ entfernt.
Führt ein erhöhter Blutzuckerspiegel dazu, dass vermehrt Harn ausgeschieden wird, kommen je nach Form und Ausprägung des Diabetes blutzuckersenkende Medikamente oder Insulin zum Einsatz. Oft hilft schon eine Umstellung der Lebensgewohnheiten mit gesünderer Ernährung und mehr Bewegung, die Blutzuckerwerte zu senken.
Medikamente wie ACE-Hemmer oder Betablocker unterstützen beziehungsweise entlasten den geschwächten Herzmuskel. In manchen Fällen wird ein Herzschrittmacher oder eine Herztransplantation erforderlich. Wichtig ist auch, die ärztlichen Vorgaben zur Trinkmenge zu beachten.
Ist die Nierenschwäche noch nicht weit fortgeschritten, kommen Medikamente zum Einsatz. Später kann eine künstliche Blutreinigung (Dialyse) erforderlich sein.
Je nach Art der Hormonstörung wird das antidiuretische Hormon ADH ersetzt oder der Harn wird durch Medikamente konzentriert und die Ausscheidung verringert.
Durch die nächtlichen Atemaussetzer entsteht im Körper Sauerstoffmangel. In der Folge wird ein Hormon ausgeschüttet, das die Ausscheidung von Wasser anregt. In leichten Fällen der Schlafapnoe kann eine verbesserte Schlafhygiene helfen. Auch der Abbau von Übergewicht oder Hilfsmittel für eine verbesserte Nasenatmung können die Symptome lindern. In schwereren Fällen ist eine Atemwegsüberdrucktherapie (CPAP-Therapie) erforderlich, bei der nachts eine spezielle Maske getragen wird, die einen Überdruck in den Atemwegen erzeugt.
Mit zunehmendem Alter senkt sich die Gebärmutter mehr oder weniger ab, da das tragende Gewebe im Beckenboden schwächer wird. Manchmal wird dadurch Druck auf die Blase ausgeübt. Gezieltes Beckenbodentraining und/oder eine Hormontherapie können gegensteuern. In schwereren Fällen kommt eine Operation in Betracht.
Letzte Änderung: 02.06.2022
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